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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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seinen Schlangenledergürtel, seine Pistolengurte und seine Lederstiefel an, die neu und ihm nur ein klein wenig zu groß waren. Das blutgetränkte Hemd des Mannes war nutzlos. Der Sombrero mit der riesigen Krempe war ein hervorragender Sonnenschutz, fühlte sich aber fremd auf seinem Kopf an, und so blieb Edward bei seinem eigenen zerfledderten Hut. Er tat den mexikanischen Sattel auf die Stute. Er war fein gearbeitet mit einem großen runden Sattelknopf, und in den Satteltaschen fand er unter dem Hinterzwiesel Beutel mit Kugeln für Kaliber .36 und .44 und zwei volle Flaschen mit Pulver.
    Er war froh, dass er keine Schaufel hatte, sodass er sich keine Gedanken darüber machen musste, ob er den Leichnam begraben sollte. Die Geier drehten bereits ihre Kreise über ihm.
    9 An einem kühlen Abend mit aufkommendem Wind traf er in Laredo ein, nur sechs Jahre entfernt von seiner Zeit als Hauptstadt der ehemaligen und stürmischen Republik Rio Grande. Der Halbmond glänzte silbern und tauchte die Straßen in weißes Licht. Wehender Sand stach ihm in den Augen, als die Stute mit klappernden Hufen durch die Straßen trottete, in denen zu dieser späten Stunde die meisten Fenster bereits dunkel waren. In einer Nebenstraße klimperte eine Gitarre. Von einem kleinen Balkon, auf dem eine junge, in einen Schal gehüllte Frau saß, fiel ein schwacher Lichtschein nach unten auf die Straße, wo er ihren Verehrer im Schatten seines Sombreros stehen sah und das sanfte Gesäusel seiner Serenade hörte. Diese Art des Hofmachens war ihm ebenso fremd wie die Sprache des Liebesliedes.
    Die Straße führte ihn zum Landesteg einer Fähre, von dem aus man am anderen Flussufer eine Reihe hell erleuchteter Cantinas sah. In der Nachtluft kamen Fetzen von Klaviergeklimper und Klänge von Drehorgel und Gitarre herübergeweht. Er führte die Stute auf die Fähre, und das Klappern ihrer Hufe lockte den Fährmann hervor, der etwas auf Spanisch sagte. Edward zog einen halben Dollar hervor, und der Fähmann nahm ihn begierig entgegen und betätigte das Rollseil.
    Als sie ans andere Ufer stießen, lockte Edward die Stute mit Schnalzlauten vom Fährdeck und ritt hinauf zu der ersten Cantina in der Reihe. Dort stieg er ab, band die Stute fest, streichelte sie und flüsterte ihr etwas ins Ohr und ging hinein. Der Raum war gut erleuchtet, und ein halbes Dutzend Männer stand an der Bar, eine Handvoll andere saß an ein paar Tischen. Sie schenkten ihm nur flüchtige Beachtung und wandten sich dann wieder ihren Getränken und Gesprächen zu. In einer hinteren Ecke zupfte ein Mann an einer Gitarre. Edward bestellte Whiskey, doch der Barmann schüttelte den Kopf. Er wies auf das Getränk des Mannes neben ihm, und der Barkeeper sagte: »Tequila«, und schenkte ihm ein Glas ein. Edward stürzte es hinunter und verlangte ein weiteres.
    Während er an dem zweiten Glas nippte, spürte er, dass jemand sehr dicht hinter ihm stand, und er drehte sich um und sah sich einem wuchtigen hutlosen Mexikaner gegenüber, der einen ungewöhnlich großen Kopf hatte und dem Speichelfäden an den Winkeln des schiefen, offen stehenden Mundes klebten. Die schwarzen Augen des Idioten glubschten ihn an und sahen aus, als seien sie voll stummer Schreie. Er streckte sein Gesicht vor, bis auf wenige Zoll an Edwards heran. Sein Atem stank.
    »Bleib mir vom Leib«, sagte Edward und kehrte ihm den Rücken zu.
    Der Idiot gab einen Laut zwischen einem Knurren und einem Stöhnen von sich und stupste Edward mit einem Finger in den Rücken. Edward wirbelte herum und schlug seine Hand weg. »Ich hab gesagt, lass mich in Ruh, verdammtes Weichhirn.«
    Er war sich bewusst, dass Musik und Unterhaltung plötzlich verstummt waren. Die Augen des Idioten waren jetzt noch wilder, und Edward konnte das schreckliche stumme Schreien, das er in ihnen sah, nicht ertragen. Der Idiot streckte ein weiteres Mal seine Hand flehend aus, und Edward schlug sie beiseite und sagte: »Belästige jemand anderen, verdammt noch mal. Von mir kriegst du nur die 225 Faust, wenn du mich nicht in Ruhe lässt.« Er warf einen schnellen prüfenden Blick über Theke und Tische, sah feindselige Blicke auf sich gerichtet und sagte: »Einer von euch sollte mir diesen Dummkopflieber schleunigst vom Leib schaffen.«
    Der Idiot wieherte und streckte beide Hände aus, als wollte er ihn umarmen. Edward schlug ihm auf den Mund und hatte das Gefühl, er hätte einen Baum getroffen. Der Idiot trat zurück und blinzelte und fuhr sich mit der

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