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Das böse Auge

Das böse Auge

Titel: Das böse Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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erschreckt hatte.
    Abgrundtiefer Haß, den Cyrle nur schwerlich verbergen konnte…
    »Es gibt etwas«, flüsterte sie, »das noch stärker ist als die Augen der Valunen – tausendmal stärker, Luxon.«
    »Was?« drängte er. Plötzlich wollte er das zu Tuende so schnell wie möglich hinter sich bringen. »Was ist es, Cyrle?«
    Sie blickte ihn unsicher an, als bereute sie schon, was sie gerade gesagt hatte.
    »Ist es gefährlich für uns, wenn wir es… wecken?« wollte er wissen.
    Sie nickte.
    »Dann werde ich für uns kämpfen!«
    Cyrles Blick richtete sich in unbekannte Fernen, als sie Luxons Hand ergriff.
    »Niemand braucht diese Macht zu wecken, mein Prinz. Sie erwacht zu gewissen Zeiten von selbst. Dann wird in den Tiefen der Schattenzone ein Feuer entflammt, das alles überstrahlt. Sogar bis nach Gorgan hinein ist es dann zu sehen.«
    Luxon erschauerte. Leise sprach Cyrle weiter:
    »Dieses Feuer ist wie ein riesiges Auge, und es besitzt Kräfte, denen sich die Valunen nicht werden entziehen können, wenn du…«
    »Ja?« fragte Luxon schnell. »Was muß ich tun?«
    »Du mußt sie zu diesem Feuer führen, bis nahe an die Grenze der Schattenzone. Sie werden deinem Geruch folgen, so wie sie es schon einmal taten. Aber uns bleibt nicht viel Zeit, Luxon. Schon bald wird das flammende Auge wieder erwachen. Dann müssen die Zwerge dort sein, wo es sie alle verschlingen wird. Du aber wirst frei sein für immer.«
    Luxon schwieg betroffen. Er versuchte sich vorzustellen, wie ein solches Feuer aussehen mochte. Ein Auge?
    Etwas fiel ihm ein, etwas, das er von Necron gehört hatte. Es kam ihm vor, als sei dies vor Ewigkeiten gewesen, in einer anderen Welt.
    Von Quidas Bösem Auge hatte der Alleshändler gesprochen. Und Quida war eine Hexe und dem Hexer Lazuli zugetan…
    »Die Nähe dieses Feuers ist für niemanden ohne Gefahr«, sagte Cyrle, bevor er sich weitere Gedanken machen konnte. »Aber ich werde an deiner Seite sein und dich stärken, mein Prinz. Und dann werden wir eine Ewigkeit Zeit für uns haben, nur für uns und unsere Liebe. Bald, Luxon, bald wird es soweit sein.«
    Und er sah sie lächeln. Der neue, verheißende Glanz in ihren großen, grünen Augen schlug ihn abermals in seinen Bann. Luxon beugte sich über sie und küßte sie lange.
    Er fragte sich nicht, wie sie, die Geschwächte, ihn denn stärken wollte – und wie er allein von dem alles verschlingenden Feuer verschont bleiben sollte.
    Es mußte geschehen, wie sie gesagt hatte. Er wollte frei sein – für sie allein.
    »Wann breche ich auf?« fragte er. »Wir beide«, flüsterte Cyrle. »Wir gehen gemeinsam. Ich werde die Zeichen zu deuten wissen.«
     
     
    *
     
    Sie war Cyrle, sie war Dai, sie war Quida – Kind, betörende Schönheit und altes Weib. Je nach Zweckmäßigkeit wechselte sie ihre Gestalt, doch immer war sie die Hexe Quida.
    Ich werde ihn nicht sterben lassen, Achar! Ich werde ihn quälen und martern, daß du deine Freude daran haben wirst!
    Und sie konnte sich selbst dabei einen zusätzlichen Dienst erweisen.
    Sie haßte die Valunen, wie sie nur hassen konnte. Nicht nur um Luxons Mitleid zu erregen, hatte sie sich – Dai – selbst geblendet, bevor sie sich zu den Zwergen begab. Dies war nur auf Zeit. Bald würde sie auch in Dais Gestalt wieder sehen können. Doch es hatte ihr ermöglicht, in der Nähe der Valunen zu leben.
    Denn sie waren gefährlich – auch ihr, der mächtigen Hexe. Ihre Blicke störten empfindlich ihre Kreise und lähmten ihre zauberischen Fähigkeiten, wenn sie ihnen zu lange ausgesetzt war.
    So war das Gebiet, in dem die Zwerge sich vor langer Zeit angesiedelt hatten, unantastbar für Quida. Sie aber wollte auch dort herrschen. Nun gerade, nachdem Lazulis Macht gebrochen war und seine Burg verwaist. Sie wollte an seine Stelle treten. Schon allein aus alter Freundschaft war sie ihm das schuldig.
    Aber zwischen ihrer und Lazulis Burg lebten die Valunen und trieben ihr Unwesen.
    Das sollte bald vorbei sein.
    Was Luxon bevorstand, wenn er ins Böse Auge blickte, ließ sie die Wonneschauer erleben, die sie dem Verhaßten schenkte. Er glaubte ihren warmen Körper in seinen Händen zu halten, wenn er Cyrle liebte. Doch die war kalt wie Eis. Dabei hatte sie seine Zärtlichkeiten anfangs genossen. Es war lange her, daß sie in den Armen eines starken Recken gelegen hatte.
    Nun genoß sie nur noch, wie sie ihm seine Liebe aus der Seele saugte. Wenn sie mit ihm fertig war, würde er eine ausgebrannte Hülle sein.
    Oh,

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