Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
gefährlich. Es war nicht möglich, ihm zu vertrauen …
»Wertet mich nach dem, was ich getan habe«, bat er leise. »Im Schlechten wie im Guten. Ohne mich ständet Ihr nicht hier, ich weiß, dass Soltar Seine Hand über Euch hält, doch vor dem Vulkan hätte auch Er Euch nicht bewahren können … und Eure Freundin, die Maestra, steht nicht gleichermaßen unter Seinem Schutz. Sie würde nicht mehr leben, hätte ich Euch nicht den Weg aus dem Schlund gewiesen.«
»Habt Ihr Euch auch diese Worte sorgsam überlegt?«, fragte ich ihn rau.
Er nickte.
»Wie geht es weiter?«, fragte ich ihn.
Er schluckte erneut und hob die Schultern in einer hilflosen Geste.
»Es führte mich alles immer wieder an diesen Punkt«, gestand er. »Genau hier. Jetzt. Mit der Schwertobristin in meinem Rücken, die schon ihr Schwert in ihrer Scheide gelockert hat, und der Sera Zokora dort am Baum mit ihrem verfluchten Blasrohr. Es ist ein exquisiter Schmerz, wenn das Gift einem die Glieder lähmt … und man danach alles tausendfach fühlt, was einem widerfährt.« Er sah mich unverwandt an. »Ich sage die Wahrheit, Ser Lanzengeneral. Ich stehe zu dem Kaiserreich.«
»Mit jedem seiner Worte formt er unsere Gedanken«, sagte Zokora kühl, als sie hinter dem Baum hervortrat und das schlanke Blasrohr hinter ihrem Nacken verschwinden ließ. »Wenn wir es zulassen, führt er uns, nicht ich, nicht du, nicht Serafine. Er ist es, den wir befragen werden, nicht wir entscheiden dann über die Zukunft, sondern nur sein Rat. Es gibt viele Talente, die die Götter uns gaben, aber dieses hier … ist nicht für Sterbliche bestimmt, und schon gar nicht gehört es in die Hände eines Menschen.«
Ich sah den schlanken Dolch in ihrer Hand, er konnte ihn nicht sehen, sie stand seitlich hinter ihm, doch er zog scharf den Atem ein und schloss die Augen, während seine Lippen zitterten.
»Es tut mir leid«, sagte ich langsam. »Aber ich kann Euch nicht gestatten, Euer Talent weiter zu verwenden.«
Er nickte und versuchte, gerader zu stehen. »Ich weiß … ich bitte die dunkle Elfe darum, den Stoß zu führen, ich weiß, dass ich ihn nicht merken werde.«
»Nein«, sagte ich leise, als Zokora sich für den Stoß anspannte. »Das ist es nicht, was ich meinte. Ich sagte, dass ich es nicht erlauben kann, dass Ihr Euer Talent weiter verwendet. Dafür, dass Ihr überlebt, ja, ich glaube, dass es sich nicht verhindern lassen wird. Aber erfahre ich jemals, dass Ihr es genutzt habt, um Euch einen anderen Vorteil zu erschleichen, oder vermute es auch nur, werde ich Euch töten.« Ich wies den Weg hinab. »Geht, Marcus«, sprach ich leise weiter. »Geht und versucht ein Leben zu leben, das sich von anderen nicht abhebt. Geht … und lasst mich nie wieder von Euch hören.«
Als er verstand, dass er leben würde, taumelte er fast und wäre gefallen, hätte ich ihn nicht gehalten. Erneut schluckte er und atmete dann tief durch, um mühsam seine Fassung wiederzuerlangen.
»Dass wir uns wiedersehen, wird sich schwerlich vermeiden lassen«, sagte er. »Aber Ihr werdet Eure Entscheidung nicht bedauern müssen. Mirans Bericht … seht zu, dass ich darin nicht erwähnt werde, selbst wenn Ihr ihn fälschen müsst. Wenn die Eule Asela erfährt, was heute hier geschah, wird sie mich härter binden, als die Obristin es je tat … es würde in einer Katastrophe enden.« Er sah von mir zu Zokora und Serafine und den anderen, die schweigend zugesehen hatten. »Der Götter Segen auf Euren Wegen«, bat er rau, und wandte sich ab, um stolpernd den Weg hinabzurennen.
»Jetzt hätte ich gerne sein Talent, um zu wissen, ob das ein Fehler war«, merkte Serafine an, als wir ihm nachsahen. Dann seufzte sie. »Es wird sich ja zeigen.«
»Es ist seltsam«, meldete sich Zokora zu Wort, während sie mich mit einem langen Blick musterte. »In jedem anderen sähe ich dein Handeln als eine Schwäche an, die ich verabscheuen würde … doch bei dir beschleicht mich der Gedanke, dass es in Wahrheit deine Stärke ist.« Sie sah sich suchend um. »Es sind zu wenig Pferde. Wir brauchen zwei mehr.«
Von Menschen und Elfen
11 »Du und Varosch wollt mit uns kommen?«, fragte ich erstaunt. »Du bist die neue Königin, braucht dein Volk dich nicht?«
»Ich bin die oberste Dienerin der Solante und trage das Omen der Katze. Das ist es, was ich bin. Wenn meine Schwestern beständig an der Hand gehalten werden müssten, hätte man sie schon als Kinder erschlagen. Sie kennen meinen Willen
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