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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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und unter den Augen von irgendwelchen gemeinen Wärtern. Ich hab noch keinen Prozess gekriegt.«
    »Verdammt«, sagte Edward. »Sieht so aus, als wäre ich noch ’ne ganze Weile hier.«
    »Kann sein«, sagte der Schwarzbart. Dann grinste er. »Kann auch sein, dass du dich gerade genau zum richtigen Zeitpunkt hier hast reinwerfen lassen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Na ja, letzte Woche wurden wir in Fußketten rausgebracht, um die Gräber für ’ne Familie von ’nem halben Dutzend Leuten auszuheben, die verbrannt waren, als ihr Haus Feuer fing. Wie wir mit unsern Schaufeln auf der Schulter vom Friedhof zurückschlurfen, wen sehe ich da in der Tür der Cantina stehen und mir überm Glas Bier zugrinsen? Charlie Geech. Er gehört zu den Leuten, die ich in Monclova treffen wollte. Hat nix gesagt oder getan, hat mir nur zugezwinkert. Ich weiß nicht, warum der da war, aber wenn er die Gesellschaft nicht verlassen hat, dann sind die andern auch in der Nähe. Ich bleib stehen, um vielleicht was zu sagen, doch da ist schon der Wärter hinter mir, stößt mich mit sei’m Gewehr und sagt, wird noch lange dauern, bis ich ’ne Cantina von innen seh, und ich soll gefälligst weitergehen. Das tu ich dann auch. Eine Minute später hab ich mich noch mal umgesehen, aber Geech war weg. Schätze, die werden bald hier sein, um nach mir zu sehen.«
    »Meinst du? Dann musst du aber ein paar verdammt gute Freunde haben.«
    »Hör zu, mein Junge, hast du jemals Menschen gejagt? Banditen und Indianer und so?«
    »Nein, nie.«
    »Na, dann sag das niemand. Du scheinst mir jemand zu sein, der das Handwerk schnell lernen kann, und das hier is deine Chance. Schätze, der Captain nimmt dich auf, wenn ich ihm erzähl, was du für’n Mumm hast.«
    »Welcher Captain?«
    »Captain der Gesellschaft. Hobbes heißt er.«
    »Du meinst, dieser Captain holt dich hier raus, ungelogen?«
    Der Schwarzbart lachte. »Das weiß ich ganz sicher, dass er’s tun wird. Nimmt dich auch mit, wenn du mit uns reiten willst. Der Captain lässt nie einen seiner Männer hängen, wenn er drüber Bescheid weiß. Das ist das Einzige, was ich über den Mann mit Sicherheit sagen kann.«
    »Na, das ist das Beste, was ich dich über ihn hab sagen hören, und ich hoffe, du hast recht damit.«
    Zwei Tage später, als das erste graue Licht der Morgendämmerung durch die Gefängnisfenster sickerte, hörten sie draußen das Donnern von Pferdehufen und Schüsse. Hörten Wiehern und Flüche und Schreie. Eine Minute später ratterte das Schloss in der Tür, und sie schwang weit auf und ließ einen Schwall grauen Lichts herein. Der Wachmann kam hereingerannt, die Hände an seiner Kehle, in dem erfolglosen Versuch, das strömende Blut zu dämmen, und taumelte und fiel. Und selbst während sein Leben ins schmutzige Stroh davonblutete, kamen einige der Insassen herbeigerannt und begannen ihn zu treten. Andere stürzten zur Tür, hielten dann aber inne und wichen zur Seite, als ein Mann mit einem Revolver in der einen und einem blutglänzenden Bowie in der anderen Hand eintrat. Von unbeeindruckender Statur und Größe, bewegte er sich doch mit der Miene eines Mannes, der gewohnt ist, das Kommando zu geben. Schwarzes Haar hing ihm vom flachkrempigen, schwarzen Hut bis knapp über die Schulter, sein Schnauzbart bis zum Kinn. Seine Augen wirkten, als wären sie aus Obsidian. Er hielt in der Tür inne und beachtete den Mann mit der durchschnittenen Kehle mit keinem Blick. Die Schießerei, das Geschrei und das Geheul draußen hielten an.
    »Bill Jaggers!« rief der Mann.
    »Du hast ihn gefunden, Capt’n!« erwiderte der Schwarzbart. Er steuerte mit einem breiten Grinsen auf die Tür zu, sah sich nach Edward um und sagte: »Gehen wir, mein Junge!«

V

JOHN
    1 An einem warmen Vormittag mit einem blassen, wolkenlosen Himmel trafen sie am Rio Grande ein, den die Mexikaner Rio Bravo del Norte nannten. Taylors Kundschafter hatten berichtet, die Stadt Matamoros, am Südufer des Flusses etwa fünfundzwanzig Meilen landeinwärts von seiner Mündung im Golf von Mexiko entfernt, sei mit einer kleinen mexikanischen Garnison befestigt. Auf dieser Höhe hatte der Fluss eine Breite von achtzig Yards, und die Mexikaner hatten sämtliche auffindbaren Boote beschlagnahmt, auf ihre Seite gebracht und meilenweit zu beiden Seiten östlich und westlich der Stadt Wachposten am Fluss aufgestellt.
    Nachdem er einen Trupp losgeschickt hatte, um Point Isabel am Golf als Landungspunkt für seinen Nachschub vom Meer

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