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Das böse Auge

Das böse Auge

Titel: Das böse Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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der das Reich der Dämonen lag.
    Der Drache setzte auf einer Felskuppe auf, legte die Flügel an und rührte sich nicht mehr.
    »Wo sind wir jetzt?« fragte Luxon in die plötzliche, unheilvolle Stille hinein.
    Klar und hell antwortete Cyrles Stimme:
    »Weit genug, mein Prinz. Hier werden wir warten, bis die Valunen uns eingeholt haben.«
    »Und dann wird das Flammende Auge erscheinen? Ist es das Licht, das…?«
    »Dann werde ich die Schattenzone aufreißen«, sagte Cyrle ruhig.
    Sie drehte sich zu ihm um. In ihren schönen Augen brannte ein Feuer, das Luxon mit einem Aufschrei vor ihr zurückweichen ließ.
    »Du hast dich verändert!« rief er aus. »Wie kannst du die Schattenzone aufreißen?«
    »Warte es ab«, flüsterte sie. »Und hab keine Furcht. Solange du bei mir bist, kann dir überhaupt nichts geschehen.«
    Und immer noch begriff er den Sinn ihrer Worte nicht.
    Er redete sich ein, daß alles so sein müßte, wie es nun war, und daß er ein Opfer zu bringen hatte, wollte er die Schatten bannen, die sich auf sein und Cyrles Glück zu legen drohten.
    Cyrle aber versüßte ihm das lange Warten auf die Valunen. Sie machte ihm auf dem Rücken des Drachen ihr letztes Geschenk. Sie lullte Luxon in Liebesträume.
    Sie trieb ihr böses Spiel mit ihm bis zur Grenze ihrer Zauberkunst. Und die Hände, die ihn hielten, gierten danach, ihn fallenzulassen, wenn die Zeit dafür gekommen war.
    Zwei Tage und zwei Nächte – inhaltslose Begriffe in diesem Niemandsland ohne Licht – mußte sie warten, bis in der Ferne die Klagerufe der Valunen zu hören waren.
     
     
    *
     
    Cyrle ließ den Drachen aufsteigen, als die Zwerge heran waren. Nur vier, fünf Mannslängen über ihren Köpfen schwebte er, so daß die Valunen alles mögliche versuchten, ihn zu erreichen.
    Zunächst zögerten sie, ihre Schleudern zu gebrauchen, weil sie wohl fürchteten, Luxon treffen oder beim Absturz des Drachen töten zu können. Sie kletterten aufeinander, streckten ihre überlangen Arme aus und tobten unter ohrenbetäubendem Gekreisch. Erst, als all ihre verzweifelten Versuche nichts fruchteten, legten sie ihre Steingeschosse ein.
    »Mach endlich ein Ende!« beschwor Luxon die Angebetete, als er den Blicken der Zwerge zu verfallen drohte.
    »So sei es!« rief Cyrle aus. Auf der Schulter des Drachen richtete sie sich halb auf, während die Flugechse höher stieg, bis ihm die Steine nichts mehr anhaben konnten.
    Atemlos sah Luxon zu, wie Cyrle die Arme in die Luft reckte. Ihr flammendes Haar wehte in einem plötzlich aufkommenden Wind, der auch an Luxon zerrte, immer heftiger. Luxon legte sich flach auf den Rücken des Drachen, nur den Kopf erhoben, um sehen zu können, was Cyrle nun tat.
    Sie schleuderte der Schattenzone ihre Beschwörungen entgegen, mit einer Stimme, die nichts mehr gemein hatte mit jener, die Luxon so vieles gegeben hatte. Blitze fuhren aus Cyrles weit gespreizten Fingern und zuckten hinüber zu jenem fernen Glühen, das nun anschwoll, als saugte es die Kräfte aus Cyrles Händen gierig in sich auf.
    Dann geschah es.
    Es hätte Cyrles Ankündigungen nicht bedurft, um Luxon entsetzt erkennen zu lassen, was seine ungläubigen Augen ihm nun vermittelten.
    Cyrles Stimme war noch schrecklicher anzuhören als selbst das Kreischen der Zwerge. Dort, wo das ferne Licht geglüht hatte, riß die Düsternis auf. Ein so grandioses wie fürchterliches Schauspiel bahnte sich dort an. Die Schattenzone selbst schien sich zu spalten. Ein flammender Keil wurde in die Schwärze getrieben, und durch die wallenden Nebel und treibenden Bänke aus Staub und dem, was Luxon jetzt wieder für umherfliegende, steigende und fallende Felsbrocken halten mußte, durch mächtige Blasen aus spiegelnder Luft schwoll das überweltliche Licht an. Es wurde stärker und greller, und innerhalb kürzester Zeit entwickelte es sich zu einem flammenden Glutball, aus dem Lichtspeere weit ins Land hineinschossen, die alles zu verbrennen drohten.
    Und dieser Glutball wuchs und wuchs, strahlte immer heller unter Cyrles hinausgeschrieenen Beschwörungen.
    Luxon kniff die Augen zusammen, um nicht geblendet zu werden. Dieses Licht war wahrhaftig tausendmal mächtiger als die Augen der Valunen.
    Es war ein Auge, das Flammende Auge – das Böse Auge der Quida!
    Plötzlich gepackt von unbändigem Entsetzen, schrie Luxon die Worte heraus. Dieses Licht brachte ihn um den Verstand. Nichts war mehr wirklich. Die Schreie der Valunen hallten schaurig von dort wider, wo es keinen Hall

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