Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
und wissen, was zu tun ist, jede von ihnen hat bereits ihre Aufgabe erhalten. Mein Weg führt mich dorthin, wo du hingehst, Havald«, teilte sie mir kühl mit. »Wir brauchen eine andere Zukunft als die, welche die Priester deines Gottes uns gegeben haben. Lasse ich dich allein, befürchte ich, dass du sie nicht finden wirst. Also folge ich dir.«
»Ich nehme an, wir haben keine Zeit, um nach Lassahndaar zu reiten?«, fragte mich etwas später der dunkle Elf, der Varosch war, als er sein Pferd neben mich lenkte.
Ich sah ihn fragend an.
»Meine Familie lebte dort … und eine Sera, die ich noch immer sehr achte.«
»Lassahndaar ist vollständig zerstört«, erklärte ich ihm. »Was die Truppen Thalaks stehen ließen, wurde, so hat es mir Serafine erzählt, von dem Lindwurm Byrwylde in den Staub gepresst.«
»Verflucht«, stieß er aus und schluckte. »Es hat niemand überlebt?«
»Doch«, sagte ich mit einem Lächeln. »Serafine sagte, man hätte die Bewohner in Sicherheit gebracht, bevor der Lindwurm kam. Der größte Teil von ihnen hat ein neues Heim in Coldenstatt gefunden. Vielleicht findest du dort die, die du suchst … allerdings …«
»Ja«, seufzte er. »Ich verstehe mittlerweile Zokora etwas besser. Es ist … irritierend, wenn du siehst, dass jeder, dem du auf deinem Weg begegnest, dich erschlagen will … oder voller Angst und Panik flieht.«
Er spielte auf eine Gruppe Flüchtlinge an, die wir vorhin getroffen hatten. Sie hatten uns um Wasser und Nahrung gebeten, aber gerade als Lannis ihnen etwas von unserer Verpflegung abgeben wollte, hatten sie Zokora und ihn erblickt und waren schreiend geflohen.
»Dies ist meine Heimat«, sagte er und ließ seinen Blick über die dichten Wälder streifen, die hier den Weg säumten. »Ich wünsche mir nichts mehr, als hier in Frieden leben zu können, aber das wird nicht möglich sein. Ich will mich nicht beschweren«, fuhr er hastig fort. »Auch wenn in mancher Hinsicht dieser Tausch ein schlechter ist, lebe ich, und auch wenn ich der Gerechtigkeit der Götter vertraue, ist es mir lieber so … vor allem, weil es wohl danach aussah, als hätte der Nekromantenkaiser meine Seele Boron vorenthalten wollen.« Er sah zu Zokora zurück, die vier Pferdelängen hinter uns mit Serafine im Gespräch versunken war. »Weißt du, dass sie sich bei erster Gelegenheit darüber beschwerte, dass ich mich vor sie geworfen habe?«
»Ja«, gestand ich. »Serafine hat es mir erzählt. Zokora sagte, der Zauber des Nekromanten hätte sie nicht töten können.«
»Sie nicht«, sagte Varosch leise und schluckte. »Aber ihre ungeborenen Kinder. Sie sagt, dass sie es weiß. Sie hat mir dennoch verboten, sie erneut schützen zu wollen. Weißt du, dass ihr Volk Männer wie Konkubinen hält?« Er schüttelte unverständig den Kopf. »Sie führten sich auch so auf wie eitle Seras, bepudert und bemalt, und sie haben kaum etwas anderes im Kopf als ihre Eitelkeit … es ist ein Wunder, dass Zokora uns Männern überhaupt zugesteht, dass wir für uns selber denken können, denn eines ist sicher: Die, die sie sich in ihren Höhlen halten, haben die Fähigkeit dazu verloren.« Er schüttelte sich wie ein nasser Hund. »Weißt du, dass sie mich baden wollten wie ein kleines Kind? Und mich anmalen? Ich bin in einem Hurenhaus aufgewachsen, dort war es ja nicht anders, nur dass in den Höhlen die Männer die Huren waren … und dümmer, als je eine Sera der Lust es hätte sein können.« Er blickte wieder zu Zokora zurück. »Ich würde für sie sterben«, sagte er einfach. »Aber selbst für sie gehe ich dorthin nicht mehr zurück.«
Er wusste so gut wie ich, dass auf diese Entfernung Zokora jedes unserer Worte hörte, demnach war es nicht überraschend, dass sie aufsah und seinen Blick einfing. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber mir schien es, als hätte sie fast unmerklich genickt.
Mit den Pferden war der Weg zurück zum Steinkreis schnell bewältigt. Drei Legionäre hatten uns begleitet, um die Pferde wieder zurückzuführen, und ich war gerade dabei zu überprüfen, ob ich auch nichts in den Satteltaschen vergessen hatte, als Lannis einen Alarmruf ausstieß und Hulmir seine Mechthild gegen den Himmel richtete, wo über uns eine einsame Wyvern kreiste.
»Verflucht«, grollte Varosch. »Ihr Reiter weiß auf den Fuß genau, wie groß unsere Reichweite ist!«
Nur Zokora ließ sich nicht anstecken, sie sah kurz zu der fliegenden Schlange auf … und beschäftigte sich weiter
Weitere Kostenlose Bücher