Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
euch. Euch beiden«, ergriff Serafine wieder das Wort. »Bevor ihr euch heimlich nacheinander verzehrt, ist es mir lieber, ihr tut es offen. Und wenn ihr euch umarmen wollt, bei allen Göttern, dann tut es, und springt nicht wie ertappte Lausbuben auseinander, wenn euch einfällt, dass ich euch sehe. Aber in einem ziehe ich die Grenze, Havald. Du schläfst in meinem Bett.«
»Werde ich überhaupt gefragt?«, protestierte ich.
»Nein«, antworteten sie beide gemeinsam; Serafine lachte. »Das ist auch besser so. Du versaust es sonst nur wieder.«
Bevor ich etwas sagen konnte, hämmerte es hart an der Tür. Ich sprang auf und öffnete sie einen Spalt, um mich Sarann gegenüberzusehen.
»Wir brauchen noch einen Docht«, teilte ich ihr mit und schloss ihr die Tür wieder vor der Nase, um kopfschüttelnd von Serafine zu Leandra zu sehen. »Es …« Ich hob die Hände und ließ sie wieder fallen. »Ich sage besser nichts.«
»Kluge Entscheidung«, lobte mich Serafine, während sie achtlos ihr Hemd abstreifte, um sich kurz zu waschen und rasch anzukleiden. »Wer war das eben?«
»Die Hand der Königin.« Ich sah zu Leandra hin. »Sie scheint fast schon fanatisch auf dein Wohlergehen bedacht.«
»Sie nimmt es sich selbst übel, dass sie mich verraten hat und versucht es wiedergutzumachen.« Leandra seufzte und tat eine hilflose Geste. »Ich weiß noch nicht so recht, wie ich damit umgehen soll, wenn jemand schwört, für mich zu sterben. Mir scheint fast, sie wartet nur auf eine Möglichkeit, es mir zu beweisen, wie ernst es ihr damit ist. Bei der Gelegenheit …?«
»Ja?«
»Wolltest du dich nicht auch ankleiden?« Ihr Blick glitt bedeutsam über meine nackten Beine. Doch als ich verlegen lachte und nach meinen Hosen greifen wollte, schüttelte sie nur leicht den Kopf. »Ich denke, deine Rüstung wäre angebrachter.«
»Wann hat sie dich verraten?«, fragte ich Leandra, als wir die Straße hinuntergingen, die von der Kronburg zum Marktplatz führte, wo auch die Tempel standen. Wir ritten, denn vom Rücken eines Pferdes hatte man eine bessere Übersicht, doch die Eskorte folgte uns zu Fuß, und Sarann schlich ebenfalls irgendwo herum. Varosch und Zokora begleiteten uns ebenfalls, in helle Roben gehüllt und die Kapuzen heruntergezogen, damit sie nicht aus Versehen Angst auslösten, auch Yoshi war dabei, nur Ragnar fehlte. Nicht weil er einen Rausch ausschlief, sondern weil er seinen Geschäften nachging. Es gab nur noch zwei freie Städte in den Südlanden, Illian und Coldenstatt, und am Tag zuvor hatte er mir erzählt, dass man ihn dazu überredet hatte, dort das Amt des Bürgermeisters anzunehmen. So wie er es mir beschrieben hatte, hätte man meinen können, dass er von seinem Begräbnis sprach.
»Blix hat in seinem Bericht davon kein Wort erwähnt.«
»Weil ich ihn darum gebeten habe«, antwortete Leandra und lächelte, als eine Mutter ihr Kind hochhob, damit es die Königin besser sehen konnte. Tatsächlich schien es mir, als würde man den seltsamen Ser in seinem Seidenkleid noch mehr bestaunen. »Graf Render benutzte ein Talent, um sie zu verführen. Sie hat Schwierigkeiten, damit zurechtzukommen.« Leandra seufzte. »Sie wäscht sich immerzu.«
»Ich wusste nicht, dass Render ein Talent besaß.«
»Er hatte es gestohlen.«
»Er war ein Nekromant?«, fragte ich erstaunt und verfluchte Blix für seinen Bericht. Was taugte der, wenn nur die Hälfte darin stand?
»Nein«, sagte Leandra. »Er wollte einer werden. Nur kam es nicht dazu.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich fühlte noch nie so eine Genugtuung, jemanden zu erschlagen, wie bei ihm, selbst bei Celan nicht.« Sie sah zurück zu Sarann, die misstrauisch die Gesichter der Leute am Wegesrand beäugte. »Gerade wegen Celan verstehe ich nur zu gut, warum sie sich beständig waschen will«, fügte sie dann leiser hinzu. »Aber dabei kann ich ihr nicht helfen.«
Als wir den Borontempel erreichten, fanden wir dort eine su’Tenet von kaiserlichen Legionären vor, die den Platz vor der Treppe absperrten. Auch Blix und Grenski warteten dort auf uns. Und eine Menschenmenge, die sich schweigend vor dem Tempel eingefunden hatte und dort der Dinge harrte. Mittlerweile war eine volle Tenet, eine Hundertschaft kaiserlicher Legionäre, durch das Tor nach Illian entsandt worden, jeder Einzelne von ihnen ein Veteran, selbst wenn Kasale sie wahrscheinlich schmerzlich vermisste, denn sie gehörten alle der zweiten Legion an.
Es lag Überlegung darin, die
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