Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)
Bank. » Will, du bist eine wandelnde Reklame für die Vorzüge der Vasektomie.«
» Ich hatte keine Vasektomie.«
» Eben.«
Wills und Sophies Kinder hatten sich zufällig nach Alter sortiert. Das Spektrum ihrer Haarfarben reichte von Edies Weißblond bis zum dunklen Sandton von Tobys Wuschelkopf. Das verblassende Blond war ein Zeitmesser der Kindheit. Je älter die Kinder wurden, desto größer wurde ihre Ähnlichkeit mit Will. Als Sophie das erste Mal schwanger war, hatte Will gesagt, es sei nur gut, dass er dunkelhaarig sei, denn wenn noch ein MacBride sich mit einem blonden Partner fortpflanzte, könne es passieren, dass die Kinder unsichtbar würden. Tara hatte das Streben nach Melanin schon zu seinem logischen Äußersten getrieben: Jake hatte als Kind tiefgoldene Locken gehabt, und heute trug er das Haar so kurz, dass es wie ein Schatten auf der eichenholzfarbenen Kopfhaut lag. Er saß neben Edies hohem Babystuhl und half ihr, das Essen in ihren Mund zu befördern.
» Er macht sich so gut«, sagte Sophie so leise, dass er es nicht hören konnte, zu Tara. » Bist du jetzt nicht froh, dass Dad und Will dich getriezt haben, bis du ihn auf die Cath geschickt hast?«
Sofort wünschte sie, sie hätte eine bessere Formulierung gewählt. » Triezen« war das absolut falsche Wort für die Intervention, die Rowan und Will betrieben hatten, um zu verhindern, dass Jake auf der großen, innerstädtischen Gesamtschule ertrank, wo die Kinder sich kleideten, wie sie wollten, und mehr Drogendealer als Mütter vor dem Schultor warteten. Tara, die aus ihrer sozialistischen Teenager-Phase nie ganz herausgewachsen war, hatte es als Kritik an ihrem Erziehungsstil interpretiert, dass man für Jake einen Platz auf der Cathedral School beschafft und finanziert hatte. Natürlich bestand die eigentliche Schande nicht darin, dass sie dieses Privileg besaßen, sondern dass ein solches Privileg nicht zum Standard des staatlichen Schulsystems gehörte. Lydia hatte oft gesagt, wenn alle Kinder auf die Cath gehen könnten, wären die Probleme der Welt innerhalb von einer Generation gelöst. Sophie sah ein, dass Tara nicht unrecht hatte, aber was sollte man machen? Die Ausbildung seiner Kinder opfern, nur um etwas zu beweisen?
Bei seinem Versuch, Tara zu überreden, hatte Rowan beiläufig bemerkt, Jungen mit Jakes Hautfarbe brauchten die beste Erziehung, die sie bekommen könnten, um gegen eine Welt voller Vorurteile gewappnet zu sein. Der Vorwurf des Rassismus war durch den Raum geflogen, und Sophie und Lydia hatten einschreiten müssen und Tara mit großer Mühe davon überzeugen können, dass sie nicht aus Snobismus, sondern aus Liebe handelten. Tara war bei diesem Thema in Abwehrstellung geblieben, und deshalb war Sophie jetzt erstaunt, als sie sah, dass ihre Schwester lächelte.
» Weißt du, dass er unter die ersten elf gekommen ist?« Tara konnte ihren Stolz nicht verhehlen.
» Bei den unter Sechzehnjährigen doch sicher?«, korrigierte Sophie.
» Nein, sie glauben, er wird im nächsten Sommer für die Schule spielen.«
» Tara, das ist ja unglaublich, das ist fantastisch !«, flüsterte Sophie. » Zumal, wenn man bedenkt, wie zornig er noch vor zwei Jahren war. Du musst ja so stolz sein.« Beide warfen einen Blick zu Jake hinüber, aber wenn er zuhörte, verbarg er es gut. Er war ganz auf Edie konzentriert und löffelte ihr das Essen in den Mund und nicht selten auch in die Haare.
» Bin ich, bin ich. Ich meine, ich rede mir nicht ein, dass das seine ganze Teenager-Rebellion gewesen ist, ich bin sicher, da kommt noch mehr, aber offensichtlich hat die Cath ihm ein bisschen von seiner Wildheit abgewöhnt. Ich bin sicher, einer der Gründe dafür, dass er auf der Gesamtschule ein bisschen wacklig wurde, war der, dass sie nur ungefähr einmal in der Woche ein Spiel hatten, und das kann man mit Jungs nicht machen, oder? Die müssen ihre Energie wegstrampeln, sonst suchen sie sich andere Wege, sie loszuwerden.« Sie senkte ihre Stimme noch weiter. » Und ehrlich gesagt, ich glaube, Matt hat ihm ungeheuer gutgetan. Nicht nur, weil er dageblieben ist, sondern weil er nicht versucht, Jakes Dad zu sein. Da ist nichts von diesem Eifersuchtskram wie bei Louis.«
Jake gab seine Bemühungen um Edie auf und holte sein Handy unter dem Tisch hervor. Auch wenn es hier kein Netz gab, konnte er Pflanzen gegen Zombies spielen, bis er einen Krampf in den Daumen bekam.
Will räusperte sich, aber Matt war schneller. » Na komm, Jake, du kennst
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