Das Blutschwert
Aber sie war nicht da. Alles, was Buffy ausgemacht hatte, war aus ihren Augen verschwunden, der Funke ihrer Seele fehlte. Dennoch war sie noch immer da, wie Angel aus eigener leidvoller Erfahrung wusste. Aber so tief begraben wie die schlimmsten aller Geheimnisse.
»Ich habe der Jägerin geschworen, dass ich dich nicht angreife«, sagte Chirayoju.
»Lass sie frei«, verlangte Angel. Ihm war bewusst, dass er Willow schützen musste, die bewusstlos zu seinen Füßen lag. Obwohl Chirayojus magische Kräfte die Wunden, die ihr während des Kampfes zugefügt worden waren, fast vollständig geheilt hatten, besaß sie nicht mehr das geringste bisschen Energie.
Chirayoju lächelte, und so, wie dieses Grinsen Buffys Gesicht verzerrte, erinnerte es überhaupt nicht mehr an Buffy. Zum Glück, dachte Angel. Das würde es ihm leichter machen, wenn er sie töten musste. Als könnte irgendetwas diese Tat erleichtern!
Das Lächeln wurde breiter, und plötzlich überlagerte ein schimmeliges, grünes Gesicht Buffys Züge wie eine Maske.
Dies also war Chirayojus wahres Gesicht. Angel bleckte die Zähne, und auch sein Gesicht veränderte sich, verwandelte sich in die bestialische Fratze des Vampirs, der in ihm hauste. Chirayoju hatte einen Fehler gemacht. Hätte er weiter Buffys Gesicht, Buffys Stimme, Buffys perfekten Mund zum Sprechen benutzt, hätte Angel ihn nicht angreifen können. Aber jetzt sah er das Gesicht des Dämons.
»Ich habe geschworen, dich nicht anzugreifen, aber ich habe nicht gesagt, dass ich mich nicht verteidigen werde«, erklärte Chirayoju. »Tritt zur Seite, Angelus. ja, ich kenne deinen Namen. Ich habe ihn im Gedächtnis der Jägerin gefunden. Tritt zur Seite, oder du wirst endgültig sterben.«
Ohne Buffy hatte sein Leben keinen Sinn, und so blieb Angel stehen. Chirayoju ging angriffslustig weiter. Das grüne Geistergesicht zersplitterte, und Buffys Augen wurden groß. Für einen Moment hoffte Angel, dass Buffy den Vampir aus ihrem Körper vertrieben hatte, aber nein, die Stimme, die aus ihrem Mund drang, war noch immer nicht ihre eigene.
»Ich spüre. etwas«, sagte Chirayoju. »Aber das kann nicht sein. Nicht hier.«
Dann spürte Angel es auch. Eine mächtige neue Präsenz. Er fuhr herum, bereit sich zu verteidigen.
»Xander?«, rief er und starrte den Neuankömmling an. Xander hielt ein riesiges altes Schwert in den Händen, und er marschierte mit einem breiten Grinsen durch den toten Garten.
»Was machst du hier?« fragte Angel. »Es ist zu gefährlich für dich.«
Xander hob kampfbereit das Schwert. Es war eine sehr schwere Waffe, und dennoch schwang er es, als wäre es aus Plastik. Angel betrachtete Xanders Gesicht genauer. Dieses seltsame Lächeln. und plötzlich verstand er: Dies war genauso wenig Xander wie die andere Kreatur im Garten Buffy war. Er wusste nicht, wer oder was es war, aber es war nicht der Sterbliche, der lachte und scherzte und ihn DeadBoy nannte.
»Noch einer?«, flüsterte er.
»Chirayoju!«, donnerte Xander. »Wieder schändest du den heiligen Boden des Landes der aufgehenden Sonne! Aber auch diesmal wird mein Schwert dich nieder strecken. Dies schwört Sanno, der König des Berges!«
Der plötzliche Wind ließ Angel schwanken. Aber er stemmte sich dagegen und überlegte fieberhaft, was er als Nächstes tun sollte. Diese beiden Kreaturen waren offenbar Todfeinde.
»Närrischer kleiner Gott«, fauchte Chirayoju. »Das hier ist nicht Japan. Der Boden, auf dem du stehst, mag von japanischen Händen bestellt worden sein, aber deine Nation - dein Berg - liegt in weiter Ferne. Du hast mich einmal aufgehalten, aber unser blutiger Kampf währt nun schon seit Jahrtausenden, und ich habe dich längst durchschaut, Sanno. Du kannst mich hier, auf diesem toten Flecken Erde, nicht bezwingen. Nicht, solange ich das Fleisch eines Mädchens bewohne, das mehr als nur ein Mensch war!«
Chirayoju hob die rechte Hand - Buffys rechte Hand - und lachte. »Zeit zum Sterben, alter Geist. Die Zeit ist gekommen, dich für immer von dieser Erde zu vertreiben!«
Während Angel verfolgte, wie sie sich in Positur warfen, einander umkreisten und sich in der östlichen Kampftradition gegenseitig abschätzten, griff er nach der Scheibe, die Buffy ihm heimlich zugesteckt hatte. Aber wem sollte er helfen? Xander? Buffy? Wie er sich auch entschied, es würde die falsche Entscheidung sein.
Chirayojus Gesicht veränderte sich erneut. Für einen flüchtigen Moment blitzte der Funke von Buffys Seele in
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