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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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ein Weilchen dauern. War es möglich, dass dieser Sastri nicht die Wahrheit sagte, dass etwas zwischen den beiden vorgefallen war, fragte Nelly, die routiniert alle Möglichkeiten in Betracht zog. Solari zuckte mit den Schultern. Er hatte keine Ahnung. Die ehrgeizige junge Kollegin gab auf der Arbeit nicht viel von sich preis und hatte vor allem immer eine Heidenangst, die anderen könnten ihr Ideen und Informationen klauen. »Sie ließ nie was durchblicken, nur zu Ermanno hat sie am Freitagmorgen gesagt, sie hätte am Nachmittag ein wichtiges Interview bezüglich der Ermittlungen zu den geköpften Frauen.«
    »Und das sagen Sie mir jetzt, Signor Solari?«
    »Aber Sie sind doch noch keine zehn Minuten hier, Dottoressa, was ...«
    Nellys Handy klingelte. Es war Tano. Er erzählte, Sastri sei bei ihnen und hätte Gemma als vermisst gemeldet. Nelly erklärte ihm, rein zufällig sei sie gerade bei der Zeitung und habe es bereits erfahren. Tano bat sie, so schnell wie möglich zu ihm zu kommen, er würde Tommi Bentivegna zum »Secolo« schicken. Palmieri sei auch bei ihm im Präsidium. Dann legte er auf.
    »Wie ich Dottor Esposito bereits gesagt habe, Dottoressa Rosso, Freitagnachmittag um drei hatte ich eine Verabredung mit Signorina Gemma Pieretti, und sie war pünktlich bei mir. Ich habe ihr das vereinbarte Interview gegeben. Rund eine Stunde haben wir über meine Karriere und über Serienmörder gesprochen. Gegen vier ist sie gegangen. Sie wollte etwas über meine Ermittlungsmethoden wissen und hat auch ein paar private, recht indiskrete Fragen gestellt, und ich muss sagen, ich habe nicht auf alles geantwortet. Sie hat sich bedankt und ist gegangen. Das ist alles, was ich weiß.«
    Ermanno Sastri, ein großer, gut gebauter Mann um die dreißig in einem hellblauen Lacoste-Hemd, das seine Muskeln zur Geltung brachte, starrte Alessandro aggressiv und feindselig an. Wer wusste schon, ob der Kerl die Wahrheit sagte. Schließlich war er der Letzte, der seine Gemma gesehen hatte.
    »Wenn Sie sofort die Zeitung angerufen hätten, wenn man früher von ihrem Verschwinden gewusst hätte ... Ist denn überhaupt sicher, dass ...«
    »Verzeihen Sie, Signor ...« – »Sastri« – »Ja, also, Signor Sastri, wie hätte ich denn auf dergleichen kommen sollen? Ich bin schließlich kein Hellseher, ich habe erst heute Morgen erfahren, dass die Signorina nicht auffindbar ist, nämlich als mich der Polizeivize Esposito angerufen hat. Und was heißt schon verschwunden, besonders viel Zeit ist noch nicht vergangen, kaum achtundvierzig Stunden. Wie sind Sie denn eigentlich am Freitag auseinandergegangen? Gab es vielleicht Meinungsverschiedenheiten? Einen Streit? Das kommt bei Paaren schon mal vor ...«
    Sastri lief violett an und fuhr in seinem Stuhl hoch, als wollte er aufspringen und dem Kriminologen an die Gurgel gehen.
    »Was redest du da für eine Scheiße, du Arschloch, was erlaubst du dir? Was für Meinungsverschiedenheiten? Gemma und ich haben uns mit einem Kuss verabschiedet, wie immer, du mieses Schwein, was willst du damit sagen ...« Die Muskeln des Ju-Jutsu-Meisters spannten sich bedrohlich, und der Profiler hob eine seiner gepflegten Hände, um einem möglichen Angriff Einhalt zu gebieten.
    »Ich wollte gar nichts damit sagen, also bitte. Es war nur ein Gedanke. Nicht ich führe die Ermittlungen, sondern die Polizei.«
    »Ganz ruhig, ihr beiden, es ist gut jetzt. Vielen Dank für Ihre Hilfe, Signor Sastri, wir suchen Ihre Freundin und melden uns bei Ihnen, sobald wir mehr wissen. Sie können jetzt gehen. Sie nicht, Alessandro, bitte bleiben Sie noch, und du auch, Nelly.«
    Als Sastri unter lauten Flüchen und bösen Blicken in Palmieris Richtung zur Tür hinaus war, musterte Tano abwechselnd Nelly und den Profiler und gab sich schließlich einen Ruck.
    »Stimmt es, Nelly, dass du am Samstag im Haus von Dottor Palmieri in Melide am Luganer See warst?«
    Seine Stimme klang ruhig und neutral. Keiner außer ihm konnte wissen, wie viel Mühe ihn das kostete. Alessandro hatte sich auf seinem Stuhl leicht vorgebeugt, die Lippen halb geöffnet, und mit seiner Mähne sah er jetzt tatsächlich aus wie ein zum Sprung bereites Raubtier, das Nelly mit einem Bissen verschlingen wollte. Nelly atmete sehr tief ein, ehe sie antwortete.
    »Ja, das stimmt. Ich war dort.«
    »Und hast falsche Angaben zu deiner Person gemacht und dir unter einem Vorwand Zutritt zu seinem Haus verschafft?«
    »Das stimmt nicht. Mein Kreislauf hat schlappgemacht,

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