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Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Titel: Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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bevor ich verstand, was hier geschah, hob Hanik seine Hand, die sich noch in der Bewegung in eine schwarze, mit ölig glänzendem Chitin gepanzerte dreifingrige Kralle verwandelte, und schlug zu. Als ob die Zeit stehen bleiben würde, sah ich, wie das Blut auf die frisch gefegten Steinplatten vor dem Tempel spritzte und die Priesterin mit weiten Augen zurücktaumelte, während sie mit beiden Händen versuchte, die fürchterliche Wunde an ihrem Hals zuzuhalten. Unsere Pferde bäumten sich auf, selbst mein sonst so unerschütterlicher Zeus stieg und riss mir die Zügel aus der Hand, im nächsten Moment traf mich seine breite Brust und schleuderte mich zur Seite. Ich rollte mich zur Seite ab, und wie von allein sprang Seelenreißer in meine Hand. Diesmal, dachte ich grimmig, komme ich ihm zuvor … noch hat er nicht geschrien. Diesmal kommt er nicht davon!
    Aber diesmal hatte er gar nicht vor zu flüchten. Ganz im Gegenteil. Zu spät verstand ich, dass er nur ein Ziel hatte. Mich. Sein Fehler, dachte ich grimmig, als die fahle Klinge in einem flachen Halbkreis auf den Verfluchten niederfuhr … und so hart auf den Unterarm der Menschbestie traf, als hätte ich auf Stein geschlagen. Nur dass Seelenreißer auch Stein durchschlagen konnte!
    Die andere Hand des Ungeheuers traf mich mit der Wucht eines Rammbocks in der Magengrube, ich hörte die Rüstung knacken, als die Bänder rissen und die metallenen Lamellen sich verzogen. Wie es kam, dass ich noch stand, wusste ich selbst nicht so genau, doch der nächste Schlag, mit gleicher Wucht ausgeführt, traf mich an der Schulter. Diesmal hörte und fühlte ich auch Knochen brechen, dann lag ich auf dem Boden, und die Kralle fuhr in den Kragen meiner Rüstung. Seelenreißer fuhr hoch und vor … und wurde mir mit einer nachlässig erscheinenden Bewegung aus der Hand geschlagen. In dem Moment riss der Lederriemen; das Ungeheuer hatte, was es suchte. Mit einem Fauchen, das keinem glich, das ich je zuvor gehört hatte, stieß es die Hand, die meinen Beutel hielt, triumphierend in die Höhe … um im nächsten Moment von einem mächtigen Blitzstrahl getroffen zu werden, der es von mir und gegen die Wand der nächsten Baracke warf. Benommen schüttelte sich das Ungeheuer und fletschte seine Zähne, um sich dann aufzurichten und die Reste von Haniks Rüstung abzustreifen.
    »Der Beutel!«, keuchte ich, als die Bestie sich zum Sprung duckte. »Er darf nicht mit ihm entkommen!«
    Wieder zuckte ein Blitz über mich hinweg, doch dieser bildete einen gleißend hellen Bogen, der sich wie eine Peitsche wand. Mit den ohrenbetäubenden Einschlägen von Tausenden von Blitzen wand sich die gleißende Peitsche um das Handgelenk des Ungeheuers, das sich bereits im Sprung zum Dach der Baracke befunden hatte, und riss es zurück, sodass es neben mir hart auf dem Boden aufschlug, während seine rechte Klaue mit dem Beutel darin gut fünf Schritt von uns in den Garten fiel, wo die Tempelschülerin erschreckt aufschrie.
    Die Bestie war direkt neben mir gelandet, und das Schlimmste an dem hasserfüllten Blick, den sie mir nun zuwarf, war, dass es noch menschliche Augen waren. Das Ungeheuer reckte mir den Armstumpf entgegen, und ich sah einen dunklen violetten Schleier auf mich zukommen, einen solchen hatte ich zuletzt im Gasthof gesehen, als es das Leben aus den Körpern der unglücklichen Soldaten saugte.
    Eisige Kalte berührte mich, zugleich schien ich zu brennen. Ich wollte schreien, irgendetwas tun, aber ich war hilflos, wie gelähmt … doch nicht ganz, denn als ich mich gegen diesen dunklen Schatten stemmte, fühlte ich ihn, spürte ich seine Substanz, konnte ihn berühren, formen … und zurückwerfen.
    Ob ich es war oder der nächste Blitz, vermochte ich nicht zu sagen, das Ungeheuer flog wie von einer eisernen Faust getroffen zurück, überschlug sich, kam auf muskulösen, ölig gepanzerten Beinen auf … sprang in einem ungeheuerlichen Satz hoch zum Dach der nächsten Baracke … und war verschwunden.
    »Havald!«, rief Serafine verängstigt, als sie sich auf mich stürzte. »Bist du … hast du …«
    »Mir fehlt nichts«, versuchte ich sie zu beruhigen. Es kam etwas gepresst heraus.
    »Bis auf ein paar gebrochene Knochen«, meinte Varosch trocken, während er seine Armbrust nachlud. »Ich habe sie bis hierher brechen hören.« Er wandte sich unserer Retterin zu und verbeugte sich höflich vor ihr. »Habt Dank für diese unerwartete Rettung.«
    »Dankt mir gleich zweimal, dass ich

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