Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
Vom Netzwerk:
Orangensaft und einen Cappuccino bestellte, klingelte ihr Telefon. Es war Marco, der gerade ins Büro gekommen war. Er wollte sie sofort sehen. Sie sagte ihm, wo sie sei, und kurz darauf betrat er bereits die Bar und ließ sich neben ihr auf einen Stuhl fallen. Er hatte einen Dreitagebart und einen verstörten Blick, bestellte einen Kaffee und betrachtete gedankenverloren seine Hände. Nelly wartete einen Moment und platzte schließlich heraus:
    »Na und, wie ist es am Samstag bei Manara gelaufen? Was ist los, du wirkst ein bisschen belämmert, wenn ich mal so sagen darf.« Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her und runzelte die Stirn.
    »Ich wirke nicht nur so, ich bin belämmert. Aber zu fünfzig Prozent funktioniere ich noch: der berufliche Teil. Also, dieser Anwalt ist ein ziemlich merkwürdiger, zwielichtiger Typ. Schmierig. Einerseits ist der eine ganz arme Sau. Er lebt in einer Art Draculaschloss.« Nelly zog die Augenbraue hoch, und er korrigierte sich. »Kleiner Witz, er lebt in einer riesigen alten, großbürgerlichen Wohnung voller alter Leute, die ihn wie ein verblödetes Kind behandeln, die Haushälterin – sein ehemaliges Kindermädchen – inbegriffen. Zum Sich-Umbringen, wenn du mich fragst. Ich würde es da keinen Tag aushalten, zwischen Onkelchen und Kinderfrau, den Vati hab ich glücklicherweise nicht kennengelernt. Und wenn ich daran denke, dass bis vor kurzem auch noch seine Mutti da rumspukte! Eine Stimmung wie zu Allerseelen, nur schlimmer. Er schluckt alles, wirkt aber wie ein Dampfkochtopf kurz vorm Explodieren. Was die Südamerikanerin betrifft, er muss total verknallt in sie gewesen sein, und er knabbert noch immer dran, dass sie ihn nicht gewollt hat und verschwunden ist.«
    »Hat er dir das gesagt?«
    »Machst du Witze, ich hab’s gemerkt. Gespürt.«
    »Na, dann bin ich ja nicht die Einzige, der die Hitze die Intuition geschärft hat. Willkommen im Club, Marco!«
    Marco blieb ernst und bedachte sie mit einen leicht verstörten Blick. »Ich hab’s gespürt, weil es mir selbst genauso geht. Dieser Mann hat noch eine Wut im Bauch, dass man Angst bekommen kann. Der könnte jemanden umbringen. Der könnte diese Frau umgebracht haben.«
    »Aber könnte er auch sechs andere umgebracht und vielleicht noch Gemma Pieretti entführt haben?«
    »Gemma Pieretti entführt?«
    »Sie ist verschwunden. Seit Freitagnachmittag. Sie sollte Palmieri interviewen, das hat sie auch getan, dann hat sie die Villa Camelia verlassen und sich in Luft aufgelöst. Seitdem hat sie niemand mehr gesehen.«
    »Ach, du Scheiße. Jedenfalls, ja, ich glaube, der ist zu allem fähig, der ist innerlich vollkommen von der Rolle. Er reißt sich mit Mühe zusammen, aber keine Ahnung, wie lange noch. Das ist mein Eindruck.«
    »Verdammter Mist, und wir haben nichts in der Hand. Nichts. Ihn festnehmen, aber auf welcher Grundlage? Laurenti macht uns fertig, der will auf Nummer sicher gehen. Außerdem hat Manara kein Haus auf dem Land oder am Meer, das hat mir Valeria gesagt.«
    »Kannst du mir mal diese Sache mit dem Haus auf dem Land erklären, wer hat dir das eigentlich eingeflüstert?«
    Nelly ging elegant darüber hinweg, und Marco fragte nicht weiter.
    »Du hast eben gesagt, du hast seine Wut gespürt, weil es dir genauso geht. Noch immer wegen Luciana, falls ich dich das fragen darf?«
    Die Kommissarin beugte sich vor und musterte den Kollegen unbewusst wie einen Verdächtigen. Marco Auteri zögerte. Er wirkte plötzlich noch erschöpfter.
    »Ja, aber jetzt ist es vorbei, die Wut, meine ich, die Krise. Im Grunde war ich auf mich selbst wütend, weil ich sie nicht verstanden habe, weil ich sie habe ziehen lassen wie der letzte Idiot. Aber das war ein Gefühl, Nelly ... ich hätte alles fertiggebracht, sie erschossen, mich erschossen. Ich habe etwas getan, für das ich mich mein Leben lang schämen werde, ich kann’s niemandem erzählen, aber ich weiß jetzt, wie sich einer fühlt, der jemanden umbringt, ich erkenne mich selbst nicht wieder, ich ... ich mache mir Angst. Und widere mich an.«
    Nelly hatte dieser traurigen Beichte schweigend gelauscht. Marco ließ sich fast vornüber auf den Tisch sinken, so kraftlos war er. Nelly war zutiefst erschüttert, den Freund so zu sehen, und versuchte ihn irgendwie zu trösten, zu beruhigen. Marco schluckte noch zwei Aspirin gegen die hämmernde Migräne, Nelly gab zehn Tropfen Effortil in ihr Wasser. Schließlich riet sie ihm, nach Hause zu gehen und zu schlafen. Er

Weitere Kostenlose Bücher