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Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Titel: Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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eigentlich nicht nötig«, fügte sie hinzu und bedachte die beiden Figuren mit einem letzten Blick. »Man kann erkennen, dass sie verwandt miteinander sind. Götter … Havald«, hauchte sie dann und trat an mich heran, um mich zu halten, als ich weinte. Als all der Schmerz über mich hereinbrach, den ich so lange ferngehalten hatte …
    »Wer war sie?«, fragte sie mich später. Sie hatte eine Flasche Wein in meinem Packen gefunden, jetzt saß ich auf dem Stuhl vor dem Kamin, hielt den Becher in meiner Hand und starrte auf die sauber ausgefegten, geschwärzten Steine, auf denen Leandra neues Feuerholz hatte stapeln lassen. Jemand hatte sich viel Mühe gegeben, mein altes Quartier so herzurichten, dass kaum etwas daran erinnerte, wie lange es her war, dass ich das letzte Mal hier gesessen hatte. Nur ein leicht muffiger Geruch hing noch in der Luft. »War … war Eleonora deine Tochter?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Hältst du mich für so frei von Ehre, dass ich meinen König derart verraten hätte?«
    »Natürlich nicht«, wiegelte sie hastig ab. »Aber wie …«
    Ich seufzte. »Du kennst die Geschichte, wie ich an Seelenreißer geriet? Meine Heimatstadt Kelar wurde belagert, und die Priester der Götter suchten jemand, der mit seinem Schwert in der Hand durch Soltars Tor gehen würde, um die Belagerung zu durchbrechen und Hilfe für die bedrohte Stadt zu erbitten. Soltars Tor war ein Steinbogen auf einer hohen Klippe, dorthin brachte man die, die man verurteilt hatte, und stieß sie die Klippe hinunter. Niemand wollte sterben, um die Stadt zu retten, also bot man immer höhere Belohnungen an. Ich war nur ein einfacher Schweinehirte, mein Leben war nichts wert, doch Arliane …« Ich lachte befreit. »Jetzt ist er mir wieder eingefallen! Arliane, das ist der Name meiner Schwester!« Ich sah sie bittend an. »Kannst du ihn dir merken, falls ich ihn wieder vergessen sollte?«
    Sie lächelte ein wenig traurig. »Ich werde ihn behalten. Was war mit ihr?«
    »Sie war zwölf damals. Ein liebes Kind, das mir kaum Sorge machte, mit einem Herz, größer als die Weltenscheibe. Wenn Kelar fiel, dann würde es ihr nicht gut ergehen, sie war zu jung, ich befürchtete, sie würde das Schleifen und Plündern der Stadt nicht überleben … und das, was siegestrunkene Soldaten mit den Frauen solcher Städte … du weißt, was ich meine.«
    Sie nickte.
    »Da ich nicht damit rechnete zu überleben und ich den Preis selbst bestimmen konnte, forderte ich vom Rat der Stadt zwei Dinge: Zum einen, dass sie vor der Stadt einen Apfelhain anlegen sollten, und jeder, der Hunger litt, sollte sich bei den Äpfeln bedienen dürfen, und es sollte ein Haus dort errichtet werden, um den Reisenden einen Ort zur Rast zu geben.« Ich lächelte. »Das war damals noch mein Traum gewesen, irgendwann einen Apfelhain zu besitzen und die Äpfel dann zum besten Wein zu keltern, den die Südlande jemals geschmeckt haben. Dies also forderte ich für mich. Für meine Schwester dagegen forderte ich, dass man sie ausbilden sollte wie eine Tochter aus gutem Haus und sich bemühen, einen guten Ehemann für sie zu finden, von Stand, sodass ihre Kinder nie darben müssten, wie es uns geschehen war.« Ich holte tief Luft. »So geschah es. Vielleicht auch, weil sie es vor den Priestern aller drei Götter hatten schwören müssen und die Rettung von Kelar als ein Wunder galt, hielten sich die Räte der Stadt daran. Sie fanden einen guten Mann für sie … den jüngsten Sohn des Königs von Illian, ein eher ruhiger und belesener junger Mann, dem die Streitlust seines Vaters und seiner Brüder abging. Ihre Tochter gebar einen Sohn, und dieser dann fand sich plötzlich im Besitz der Krone wieder, nachdem Streitlust, Mord und Krankheit den anderen Ast der Familie hinweggefegt hatten. Um den Thron zu sichern, musste er eine Cousine ehelichen, die dem alten Königshaus entstammte, aus dieser Verbindung ging Eleonoras Linie hervor, die sich zum größten Teil dadurch auszeichnete, dass sie gewalttätig, dumm und oftmals dem Wahn verfallen war.« Ich sah in meinen Becher herab, der Wein darin erschien mir rot wie Blut. »Sie hat ihn im Schlaf ermordet, weißt du? Sie fand, dass er die Krone nicht verdiente. Lange dachte ich, das Kind, das sie gebar, wäre nicht von ihm gewesen, und so glaubte ich das Erbe meiner Schwester in dieser Linie schon verloren, als mich Eleonoras Großvater an den Hof bestellte, um aus dem schwächlichen Prinzen einen Mann zu machen … nur

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