Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
breit, stand auf und hob eine Hand zum Gruß. »Amigo! Qué tal!«
Mit dem ersten Blick registrierte Edward seine gute Kleidung und seine guten Stiefel, sah die beiden weißgriffigen Pistolen auf seiner Hüfte und eine weitere in einem Gurt unter seinem Arm, und er wusste, der Mexikaner war entweder ein Bandit oder ein Gesetzesmann, und in beiden Fällen brauchte er ein Pferd und hier war seine Stute Janey.
Er dirigierte die Stute hart nach links, grub seine Fersen in ihre Weichen und steuerte mit ihr auf ein etwa fünfzehn Yards entferntes Mesquite-Dickicht zu. Der Mexikaner riss das Gewehr hoch und schoss, und Edward hörte die Kugel durch das dicke Gewirr spröder Äste krachen. Fest den Sattelknopf umklammernd, ließ er sich auf der linken Seite der Stute tief herabhängen und benutzte sie so als Schild in der Hoffnung, der Mexikaner würde nicht auf das Pferd zielen, um nicht das Risko einzugehen, es zu verlieren. Dann war er im Dickicht und Dornen rissen an seiner Kleidung, und er glitt vom Sattel und ließ die Stute weitergehen. Tief geduckt rannte er durch lockeren Sand an einer dichten Reihe Büsche entlang, lief parallel den Weg zurück, den er gekommen war. Er fand eine Lücke im Dickicht und hielt am Rand einer Lichtung an, um sich zu orientieren, und ja, da war der Pfad, und dort, nur ein paar Yards weiter, lag der Sattel des Mannes unter dem Mesquitebaum.
Er hörte den Mexikaner lockend rufen: »Yegua! Ven aquí, mi hijita. Aqui, yeguita, aquí.«
Die Stute kam mit schleifenden Zügeln in die Lichtung hineingelaufen, und ihr hinterher der Mexikaner. Er trat schnell an sie heran, darauf achtend, sie nicht scheu zu machen, während er besänftigend auf sie einredete: »Ay, que preciosa yeguita. Si, de veras, que hermosa yeguita.« Und dann hatte er die Zügel gepackt, doch das Pferd versuchte, sich loszureißen, und der Mexikaner hatte Mühe, das Gewehr
und
die Stute festzuhalten, und so ließ er das Gewehr fallen, packte die Zügel mit beiden Händen, riss den Kopf der Stute herunter und schlug ihr aufs Maul. Sie versuchte wieder, sich wegzureißen, aber er fing sie am Ohr und drehte es fest, und sie hörte auf, sich zu sträuben.
Edward kam geduckt und schnell aus dem Dickicht heraus, den Bündelrevolver vor sich ausgestreckt. Der Mexikaner hörte seine Stiefel durch den Sand scharren, drehte sich mit dem Zügel in einer Hand um und griff nach einer Pistole an seiner Hüfte. Edward feuerte im Laufen und schoss beim ersten Mal daneben, beim zweiten Mal ebenfalls, worauf der Mexikaner seine Pistole abfeuerte. Die Kugel jagte durch Edwards Hemdsärmel knapp unter seinem Arm. Edwards nächster Schuss traf seinen Gegner aus fünf Yards Entfernung in den Bauch, und der Mexikaner feuerte einen ungezielten Schuss ab, als er zu Boden fiel und die Stute sich losriss. Edward schlug dem Mann mit den schweren Läufen des Bündelrevolvers ins Gesicht und fühlte Knochen knirschen, und der Mexikaner fiel nach hinten. Edward warf sich auf die Waffenhand des Mannes, entrang ihm die Pistole, ging sofort wieder auf Abstand und spannte die Waffe. Als der Mexikaner sich aufsetzen wollte, schoss Edward ihm ins Kinn, und der Mann fiel mit zerstörtem Unterkiefer zurück, und Edward spannte wieder und schoss dem sich Windenden in die rote, klaffende Mundhöhle, und das Winden des Mexikaners hörte auf.
Er blieb eine Weile auf dem Boden sitzen und ließ seinen Atem und seinen Herzschlag langsam zur Ruhe kommen. Die Schnauzbartspitzen des Mexikaners bebten in einer schwachen Brise. Sein Oberkiefer wies eine säuberliche Reihe leuchtend weißer Zähne auf, sein Unterkiefer dagegen war eine blutige Ruine zerbrochener Knochen und Backenzähne. Seine Zunge hing schlaff und violett gegen seinen Hals. Ameisen und Fliegen sammelten sich bereits zum Festmahl auf seinem Gesicht, folgten instinktiv einer Pflicht, so alt wie die Erde selbst.
Die Pistole in seiner Hand war ein Texas Colt, eine Five-Shooter, Kaliber .36. Er entdeckte jetzt, dass das Gewehr auch ein Colt war, ein Glattrohr-Karabiner mit Spannhebel, dessen .525-Kaliber-Mündung riesig klaffte. Die anderen beiden Handfeuerwaffen waren .44-Steinschlosspistolen. Der Mexikaner hatte kein Sheriffabzeichen an sich, aber in seinen Sachen fand Edward einen Beutel mit mehr als 40 Dollar in Gold und Silber darin.
Er ging der Stute hinterher, beruhigte sie, führte sie zu der Stelle zurück, wo der Tote lag, und band sie an einen Busch. Kurz darauf hatte er die Hose des Banditen,
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