Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Titel: Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
Tritte des Vaters in den Leib der Mutter brachten es schon vorzeitig zu Soltar. Lenere hasste Elfred nicht nur dafür, denn sie liebte einen anderen. Schon bevor Elfred sie sich genommen hatte. Wer das war, weiß ich nicht zu sagen, ich weiß nur, dass er schon tot war, gefallen in irgendeiner Schlacht, bevor Elfred Lenere in sein Bett erpresste. Was wohl auch der Grund war, weshalb sie all die abgewiesen hat, die um ihre Hand geworben haben.«
    »Hatte Lenere weitere Kinder?«
    »Fünf«, teilte ich ihr lächelnd mit. »Diesmal mit einem guten Mann, und sie schien mir glücklich, ich zog mich dann zurück von ihr. Die Königskrone ging an den Bruder ihres Mannes, und sie mied auch für lange Zeit den Hof, also glaubte ich sie sicher.«
    »Vielleicht hast du also doch irgendwo Familie?«
    »Ja. Vielleicht. Irgendwo. Ich hoffe, es erging ihnen besser als Lenere. Ich gab es auf, ihre Spuren zu verfolgen, als Eleonora geboren wurde.«
    »Du musst diesen Elfred gehasst haben«, stellte Serafine fest.
    »Nein«, widersprach ich. »Das war er mir nicht wert. Ich habe ihn verachtet. Was nicht das Gleiche ist. Ich ließ ihn die Treppe hinunterfallen, damit er nicht Lenere tötet, oder gar ein weiteres Kind. Hass war er mir nicht wert.«
    »Deshalb also bist du vor ihr geflohen«, stellte sie mit einem leisen Lächeln fest. »Und nicht, weil du sie nicht liebtest.«
    »Oh, ich liebte sie«, gestand ich Serafine. »Ich tue es wohl auch noch immer, nur eben nicht auf die Art, die sie erhoffte. Wäre sie meine Enkelin gewesen, hätte es gegen das Gesetz der Götter verstoßen. Ich wollte mich ihr nicht offenbaren … also floh ich von ihr.« Ich stellte Marthilds Figur zurück in das Regal, neben die von Lenere. »In Blixens Bericht über die Geschehnisse, die zu Leandras Krönung führten, findet sie Erwähnung, sie hat also die Wirren überlebt. Wenn die Königin in der großen Halle speist, dann ist es ein politisches Ereignis. Sie wird dort zu finden sein. Sie kann nicht anders, sie hielt schon immer ihre Finger in jeden Brei, der jemals in Illian kochte.«
    »Du bist stolz auf sie«, grinste Serafine.
    »Ja. Sehr. Nur dass sie es nicht weiß.«
    »Weißt du, was du ihr sagen willst?«
    Ich schüttelte den Kopf und lachte dann fast wider Willen. »Ich sollte es mir überlegen. Sie ist alt geworden, aber sie wird immer noch so sein wie früher, stur und unbändig, stolz und gerissen und kaum bereit, ein Nein zu ertragen. Wenn sie mich sieht, wird sie wie der Bolzen einer Armbrust sein … oder wie ein Rammbock. Sie wird mich in eine Ecke drängen, mir den Rückzug abschneiden und mich nicht eher gehen lassen, bis sie ihre Antwort hat!«
    »Diese Beschreibung erinnert mich an jemand«, lächelte Serafine. »Ich denke, dieser Abend wird für Unterhaltung sorgen.«
    Sie warf einen letzten Blick auf das Regal mit den Figuren. »All diese Menschen«, seufzte sie. »So ein langes Leben. Jeden Einzelnen von ihnen hast du berührt. Kein Wunder, dass du derart in die Geschicke dieses Lands verstrickt bist.« Sie sah mich ernsthaft an. »Vielleicht hat die Kaiserin ja recht in dem, was sie über dich sagt. Dass du all das veränderst, was du berührst. Du hast dieses Land weitaus mehr geprägt, als es jemand auch nur ahnen kann.«
    »Nur will ich nicht, dass jemand davon erfährt. Bitte versprich mir das«, bat ich sie.
    Sie sah mich lange prüfend an.
    »Es ist dein Leben, Havald«, sagte sie leise. »Mir steht es nicht zu, daran zu rühren. Aber hab Dank, dass du mir von dir erzählt hast.«
    Ich warf einen letzten Blick auf das Regal mit den Figuren. So viele waren es, und sie alle hatten mir etwas bedeutet, sonst hätte ich ihre Form nicht in Holz gefasst. Doch selbst jetzt, da ich ihre Figuren vor mir sah, wusste ich bei den meisten nicht mehr, wer sie einst gewesen waren. Zokora schien niemals etwas zu vergessen, ich sollte sie fragen, wie ihr das gelang. Vielleicht war es ein Trick, den sie mich lehren konnte.
    Oder, dachte ich, als ich mich abwandte und daran machte, meinen Packen auszuräumen, vielleicht sollte ich sie nicht fragen. Vielleicht war es gut, dass ich vergessen konnte.
    Dem Verschlinger war es durch einen Fluch verwehrt. Ich hielt inne und zog den Beutel heraus, der die Stücke des Tarn enthielt, und schüttete sie in meine Hand, um sie zu mustern. Asela hatte den größten Teil der Nacht damit verbracht, sie sorgsam zu studieren. Für mich sahen sie noch immer gleich aus, Stücke einer gebrochenen Krone, für

Weitere Kostenlose Bücher