Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
verstand, dass Ihr und diese dunkle Elfe zu dem Lanzengeneral gehört«, antwortete Elsine schwer atmend. »Beinahe hätte mein erster Blitz Euch beiden gegolten.« Sie sah hinauf zum Dach, wo das Ungeheuer verschwunden war. »Was, bei allen Göttern, ist das gewesen?«
Zokora, die zu der Priesterin geeilt war und nun neben ihr kniete, schloss der Dienerin der Göttin nun sanft die Augen. »Solante wird dich führen«, versprach sie der Toten leise und sprach einen Segen über sie, um sich dann aufzurichten und die Kaiserin mit einer hochgezogenen Augenbraue zu mustern.
»Warum sollte dein erster Blitz uns beiden gelten?«, fragte sie, während sie aufstand und ihre Knie abklopfte. Sie streckte die Hand aus, und die abgetrennte Klaue mit meinem Beutel darin sprang ihr entgegen.
»Ich wurde von anderen Eures Volks lange gefoltert«, antwortete die Kaiserin kühl. »Es hinterließ eine gewisse … Abneigung gegen kleine dunkle Elfen.«
Varosch seufzte hörbar. Die beiden Seras schauten fragend zu ihm hin, worauf er in einer entschuldigenden Geste die Schultern hob. »Ich gewöhne mich nur schwer daran«, erklärte er mit einem schiefen Lächeln. »Früher sind die Leute nicht schreiend davongerannt und wollten mich auch nicht mit einem Blitz bedenken, sobald sie mich nur gesehen haben. Früher«, fügte er mit einem verlegenen Lächeln hinzu, »war ich auch mal größer.«
Zokora bedachte Elsine mit einem langen Blick.
»Du bist die Kaiserin«, stellte sie dann fest, während in der Ferne Rufe und Befehle und das Geräusch von genagelten Stiefeln zu hören waren, ein Zeichen dafür, dass man inzwischen auch in der Garnison verstanden hatte, dass hier etwas geschehen war.
»Das bin ich einst gewesen«, antwortete Elsine. »Jetzt bin ich es nicht mehr. Wie habt Ihr mich erkannt?«
»Als du den Blitz nach dieser Bestie geworfen hast, sah ich Schuppen unter deiner Haut schimmern«, meinte Zokora schulterzuckend.
»Ach das«, sagte die Kaiserin, als wäre es nicht von Belang. »Manchmal geschieht so etwas.«
»Ich hörte davon«, erklärte die dunkle Elfe unbewegt. »Ich weiß nur von einem Drachen, der hier auf zwei Beinen herumläuft, folglich bis du sie.« Zokora wandte sich von ihr ab und schaute erst zu mir hinüber und dann zu Delgere, die weiß, blass und zitternd noch immer mitten auf dem Weg stand und die Kaiserin mit offenem Mund bestaunte. »Offenbar«, meinte Zokora zu ihr, mit einer Geste hin zu Elsine, »hat dein Schutzgeist wahr gesprochen. Wir sind beim Tempel der Astarte, und hier ist jemand, der dir gegen den Verschlinger helfen kann.« Sie versuchte die Finger der Kralle aufzubiegen, die weiter den Beutel in ihrem Griff hielt; da ihr das nicht gelang, benutzte sie ihren Dolch dazu. Sie löste den Beutel und ließ die Kralle wieder achtlos auf den Boden fallen, um sich dann neben mich zu knien und mir den Beutel in die Hand zu drücken. »Und jetzt«, meinte sie zu Serafine, »hilf mir, seine Rüstung zu lösen, bevor er uns erstickt.«
Jetzt, wo sie es erwähnte, stellte ich auch gerade fest, dass ich kaum atmen konnte. Die Welt wurde schon an den Rändern dunkler, doch bevor es dazu kam, schnitt Serafine entschlossen die Riemen an der linken Seite durch. Mit einem lauten, blechernen Knacken sprang das Vorderteil meines Brustpanzers vor … und ich konnte meine Lungen füllen.
Was ich sofort bereute.
Während ich keuchend nach Luft rang und versuchte herauszufinden, wie viele Rippen der Verschlinger mir gebrochen hatte, hielt Serafine mir fast anklagend das Brustteil meiner Panzerung vor Augen. Der zähe Stahl war eingedellt, und an zwei Stellen hatten die Krallen des Ungeheuers ihn sogar aufgerissen.
»Sag du mir noch ein Mal, dass du keine Rüstung brauchst«, beschwerte sie sich, bevor sie den Brustpanzer achtlos beiseite warf. »Wie schlimm ist es?«, fragte sie Zokora.
»Das Schlüsselbein ist gebrochen«, teilte Zokora ihr mit, während sie, ohne größere Rücksicht auf empfindliche Stellen zu nehmen, meinen geschundenen Körper abtaste. »Kaum der Rede wert.«
In meiner Haut fühlte es sich nicht ganz so nebensächlich an. Ich schaute zu der Priesterin hin und schluckte meinen Protest herunter. Im Vergleich zu ihr war ich glimpflich davongekommen. Denn diesmal hätte mir auch Seelenreißer nicht viel helfen können.
Serafine reichte mir ihren Wasserschlauch, ich nickte dankend, während ich ihn mit Händen ergriff, die so sehr zitterten, dass ich das Mundstück kaum öffnen
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