Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
in einen Korb, während neben uns der Thron von Aldane von selbst seinen Weg zurück in seine angestammte Nische fand. Sie ordnete ihre Röcke und nahm auf dem Thron des Kaisers Platz.
Irgendwie erstaunlich, dachte ich, als ich sie da so sitzen sah. Für sie schien er nicht zu groß.
»Ihr habt Euren … Urlaub … genossen, hoffe ich?«, eröffnete die Kaiserin unverzüglich das Gefecht und bedachte mich mit einem tadelnden Blick. »Bei der Gelegenheit, wenn Ihr noch einmal Urlaub nehmt, dann werdet Ihr mich vorher fragen, ja?«
Ich deutete eine Verbeugung an. »Es wird nicht mehr geschehen.«
»Gut«, sagte sie dann. »Kommen wir zum Punkt. Asela meinte, Ihr hättet versucht herauszufinden, warum sich die Ostmark nicht befrieden lässt. Ist Euch dies gelungen?«
So knapp wie möglich schilderte ich ihr, was wir herausgefunden hatten. Von dem Stolz und dem Ehrgefühl der Barbaren, dass Verträge nur galten, solange der, mit dem sie geschlossen worden waren, lebte, von der Veränderung im Land, der Dürre und dem Hunger. Dem Tarn. Und letztlich dem Verschlinger. Auch, vor allem, davon, dass Hergrimms Reiter wohl kaum dazu beitrugen, den Frieden dort zu wahren.
»Gültige Beweise haben wir noch nicht gefunden, aber ich glaube, was man mir zugetragen hat«, schloss ich etwas später. »Es sind nicht nur sie, die daraus Nutzen ziehen, dass die Ostmark keinen Frieden findet. Deswegen wollte ich auch Marschall Hergrimm sprechen, denn ich hege die Befürchtung, dass er zu denen gehört, die sich an dem Schlachten dort bereichern. Ob er davon wusste oder nicht, er sollte derjenige sein, der durchsetzt, dass es sich ändert.«
»Oder als Verräter am Strang enden und durch einen anderen Marschall ersetzt werden«, meinte Asela kühl. »Diese Lösung gefällt mir weitaus besser.«
»Wofür wir Beweise bräuchten«, wandte Desina ein. »Habt Ihr in der Richtung etwas unternommen?«
»Ich wies Kelter an, Spione in den Reihen der Blutreiter unterzubringen. Inwieweit dies Früchte trägt, werden wir noch sehen. Ich teilte ihm zudem mit, dass die Truppen der Ostmark den Legionen unterstellt sind und er sich von dem Kommandeur der Blutreiter nicht mehr gängeln lassen sollte.«
Desina sah fragend zu Asela hin. »Sind sie das?«, fragte sie. »Uns unterstellt?«
»Er schwor einen Treueeid Euch gegenüber«, erinnerte ich sie. »Hier an diesem Ort. Er beugte sein Haupt vor Euch … und wenn ich ihn finde, werde ich ihn daran erinnern.« Ich wandte mich Asela zu. »Ich bin nicht der Ansicht, dass er hängen sollte. Nicht, wenn er sich fügt und sich anschickt, den Misthaufen aufzuräumen. Verweigert er uns das … nun …« Ich zuckte mit den Schultern. »Dann können wir noch immer einen anderen Marschall suchen.«
»Wenn es nicht die Verträge gäbe«, seufzte Desina.
Ich sah sie fragend an.
»Er ist der Herrscher der Ostmark. Einst war der Marschall dem Kaiserreich unterstellt, aber mit Askannons Abdankung hat sich dies geändert. Wir können ihn genauso wenig vor ein Gericht zerren wie zum Beispiel Prinz Tamin. Nur die Götter stehen über dem Marschall, wir müssen auf ihre Gerechtigkeit vertrauen.«
»Was nicht bedeutet, dass wir der Gerechtigkeit nicht nachhelfen können«, meinte ich kühl. »Ich bin sicher, dass ich dem Marschall erklären kann, warum es zu seinem Besten wäre, würde er sich um das Problem kümmern. Nur muss ich ihn dazu finden.«
»Habt Ihr schon versucht, ihn zu erreichen?«, fragte Desina.
»Ja. Er lässt sich entschuldigen. Vielleicht hat er in zwei Wochen Zeit für uns. Vielleicht auch nicht«, grollte ich.
Sie nickte und schaute zu Asela hin.
»Ich denke, wir können ihn finden. Asela?«
Die Eule räusperte sich. »Er geht im Moment auf einem Schiff diversen Vergnügungen nach, für die Ihr zu jung seid, um sie Euch zu nennen.«
Die Kaiserin schaute zunächst verblüfft drein, um dann belustigt zu lachen. »Ich wünschte nur, ich wäre in der Tat so jung«, meinte sie und wandte sich wieder mir zu. »Wenn wir hier fertig sind, schicke ich einen Boten. Ihr werdet Gelegenheit haben, den Marschall zu belehren.«
»Ich vermute, jemanden an der Gurgel zu packen und vor eine Wahl zu stellen, ist auch eine Art der Belehrung«, meinte Asela mit einem feinen Lächeln. »Wenn es denn die Gurgel ist.«
»Wenden wir uns anderem zu«, entschied die Kaiserin. »Was ist mit diesem Tarn, dieser Krone des Vergessenen? Habt Ihr die Stücke dabei? Kann ich sie mir ansehen?«
Ich reichte ihr
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