Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
Kopf. »Bei all dem, was er ihr angetan hat, hat er scheinbar doch Gefühle für sie gehegt. Das macht es irgendwie schlimmer.«
Sie setzte den Becher hart ab. »Lass uns schlafen gehen, Havald. Und halte mich dabei.«
Ein Dämon aus Eis
30 Am nächsten Morgen klopfte es an der Tür, und als ich diesmal öffnete, Seelenreißer in der Hand, war es kein Page, sondern Leandra selbst. Sie trug wieder ihre Rüstung, aber nicht Steinherz.
»Ihr müsst mich zum Borontempel begleiten«, begrüßte sie mich erschöpft. »Es ist Bruder Faban.«
»Was will er von dir? Hat er nicht schon genügend Unheil angerichtet?«, fragte ich erbost, doch sie schüttelte den Kopf.
»Es ist ihm etwas zugestoßen.«
Sie sah so unglücklich drein, dass ich nicht anders konnte, als sie in den Arm zu nehmen. Zuerst floss sie mir entgegen und gab einen leisen Seufzer von sich, als ich sie in den Armen hielt, doch dann versteifte sie sich und stieß mich von sich, während eine Röte in ihrem Gesicht aufstieg.
»Es … es tut mir leid«, stammelte sie. »Ich hätte …«
Ich drehte mich um, und dort stand, wie nicht anders zu erwarten, Serafine. Was dann auch meine Ohren brennen ließ.
»Sie sah so traurig aus …«, versuchte ich es zu erklären, doch Serafine schüttelte nur leicht den Kopf und hob die Hand. »Schließe die Tür«, wies sie Leandra in einem Ton an, der keinen Widerspruch duldete. Leandra von Girancourt, Maestra und Königin der Südlande, schloss folgsam die Tür, um dann unglücklich dreinzusehen und ihre Finger ineinander zu verknoten.
»Setzt euch«, befahl Serafine. »Dorthin.« Sie wies auf das Bett.
Wir setzten uns.
Serafine zog meinen Lieblingsstuhl heran, setzte sich darauf und bedachte uns beide mit einem funkelnden Blick. Sie hatte nur ihr Hemd an und sah verwuschelt aus, und ihre wohlgeformten langen Beine machten es mir nicht leichter.
»Was wäre geschehen, Havald, wenn Eleonora jemand anderen für ihren Thron bestimmt hätte? Hättest du Leandra dann auch zurückgewiesen?«
»Das ist müßig, und wir haben Wichtigeres zu tun. Wir …« begann ich, nur um von ihrem Blick zum Schweigen gebracht zu werden.
»Die Wahrheit, Havald.«
Ach, Götter. »Nein. Aber …«
»Was ist mit dir, Leandra?«, fragte Serafine, bevor ich Weiteres sagen konnte. »Liebst du ihn?«
»Das weißt du doch«, sagte Leandra mit mehr Fassung, als ich gerade aufbringen konnte.
»Gut«, nickte Serafine.
»Gut?«, fragte ich erstaunt.
»Ja«, sagte Serafine und schien entnervt. »Gut. Die halben Südlande wissen, dass ihr beiden eine Liebschaft hattet, und das ganze Kaiserreich! Sie liebt dich, und du liebst sie. Immer noch. Fein. Das haben wir dann jetzt geklärt.« Sie hob die Hand, als ich etwas sagen wollte, und wandte sich Leandra zu, die jetzt mehr wie ein kleines Mädchen wirkte als wie eine Königin. »Wir sprachen bereits darüber«, sagte Serafine sanft. »Ich weiß nicht, ob ich teilen will und kann …« Sie lachte leise. »Jedenfalls weiß ich, dass du keine Jungfrau bist, die von ihrer Mutter angestiftet wurde.«
»Ich hoffe nicht.« Ein leises Lächeln spielte um Leandras Lippen, während ich nur verständnislos von der einen zu der anderen schaute.
»Worum geht es dir, Serafine?«, fragte ich.
Sie seufzte. »Ich habe es nur satt, wenn ich die schmachtenden Blicke sehe, die ihr euch zuwerft. Es ist wie in einem billigen Possenstück! Ich weigere mich zudem, die Rolle der bösen Hexe zu übernehmen. Wenn ihr euch umarmen wollt, tut es. Du bist eine Königin, Leandra … man gönnt einem gekrönten Haupt Privilegien, von denen andere träumen, niemand hätte etwas dagegen, wenn du einen Liebhaber hättest, man erwartet es geradezu von dir. Sie werden sich das Maul über euch zerreißen oder auch eine Ballade schreiben, aber das wird alles sein … außer dass die Jungfrauen Havald noch mehr anschmachten werden und man dir, Leandra, noch mehr Anträge machen wird. Wie viele sind es denn bis jetzt?«
»Vierzehn. Bis heute.« Leandra lächelte. »Wenn ich den Antrag von dem Bäckerjungen gestern mitrechne. Er wäre bis jetzt der Einzige, den ich in Erwägung ziehen würde … auch wenn der junge Ser erst fünf ist. Wenigstens ging es ihm nicht um meine Krone.«
»Ich werde nicht angeschmachtet«, protestierte ich.
»Dann bist du blind«, meinte Leandra kühl. »Ein Wunder, dass du nicht beständig strauchelst, so wie sie sich dir zu Füßen werfen!«
»Aber …«, begann ich.
»Ich vertraue
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