Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Er versuchte, zur Seite zu spucken, aber das meiste von dem blutigen Schleim landete auf seinem Ärmel.
»Hab ich«, sagte der Schwarzbart. »Aber ich hab dich nicht umgebracht, oder? Kann ja verstehen, dass du’s mir heimzahlen willst, weil ich dich ausgeraubt hab, aber jetzt hast du’s ja probiert, und es hat nicht geklappt, und mehr lass ich mir von dir nicht gefallen. Geh noch einmal auf mich los und ich schlag dich friedhofsreif.«
Edward wollte sich wieder auf den Mann stürzen, brachte aber nicht die Kraft dazu auf. Jeder Muskel und Knochen in seinem Leib pochte vor Schmerzen.
»Du hast meine Stute gestohlen und sie verkauft, verdammt. Ich musste einen Burschen niedermachen, um sie zurückzukriegen.«
»Ja, Teufel noch mal, ich hab sie verkauft. Hab das Geld gebraucht. Das ist der übliche Grund, warum man jemand beraubt, oder?« Er spuckte zur Seite und grinste plötzlich. »Der Bursche, den du niedergemacht hast, ich hoffe, das war ein Spieler mit ’nem langen Schnurrbart.«
»Das war er.«
»Gut. Der Hurensohn war mir nich sympathisch. Freut mich richtig zu hören, dass du dein Pferd von ihm zurückhast.«
Edward veränderte seine Lage an der Wand und schnitt eine Grimasse. »Ich glaub, du hast mir das Rückgrat gebrochen.«
»Teufel, Junge, wenn es gebrochen wär, könntest du dich nicht mehr bewegen. Du bist nur ein bisschen wund.«
Ein Gefangener trat auf Edwards ausgestrecktes Bein, und Edward versetzte ihm fluchend einen Fußtritt und der Schwarzbart fauchte: »Cuidado, bruto! Ya te lo dije!« Der Mann verdrückte sich in die Schatten.
»Wo sind meine Waffen und Messer geblieben?« sagte Edward. »Meine Decken? Meine gottverdammte Regenjacke?«
»Die Waffen hab ich verkauft. Von deinem Zeug ist nicht mehr viel übrig, bis auf die Decke und die Jacke. Die sind bei meiner Ausrüstung drüben im Mietstall. Aber der gehört dem Alcalde, also werden wir beide wahrscheinlich unsere Sachen nicht mehr wiedersehen.«
»Was ist der Alcalde?«
»Der Bürgermeister, könnte man sagen. Der Bursche mit dem Abzeichen, der dich verhaftet hat. Hat sich hier seine eigene Stadt eingerichtet diesseits vom Fluss und nennt es auch Laredo. Einige nennen es West Laredo, andere New Laredo, kannst dir aussuchen. Es ist dasselbe Scheißloch, egal wie man’s nennt.«
»Dieser Dreckskerl.« Edward erzählte ihm von seinem Ärger in der Cantina.
Der Schwarzbart sagte, Edward sei nicht der Erste, der wegen des Idioten eingesperrt worden war. »Der Schwachkopf ist der Neffe von der Frau des Alcalde. Bei all den Hurensöhnen in dieser Stadt, die bereit sind, dem Alcalde in den Arsch zu kriechen, ist es ein verdammtes Wunder, dass sie dich nicht getötet haben, wie manch anderen, der den Idioten provoziert hat.«
»Wieso bist du hier drin?« fragte Edward.
Der Schwarzbart erzählte, er sei unterwegs gewesen, um sich mit ein paar Partnern in Monclova, Mexiko, zu treffen, etwa 125 Meilen südwestlich von Laredo. Er hatte sich von der Gesellschaft in San Antonio verabschiedet und war nach Arkansas gegangen, um eine Angelegenheit seiner Schwester zu regeln, der einzigen noch lebenden Verwandten, die er hatte. Er wusste, seine Partner würden eine Weile in Monclova bleiben, nachdem sie sich um eine Sache gekümmert hatten, die sie sich verpflichtet hatten, im Staat Coahuila zu erledigen. Er hatte in New Laredo haltgemacht, für einen Drink, einen Fick und eine Nacht in einem richtigen Bett, doch die Hure war ein so träges Miststück gewesen, dass er sich geweigert hatte, sie zu bezahlen, und sie aus dem Zimmer geworfen hatte. Als er am nächsten Morgen zum Mietstall ging, wartete der Alcalde auf ihn, zusammen mit einem Dutzend bewaffneter Burschen. Er wurde verhaftet mit der Anschuldigung, die Hure beraubt zu haben, und in den Cárcel geworfen. Das war vor einem Monat gewesen. Seitdem hatte er herausgefunden, dass jede Hure in der Stadt dem Alcalde die Hälfte ihrer Einnahmen abgeben musste, und der Alcalde war nicht erfreut, von einem vorbeiziehenden Yankee um einen Dollar betrogen zu werden.
»Was ist mit einem Prozess? Kriegen wir keinen Prozess?«
Der Schwarzbart lachte. »Du kriegst deinen Prozess, wenn der Alcalde dazu kommt, dich zum Gericht zu bringen, wo sein Bruder der Richter ist. Der verdammte Mexikaner wird dir alles abnehmen, was du hast, einschließlich Pferd und Ausrüstung, und dich zu sechs Monaten Zwangsarbeit verurteilen, jeweils da, wo der Alcalde dich grade braucht. Die machst du mit Fußeisen
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