Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
Euch die Stücke des Tarn zu geben.«
»Hhm«, meinte ich zweifelnd. »Er wird irgendwann herausfinden, wer ich bin, ich kann mir nicht vorstellen, dass er sie mir tatsächlich überlässt.«
»Er wird es müssen. Sonst lehnen sich die Kor gegen ihn auf …«
»Wenn er mir den Tarn geben muss, wird er damit rechnen müssen, dass die Kor ihm nicht mehr folgen wollen.«
»Wenn es Eurer Legion bis dahin gelingt, ihm den Nachschub abzuschneiden, steht er bereits unter Druck. Er muss eine oder beide Legionen von der Festung der Titanen abziehen, um Eurer Legion entgegenzutreten; ignorieren kann er es nicht, dazu ist der Nachschub zu wichtig. Wenn er nicht einen Aufstand der Barbaren provozieren will, muss er sich an die Regeln halten und auf das Beste hoffen.«
»Es gibt noch etwas, das Ihr vergesst«, erinnerte ich sie. »Den Verschlinger.«
»Ja«, nickte sie. »Aber den lasst meine Sorge sein.«
Dafür, dass der Verschlinger als unbesiegbar galt, gab es nun schon zwei Seras, die das anders sahen. »Außerdem werden wir Verstärkung erhalten«, fuhr sie mit einem harten Lächeln fort. »Kriegsfürst Arkin wird versuchen wollen, Euch von dem Wettkampf auszuschließen. Ich habe jemanden gefunden, der für Euch sprechen wird, dem die Kor zuhören werden. Wir werden alte Legenden wecken, Ser Roderik, und Arkin wird gar nicht wissen, wie ihm geschieht.«
»Was ist mit Kolaron? Asela warnte mich, dass er durch die Augen seiner Kriegsfürsten sehen kann. Besteht nicht die Gefahr …«
»Nein«, sagte Elsine und sah zu Asela hin, ein Blick, der wesentlich freundlicher war als das letzte Mal, als die beiden Seras sich begegneten. »Bevor Ihr eben zu uns kamt, zeigte mir Asela, wie man sich gegen Kolarons Kontrolle schützen kann. Er bleibt noch immer die größte Gefahr, die die Welt seit dem letzten Krieg der Götter gesehen hat, aber er wird nicht mehr imstande sein, uns unter seinen Willen zu zwingen.« Ihr Lächeln wurde schmal. »Jahrhunderte saß er da und plante jeden Schritt, und doch habt Ihr ihm wieder und wieder seine Pläne durchkreuzt. Es ist kaum davon auszugehen, dass er Corvulus und Dereinis liebte, es ist nicht in ihm, und er hat zu viele Kinder. Aber er setzte Hoffnungen in ihn, die Ihr ihm zerschlagen habt.«
»In beiden Fällen hatte ich nichts damit zu tun«, widersprach ich.
»Ich denke«, sagte sie mit einem harten Lächeln, »das sieht er anders. Er beginnt Euch zu fürchten, Lanzengeneral.«
»Selbst unsere Götter prophezeien, dass er mich besiegen wird. Warum sollte er mich fürchten?«
»Oh, er kennt diese Prophezeiungen«, entgegnete Elsine grimmig. »Er grübelt jeden Tag darüber. Aber er liest sie so, dass er der Hoffnung unterliegen wird.« Sie wandte sich wieder an Asela. »Komm«, sagte sie lächelnd zu der Eule. »Lass uns das Tor justieren, zu zweit dürfte es schneller gehen. Wir erwarten ja noch weitere Gäste.«
Etwas später passte mich Zokora ab. »Siehst du«, sagte sie, ohne weitere Worte zu verschwenden. »Es gibt eine andere Deutung für die Worte deines Gottes. Jetzt finde die, die zeigt, dass du gewinnst und er verliert.«
Alles gut und schön, dachte ich, als ich das Zelt verließ, um etwas Ruhe für mich zu finden. Aber bevor ich einen Gott bezwingen konnte, musste ich erst noch den Verschlinger besiegen. Elsine und Asela schienen überzeugt, dass er nicht gegen sie bestehen konnte. Aber sie hatten auch nicht mit ihm gesprochen, nicht die absolute Überzeugung in Aleytes Augen gesehen, als er davon sprach, dass man vielleicht ihn bezwingen könnte, aber nicht sein Biest.
Elsines überraschende Ankunft hatte die Arbeit am Tor unterbrochen, doch jetzt waren es zwei Maestras, die sich darum bemühten, und zu zweit ging es besser. Ich war nicht der Einzige, der den beiden Seras dabei zusah, obwohl es nicht viel zu sehen gab. Nicht bis zu dem Moment, da die beiden Seras das Gold in die Kerbe einbrachten, die den Rand des Tors markierte. Das Gold war mit ein Grund, weshalb wir einen Schmiedewagen mit uns führten; in dessen Esse wurden die Barren eingeschmolzen, doch was dann geschah, war ein faszinierender Anblick. Wenn ich es richtig verstand, musste das Gold das Achteck, das in die Steine geschnitten war, überall zugleich füllen. Damit, das Gold einfach in die Kerbe fließen zu lassen, war es also nicht getan. Aus dem Schmelztiegel floss das Gold in eine große steinerne Wanne, die ebenfalls über einem Kohlebecken warm gehalten wurde. Als alles Gold dorthinein
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