Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
Vom Netzwerk:
Will sie noch in diesem Kontext gesehen hätte; das hatte schon lange vor Edies Geburt aufgehört. Sie atmete über die Woge des Ärgers hinweg, bis sie wieder ruhig war, und überraschte sich dann selbst damit, dass sie die leere Weinflasche so heftig in die Recyclingtonne knallte, dass sie zerbrach.
    Sie kehrten ins Wohnzimmer zurück, und Felix warf Jake und Matt ein Bier zu und streckte sich dann neben Kerry aus. Sie hatte die Jacke wieder angezogen und sah nicht mehr so aufreizend aus, aber die Veränderung in der Atmosphäre war nicht so leicht zu beheben. Tara starrte durch einen feinen Haarschleier vor sich hin. Die Männer ignorierten sie jetzt. Matt und Jake unterhielten sich miteinander, und Will ignorierte Kerry demonstrativ, wie er es bei allen attraktiven jungen Frauen tat. Die Anspannung, die eine fremde Person herbeiführen kann, ist anders als die zwischen Leuten, die einander gut kennen. Sie ist weniger elastisch und kann eher zerbrechen, statt sich zu dehnen.
    Felix schlang einen Arm um seine stumme, schöne Freundin. Anders als sonst war es der eifrige Ausdruck in seinem Gesicht, nicht seine Züge, der seine Verwundbarkeit erkennen ließ. Kerry erwiderte die Geste nicht, und wieder überkam Sophie die Überzeugung, dass diese ungleiche Paarung für Felix nur mit einer schrecklichen Verletzung enden könne. Zum ersten Mal seit Lydias Tod war Sophie froh, dass ihre Mutter nicht da war, um zu sehen, was sich da womöglich anbahnte.

FÜNF
    Samstag, 2. November 2013
    Edie hatte ihren Zweck als menschlicher Puffer in der Nacht erfüllt, und jetzt diente sie als menschlicher Wecker: Sie griff in das Haar ihrer Mutter und bohrte ihr einen dicken kleinen Finger in die Nase. Sophie nahm sie im Schlafsack in den Arm und stand auf. Die offene Badezimmertür und der synthetische Zitrusduft eines Desinfektionsmittels verrieten ihr, dass Rowan schon auf war und die Sauerei des vergangenen Abends beseitigt hatte.
    Tara war im Wohnzimmer und vollzog eine halbherzige Sonnenbegrüßung auf dem indischen Teppich. Rowan saß am Küchentisch und hatte eine Kanne Tee aufgebrüht. Er sah frischer aus, als er es verdiente.
    » Edie!«, rief er strahlend. » Komm und sag deinem Grandpa guten Morgen!« Er nahm das Baby auf den Schoß und ließ es hüpfen.
    » Dad, geht’s dir gut?«
    » Ja, warum nicht?«
    Er sprach im Ton des Schulleiters, was bedeutete, dass dieses Gespräch so verlaufen würde, wie er es wollte– in diesem Fall also gar nicht weiter. Na schön. Erleichtert ließ sie das Thema fallen. Es gab so schon genug schwierige Gespräche, die geführt werden mussten.
    Rowan streichelte Edies Wange. » Sie hat so viel Ähnlichkeit mit dir, als du in diesem Alter warst, Sophie. Es ist, als hätte ich dich wieder.«
    » Ich bin doch noch hier«, sagte sie, aber sie wusste genau, was er meinte.
    Draußen enthüllte der Morgen langsam den grauen Garten, die kahlen Knöchel der Obstbäume, die Laubhaufen und die zu Schlamm gewordene Wiese. Obwohl Sophie jeden Sommer ihrer Kindheit hier verbracht hatte, sah sie den Garten in ihrer Erinnerung immer in diesem Zustand, entkleidet für den Winter, braun und nackt. Er war so wild und weitläufig, wie der Garten zu Hause gepflegt war. Das Gelände war leicht aufwärts geneigt, und eine fußhohe Steinmauer trennte es von ein paar verstreuten, baufälligen Nebengebäuden, die als Einziges von dem Bauernhof übrig waren, der hier früher gestanden hatte. Hundert Meter weit hinter dem Gipfel der Anhöhe existierte noch eine verlassene Landarbeiterhütte. Nur die Mauern waren noch da, und jeder starke Wind raubte dem Dach ein paar weitere Schindeln. Hässliche Stahlplatten in Tür und Fenstern hielten die Kinder ab.
    Das Bauernhaus selbst– eine winzige Zwei-Zimmer-Hütte– war dreihundert Jahre alt gewesen, als Lydias Großvater es abgerissen hatte. Das war in den Fünfzigerjahren gewesen, bevor die Denkmalschutzbewegung in diesen Teil von Devon vorgedrungen war. Die alten Fundamente waren erst vor fünf Jahren endlich ausgegraben worden; man hatte beabsichtigt, das Land einzuebnen und einen Bungalow zu bauen, der als Überlaufbehälter für die wachsende Familie dienen sollte. Die Planungsgenehmigung war nie erteilt worden, und die rechte Seite des Gartens war immer noch ein Labyrinth aus Wällen und tiefen Rinnen, das die Jungen beschlagnahmt hatten, um dort ein geheimnisvolles, lärmendes Kriegsspiel namens » Tod im Schützengraben« zu veranstalten. Taras Atemübungen

Weitere Kostenlose Bücher