Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
sich auf das Bett fallen und verzog das Gesicht.
»Götter?«, stieß sie aus. »Verwendet ihr hier Matratzen aus Stein?«
»Gepresstes Pferdehaar«, erklärte ich, während ich ans Fenster trat und es knirschend aufzog, um mir dann einen langen Blick auf den kleinen Garten zu erlauben, der hier zwischen hohen Mauern lag. In den letzten Jahren hatte sich wohl niemand darum gekümmert, er war wild überwuchert.
»Was stand in der Nachricht, dass es der Leutnant so eilig damit hatte?«, fragte sie. Über das Wiedersehen mit Leandra und die etwas hektische Ankunft hatte ich es fast vergessen.
Ich brach das Siegel und löste das Deckleder, las und reichte das Meldebrett wortlos an sie weiter.
»Er ist also in Askir«, stellte sie tonlos fest.
»Es war zu erwarten«, nickte ich. »Ich weiß nicht, wie wir es hätten verhindern können. Früher oder später wird er uns auch hierher folgen.«
Man hatte die ausgetrocknete Leiche eines Lanzenleutnants in Braunfels entdeckt, obgleich dieser bereits am Vortag nach Askir zurückgegangen war. Er war uns also weiterhin auf den Fersen.
»Vielleicht sollten wir Leandra fragen, ob wir das Tor vorerst schließen können«, meinte Serafine leise und legte das Meldebrett zur Seite. »Die Bauarbeiten, die nötig sind, um den Zugang zu verbreitern, könnten uns einen Vorwand liefern.«
Ich schüttelte den Kopf, mir war durchaus aufgefallen, mit welcher Sorgfalt die Soldaten die Mehlsäcke von den Karren genommen hatten. Der Hunger hatte Illian noch nicht erreicht, doch die meisten Speicher in der Kronstadt waren schon bedenklich leer. Auch wenn die Enge des Gangs, der zum Tor hinunterführte, den Warenverkehr begrenzte, war es doch leicht zu erkennen, wie wichtig das Tor für die Kronstadt werden würde. »Sie würde ablehnen.«
»Sie sieht gut aus«, sagte Serafine leise.
»Wer?«, fragte ich.
»Leandra.«
»Ja«, nickte ich. »Das tut sie.«
Leandra hatte nicht viel Zeit für uns gehabt, gerade genug, um uns am Tor zu begrüßen, gleich darauf eilte sie wieder davon, es gab wohl ein Treffen mit den Ratsherren der Stadt.
»Du kennst dich ja hier aus. Wir haben dein altes Quartier herrichten lassen, richtet euch zuerst einmal dort ein. Kommt zur siebten Glocke in die große Halle, dann werde ich auch die Zeit haben, euch anständig willkommen zu heißen.« Und damit war sie davongerauscht und hatte es mir überlassen, unsere kleine Gruppe zu ihren Quartieren zu führen.
Es hatte nur einen kleinen Vorfall gegeben.
Als wir die Tür zum Gästetrakt aufstießen, standen uns zwei Soldaten der königlichen Wache gegenüber. Während sie salutierten und sich der eine abwandte, um uns mit einer Geste weiter in den Gang zu führen, hatte der andere Zokora erblickt … und war dort, wo er stand, mit einem erstickten Laut zusammengebrochen.
»Vor Schreck gestorben«, hatte Zokora festgestellt, als sie sich neben den Toten kniete und ihm am Hals den Puls fühlte. Als sie wieder aufstand, sah sie sich dem anderen Wachsoldaten gegenüber, der zitternd und kreidebleich mit gezogenem Schwert vor ihr stand. »Wenn du flüchten willst, dann flieh«, riet sie dem Mann und wies mit einer Hand zur Tür. »Doch damit «, fuhr sie fort, als sie mit der anderen Hand das Schwert des Mannes beiseiteschob, »machst du dich nur lächerlich.«
Mit einem erstickten Laut ließ der Mann seine Waffe fallen und rannte laut schluchzend durch die Tür davon. Wir sahen ihm schweigend nach.
»Unsere Quartiere liegen dort vorn? Die fünfte Tür auf der linken Seite?«, fragte sie mich dann.
Ich nickte nur. Sie sah suchend zu Varosch hin. »Kommst du?«
»Ich gebe ihm nur noch den Segen«, meinte dieser rau und starrte auf den Toten herab, während Ser Yoshi sich all das besah.
»Ich verstehe das nicht«, sagte Ragnar kopfschüttelnd. »Warum haben sie alle eine solche Angst vor Euch?«
»Ich bin eine dunkle Elfe«, erklärte Zokora. »Sie erschrecken kleine Kinder mit Geschichten über mein Volk.«
»Und?«, fragte Ragnar verständnislos. »Der hier ist erwachsen.«
»Ja«, sagte Varosch an ihrer Stelle mit belegter Stimme. »Er war alt genug, um zu wissen, dass all diese Geschichten stimmen.«
Zokora schnaubte verächtlich. »Das war kaum der Grund, weshalb er starb. Der hier stammt wahrscheinlich von einem unserer entflohenen Sklaven ab und trug noch Spuren eines alten Zaubers, der sich auf ihn vererbte. Das wird ihn getötet haben«, meinte sie und griff sich ihren Packen. »Er kam nicht zurecht
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