Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
Priester befand sich noch im Gespräch mit Leandra und bekam von alldem nur wenig mit. »Nur das, was ich in der letzten Kerzenlänge von Stabssergeantin Grenski erfahren habe, die so freundlich war, mir meine Fragen zu beantworten, wenigstens die, bei denen sie es durfte«, sagte er jetzt zu ihr. Er lächelte ein wenig. »Sie war voll des Lobs für Euch.«
Was die hartgesottene Stabssergeantin, die wie üblich neben Blix stand, tatsächlich dazu brachte zu erröten.
Als die schweren Bronzetüren knirschend aufgezogen wurden, schlug uns nicht nur eine eisige Kälte entgegen, es offenbarte sich für uns ein Blick in einen Tempel Borons, der dunkler war, als er es hätte sein sollen. Auch wenn ein Tempel Borons meist eher einer Festung glich denn einem Gotteshaus, war es auch bei ihnen üblich, dass der Blick des Gläubigen zuerst in die große Halle fallen sollte, in der der Gott auf seiner Insel stand; meist achtete man zudem darauf, dass das Sonnenlicht, das durch die hohen Fenster schien, ihm schmeicheln sollte. Das war hier nicht anders, nur dass das Licht die Statue des Gottes kaum zu erreichen schien … es war, als ob dunkle Schwaden sie verhüllten. Der Tempel hier in Illian war im Vergleich zu dem in Askir klein, von der Schwelle bis zu der Brücke, die über den mit Weihwasser gefüllten Graben zu der Insel reichte, waren es kaum mehr als zwanzig Schritt. Nahe genug, um von der Schwelle her Bruder Faban zu erkennen, der mit ausgestreckten Armen vor dem Abbild seines Gottes lag, die Dunkelheit, die den Tempel erfüllte, schien von ihm auszugehen.
Selbst der Boden und die Wände, die Gaben in der Opferschale rechts neben dem Eingang, alles war von einer Schicht Raureif überzogen, und die Kälte, die uns entgegenschlug, war so stark, dass sie unseren Atem sichtbar machte, noch bevor wir einen Schritt getan hatten.
Direkt vor uns, einen halben Schritt vor dem Tor zusammengebrochen, die eine Hand in unsere Richtung ausgestreckt, als wolle er uns um Hilfe bitten, befand sich die reifbedeckte Leiche eines Tempelschülers, das Gesicht unter den glitzernden Kristallen eine Maske voller Schmerz und Angst.
»Majestät«, brachte Sarann mühsam hervor, als sie sich zwischen uns hindurchdrängte, um dann einen Blick in diesen dunklen, kalten Tempel zu werfen. »Bitte, Hoheit, geht dort nicht hinein.«
»Wartet«, bat auch der Priester Tarmus. Er ging zu seinem Packen, der noch am Fuß der Treppe lag, und wühlte darin, um aus vier Teilen einen schweren Streitkolben zusammenzuschrauben, dessen Kopf aus Silber war. »So«, sagte er grimmig und hob den Streitkolben mit beiden Händen vor sich an, als ob er eine Fackel trüge. »Jetzt können wir der Dunkelheit entgegentreten.«
»Es mag eine Falle sein«, beschwor Sarann noch immer ihre Königin. »Der Feind kennt Euch, er weiß, dass er Euch so locken kann!«
»Ja«, nickte Leandra. »Das weiß ich auch.« Sie wandte sich vom Tempel ab, und für einen Moment atmete Sarann erleichtert auf, doch Leandra ging nur zu ihrem Pferd, um dort Steinherz vom Sattel abzuhängen.
»Würdest du auf mich hören, wenn ich dich bitte, dem Tempel fernzubleiben?«, fragte ich leise Serafine.
»Oder du auf mich?«, fragte sie mit einem schiefen Lächeln, dann schüttelten wir beide den Kopf. Sie seufzte und lachte leise. »Irgendwann wird es uns das Leben kosten.«
»Nicht heute«, versprach ich ihr und löste Seelenreißer in seiner Scheide. »Heute nicht.«
Ich wandte mich an Blix.
»Ihr achtet darauf, dass uns niemand folgt … und was sonst noch geschieht. Sucht den anderen Eingang, er liegt dort hinten, auf der rechten Seite, und postiert dort auch Wachen … und schickt einen Boten nach Asela.«
»Alles schon geschehen«, antwortete er, während er besorgt an mir vorbei in den dunklen Tempel schaute. »Sollen wir Euch nicht begleiten?«
»Stahl und Mut sind vielleicht nicht genug«, ermahnte ich ihn. »Ihr seid mir vor dem Tor von größerem Nutzen.« Ich musterte die Torflügel, den Raureif, der an der Luft langsam zu schmelzen begann. »Verkeilt das Tor«, bat ich ihn dann. »Ich will nicht, dass es sich hinter uns schließen kann.«
»Sind wir bereit?«, fragte ich, und alle nickten. Bruder Tarmus schickte sich an, den ersten Schritt zu tun, doch in der Zeit, die er brauchte, um sich zu sammeln und seinen Streitkolben fester zu greifen, hatte Zokora ihn bereits für ihn getan. Als hätten sie es abgesprochen, teilten sie und Varosch sich auf, sie links, er rechts,
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