Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
in dem die Kinder lagen, und sagte mir, ich könne nach dem Kind dort suchen. Nur hatte ich es vorher nie gesehen. Niemand konnte mir etwas über das Schicksal des Kindes oder seines Eheweibes sagen, nur wusste ich, dass Säuglinge und Mütter, die gerade niedergekommen waren, meist zu den ersten Opfern einer Pest zählen.«
Ich stellte Marthilds Mutter zurück auf ihren Platz und wies auf eine Gruppe spielender Kinder. »Das sind sie«, sagte ich. »Meine Tochter hatte die goldenen Haare ihrer Mutter und blaue Augen, mein Jüngster kam nach mir … aber frage mich nicht nach ihren Namen … ich habe sie vergessen.«
»Es tut mir leid«, flüsterte Serafine.
»So etwas geschieht … Hast du Kinder gehabt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Jerbil und ich wollten warten, bis wir die Legion verlassen hatten. Wie ging es mit Marthild weiter? Hast du Kontakt gehalten?«
»Nein. Ihre Mutter hielt es für besser so, und ich stimmte ihr zu. Wir wollten nicht, dass Marthilds Ruf gefährdet wurde. Ich sah sie ab und an, wenn ich in der Gegend war. Aus der Ferne.« Ich seufzte wehmütig. »Als Kind besaß sie dieses silberne Haar und violette Augen. Beides verlor sie mit der Zeit, aber sie war klug und besaß vielerlei Talente. Und schön war sie. Ich sah noch gelegentlich nach ihr, auch wenn ich mir nie sicher sein konnte, dass sie meine Tochter war.« Ich lächelte, als ich mir eine Erinnerung zurückrief, in der ich sie von einem Baum aus beobachtete, während sie an einem Teich die Schwäne fütterte. »Eines Tages kam ein Ritter daher, erblickte sie … und es verlangte ihm nach ihr. Sie wollte sich ihm nicht im Heu ergeben, nicht eine Eroberung sein, die er vergessen würde, sobald er dann weiterritt. Sie gewann sein Herz und er das ihre und ehelichte sie.«
Ich griff eine der Figuren von dem Regal, um sie ihr zu reichen.
»Schau. Das ist sie.«
»Sie sieht dir wenig ähnlich«, meinte sie, während sie sich die Figur besah.
»Ich sagte ja, ich bin nicht sicher. Du siehst, wie schlank sie ist … das Erbe der Elfen war überdeutlich in ihr. Sie hatte eine Tochter, die sie nach ihrer Großmutter nannte. Lenere. Marthild kränkelte nach ihrer Geburt und starb, bevor das Kind drei Monate alt war. Sein Vater heiratete nicht wieder, und Lenere … sie wuchs ungewöhnlich auf.« Ich lachte leise. »Puppen waren nichts für sie, und sie war ein freier Geist. Sie konnte reiten wie ein Dämon und brachte ihren Vater mit ihren Unternehmungen fast um den Verstand. In ihr war, wie gesagt, das Erbe der Elfen überdeutlich, und diese violetten Augen …« Ich schüttelte erheitert den Kopf. »Als sie älter wurde, machte man ihr oft den Hof, sie aber wies einen Antrag nach dem anderen ab. Doch dann erweckte sie königliche Gier. Elfred sah sie, als er zu Gast auf der Burg ihres Vaters war, und als sie auch sein Werben abwehrte, befahl er ihrem Vater, sie ihm ins Bett zu geben. Als dieser sich weigerte, stellte er Lenere vor die Wahl, sich ihm zu geben, entweder ohne den Kopf ihres Vaters vor ihrem Bett oder eben mit. Du kannst dir denken, wie sie wählte. Doch Leneres Vater hatte Freunde … und nicht geringen Einfluss, und es gab genügend, die sich empörten. Um dem drohenden Aufstand zu entgehen, schwor Elfred, dass er Lenere lieben würde und machte sie zu seiner Königin. Vielleicht hat er sie ja tatsächlich geliebt, wenn auch auf eine wahnhafte Art. Er war einer dieser Könige, die sich stets genommen haben, was ihnen gefiel, und sich zudem im Recht dabei wähnten.«
»Er, der von deiner Schwester abstammte, verging sich an deinem Kindeskind?«, fragte Serafine ungläubig.
Ich nickte knapp. »Wenn Marthild meine Tochter war. Was Lenere und Elfred angeht, ich erfuhr zu spät davon, vielleicht hätte ich es noch verhindern können, so aber …« Ich zuckte mit den Schultern. »Glaube mir, als ich ihn die Treppe hinunterfallen ließ, gab es nichts daran, was ich je bereuen würde. Er mochte das Blut meiner Schwester in sich tragen, aber er war nichts als ein wilder Hund.«
»Gab … gab es Kinder aus dieser Verbindung?«
»Ja«, sagte ich bitter. »Sie kam zweimal für ihn nieder. Der erste Sohn wurde als Kleinkind während einer königlichen Jagd von einer wilden Bestie gerissen, als die Jagd in ein Gelage ausartete und man vergaß, sich um das Kind zu kümmern. Elfred hat das Kind mit auf die Jagd genommen, um es der Mutter vorzuenthalten, und es dann vergessen. Das andere überlebte nicht bis zur Geburt, die
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