Das boese Blut der Donna Luna
und ich bin ohnmächtig geworden. Der Gärtner und die Haushälterin waren so gut und haben mich ins Haus gebracht und mir einen Kaffee angeboten. Das ist alles.«
»Sie hat gesagt, sie heiße Manuela Mazza, sind das etwa keine falschen Angaben?«
»Das kann man so oder so sehen. Meine Mutter hieß Mazza mit Nachnamen. Ich bin dort vorbeigekommen und dachte mir, ich schau mir mal an, wo Sie wohnen, Alessandro, um mir ein genaueres Bild von Ihnen zu machen. Schließlich haben Sie ebenfalls fleißig Informationen über mich und möglicherweise auch über die anderen Ermittler eingeholt, und da wollte ich Ihnen nicht nachstehen.«
Mit eisigem Lächeln wandte sie sich an den Polizeivize.
»Weißt du, Tano, unser Berater beschränkt sich nicht darauf, Profile von Kriminellen zu erstellen, er macht unsere gleich mit. Gratis, hoffe ich, oder setzen Sie die auch mit auf die Rechnung?« Die Frage ging an Palmieri, der vor Wut bebte.
»Das ist eine bodenlose Unverschämtheit, Nelly. Was Sie getan haben, ist untragbar. Dafür werden Sie sich noch verantworten müssen, diese unentschuldbare Einmischung in meine Privatsphäre kann ich einfach nicht durchgehen lassen.«
»Sind Sie sicher, dass Sie noch mehr Aufmerksamkeit auf Ihre Privatsphäre ziehen wollen, Alessandro? Halten Sie das wirklich für eine gute Idee?«
Tanos Blicke wanderten zwischen Nelly und Palmieri hin und her wie bei einem Tennismatch. Im Augenblick empfand er vor allem neugierige Verwunderung.
»Jetzt reicht’s. Das Maß ist mehr als voll. Was bezwecken Sie mit diesen schäbigen Drohungen?«
»Wie ist Ihre Schwester Giacinta gestorben? Wo ist Ihre Partnerin Titta? Sie können mir darauf antworten oder weiter von Privacy faseln, wie Sie wollen, ich bekomme es so oder so heraus.«
Das Blut wich ganz langsam aus Palmieris Gesicht, wie eine Welle, die sich vom Strand zurückzieht. Seine Lippen wurden weiß, einzig eine rote Linie unter den Augen blieb in seinem kalkweißen Gesicht stehen. Der könnte jetzt jemanden ermorden, dachte Tano. Nelly hingegen ließ sich nichts anmerken, doch innerlich zitterte sie unter Palmieris vernichtendem, hasserfülltem Blick. Als Alessandro sich wieder im Griff hatte und das Blut allmählich in seine Wangen zurückkehrte, ließ er sich mit einem tiefen Seufzer gegen die Stuhllehne fallen. Hut ab vor so viel Selbstbeherrschung. Nelly und Tano sahen ihn abwartend an.
»Gut, vielleicht sollten wir uns alle beruhigen und vernünftig miteinander reden. Meine arglose Prahlerei, wie viel ich über Sie weiß, scheint mich in Ihren Augen zu einem Verdächtigen gemacht zu haben, stimmt’s, Nelly?«
Du bist verdammt gerissen, es wird nicht leicht sein, dich bloßzustellen, falls du etwas zu verbergen hast. Mal sehen, wie du dich herauswinden wirst ...
»Dieser nette Herr hier wusste von Roberto, von seinem Tod, von meinen Beziehungen, sogar den Namen meines Sohnes wusste er. Er macht sich über seine Mitarbeiter schlau, um besser mit ihnen zusammenarbeiten zu können, hat er gesagt. Frag ihn was über dich, Tano. Über dein Privatleben.«
Der Polizeivize wandte sich mit strengem Blick an den Experten. Palmieri war vom Kläger zum Angeklagten geworden und musste sich verteidigen.
»Stimmt das, Alessandro? Wie erklären Sie Ihr Verhalten?«
»Da ist nichts Verwerfliches oder Geheimnisvolles dran, ich informiere mich über die Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten soll, um sie näher kennenzulernen und besser mit ihnen kooperieren zu können. Auch wenn meine Methode dieses Mal«, er warf Nelly ein schräges Lächeln zu, »offenbar nicht gefruchtet hat. Ich bedaure das Missverständnis.«
»Ich hab’s auch nicht gern, wenn jemand hinter meinem Rücken in meinem Privatleben rumschnüffelt, Alessandro. Vielleicht hätte Nelly sofort mit mir darüber reden sollen, dann hätten wir entsprechend handeln können, aber ihr jetzt etwas anzuhängen, geht mir gegen den Strich. Nur, wie heißt es so schön: Wer anderen eine Grube gräbt ... Sie müssen noch zwei Fragen beantworten, wenn ich nicht irre.«
Sein Ton ließ keine Widerrede zu. Esposito würde nicht lockerlassen. Palmieri presste die Lippen aufeinander und fuhr mit der Zungenspitze darüber.
»Der Funke im Pulverfass also. Ich habe nichts zu verbergen. Nelly hätte alles von mir erfahren können, ohne ihre Gesundheit zu gefährden und Benzin zu verplempern, eine freundliche Nachfrage hätte genügt. So schmerzhaft und intim diese Dinge auch sind, ich habe stets
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