Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
holten und schleppten Material und Gerätschaften, mischten Eimer mit Schlammmörtel, arbeiteten mit Spitzhacke und Schaufel, und verfluchten alldieweil die Army, die sie weniger als Soldaten denn als Arbeitstiere behandelte.
Lucas Malone meldete sich bei jeder Gelegenheit freiwillig zum Arbeitstrupp und arbeitete so an den meisten Tagen in Johns und Rileys Nähe. An einem schwülen Nachmittag, als sie allesamt entlang der vierten Mauer des Forts Bauschutt in Schubkarren schaufelten, machte John Lucas Malone und Jack Riley miteinander bekannt. Gewitterwolken erhoben sich wie blutgetränkte, violette Türme über dem Golf, und die Sonne gleißte von den weiß getünchten Häusern von Matamoros. Riley fragte Lucas, aus welchem Teil Irlands seine Familie stamme. Lucas sagte, County Galway, und Riley grinste breit. »Da bin ich doch
geboren
, Mann! Ein paar Meilen nördlich von uns haben auch Malones gewohnt. Waren das Verwandte von dir?« Lucas sagte, das sei schon möglich, aber er wisse es nicht sicher. Sie hatten eine Menge Malone-Verwandte im alten Land, aber sein Großvater war der alten Heimat entflüchtet, weil er bei einer Rauferei einen Mann getötet hatte. Nachdem er New York erreicht hatte, floh er immer weiter und hörte erst auf, als er es bis nach Tennessee geschafft hatte.
Riley fragte Lucas, warum er sich freiwillig für den Arbeitstrupp gemeldet hatte. »Ist doch schlimm genug, das als Strafe machen zu müssen«, sagte er.
»Weil ich jederzeit lieber wie ein richtiger Mann arbeite«, sagte Lucas, »als auf einem Exerzierfeld herumzumarschieren und Soldat zu spielen. Marschieren und exerzieren, exerzieren und marschieren. Was anderes tun wir in diesem verdammten Lager doch eh nicht.«
»Lager würde ich das nicht nennen«, sagte Riley. »Eher ein verdammtes Gefängnis.«
John, der sich an das Stadtgefängnis von New Orleans erinnerte, widersprach Handsome Jack. »Verdammt, Jack, sind nur noch sieben Tage mit diesen Schmuckstücken an unsern Beinen«, sagte er.
»Diesmal nur sieben Tage«, sagte Riley. »Dann kommt das
nächste
Mal, und dann sind es vielleicht sechzig Tage, oder neunzig. Vielleicht kriegen wir beim nächsten Mal das verdammte Joch für einen Monat oder mehr. Vielleicht wird’s die verdammte Peitsche. Diese Dreckskerle könn’ mit uns machen, was …
hallo
, was ist das denn?«
Ihre Kameraden schwärmten in heller Aufregung ans Ufer, johlten und jubelten und schwenkten ihre Hüte. Ein Dutzend junge Frauen, alle mit langen schwarzen Haaren und roten lachenden Mündern, waren ans Flussufer gekommen und hatten sich dort vollständig entkleidet, waren bis zu ihren braunen Oberschenkeln in den Fluss hineingegangen und seiften jetzt sich selbst und gegenseitig ein und warfen den jubelnden Amerikanern auf der anderen Seite Luftküsse zu. Hinter ihnen stand eine Schwadron mexikanischer Soldaten am Wasserrand mit abgehängten Gewehren. Sie hielten die Kleider der Frauen und wiesen hinüber zu den Amerikanern und lachten und sagten Dinge zu den Frauen und traten schnell grinsend zurück, als diese sie nass spritzen wollten. Ein paar der Amerikaner zogen ihre Stiefel aus und wateten ein Stück in den Fluss hinein und riefen den Frauen zu, auf ihre Seite herüberzukommen. Die Frauen lachten und spritzten Wasser in ihre Richtung und sprangen auf und ab, sodass ihre Brüste mit den dunklen Brustwarzen umso mehr hüpften. Sie seiften sich gegenseitig die glänzenden Hintern ein und warfen in gespieltem orgiastischem Vergnügen die Köpfe zurück und rundeten die Lippen, während sie sich dicken Seifenschaum in das Haar zwischen ihren Beinen massierten. Die Amerikaner heulten wie eingesperrte Hunde.
»Heilige Jungfrau«, stöhnte Riley grinsend, »ich hab ’nen Sonnenstich!«
Lucas lachte über das fröhliche Bild all dieser wunderschönen weiblichen Nacktheit im hellen Sonnenlicht. »Sieh dir mal die da an, Johnny – gleich da drüben! Oh, und die da, da vorne, mit ’nem Busch so groß wie ’n Biber. Siehst du sie? Gott verdamm mich!«
Jetzt waren Offiziere mit Säbeln in der Hand erschienen und bahnten sich den Weg nach vorne durch die Menge der Soldaten. Die Mädchen winkten die Amerikaner herbei, hielten ihnen ihre hübschen Brüste hin und riefen ihnen süße Worte auf Spanisch zu. Und jetzt waren einige Amerikaner zum tiefen Teil des Flusses hinausgewatet und schwammen los zur anderen Seite, und die Offiziere rannten bis zu den Knien ins Wasser und befahlen ihnen, sofort umzukehren.
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