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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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Zudem waren die Formalitäten der Justiz sehr gelockert, und Männer, die sich der Räuberei nur verdächtig machten, wurden ebenso wie bekannte Bandidos oft noch an Ort und Stelle hingerichtet. Die Landstraßenräuberei wurde zu einem derart gefährlichen Unternehmen, dass Dominguez mit seiner Bande in die nördlichen Badlands zog, wo sich mit dem Töten von Indianern schnelles Geld machen ließ – das zumindest hatten sie gehört.
    Das war vor einem Jahr gewesen. Und das Geld hatte sich nicht als so schnell erwiesen. Dominguez’ Spurenleser waren den Apachen nicht gewachsen, und die Bande ergatterte nie mehr als ein Dutzend Skalps auf einmal und das größtenteils von Frauen und Kindern und gebrechlichen alten Männern. Als der Herbst kam, wurden sie von einem riesigen Kriegstrupp in der Sierra del Hueso angegriffen, und von den zweiundfünfzig Männern der Bande kamen nur achtzehn mit dem Leben davon. Die Überlebenden zogen sich nach El Paso zurück, um von ihren grauenvollen Abenteuern zu berichten und ihr letztes Geld zu vertrinken und zu verhuren. Dann erfuhren sie, dass einen Monat zuvor die amerikanische Armee die mexikanischen Verbände bei Monterrey besiegt hatte und die Gringos jetzt die Stadt besetzt hielten. Die Yankee-Nachschubzüge vom Rio Bravo nach Nuevo León waren angeblich reiche Beute für jene, die den Mumm hatten, sie auszurauben.
    Die Compañeros waren unterwegs nach Nuevo León gewesen, als sie die Staubwolke des Gringo-Maultierzuges erspähten und dann die größere Staubwolke der heranrückenden Wilden. Die Kundschafter kamen in gestrecktem Galopp zurück, mit weiten Augen und brüllten: »Komantschen!«, und die Bande eilte in den Schutz der Berge. Von dort beobachteten sie den Staub des Komantschenangriffs auf den Gringo-Zug. Am Abend begann sich der Staub zu legen, und früh am nächsten Morgen setzten die Indianer ihren Treck nach Norden fort. Die Compañeros blieben in ihrem Versteck zwischen den Felsen, und am Tag darauf sahen sie die Komantschen, die Tiere vor sich hertreibend, keine halbe Meile von ihrer Position entfernt vorbeireiten. Sie lachten und juchzten, jeder Krieger mit getrocknetem Blut bedeckt, viele mit Lanzen, an denen Skalps baumelten. Einige hatten blutverkrustete Köpfe an ihren Ponys festgemacht, und der Gestank dieser Truppe zog bis zu den Versteckten hinauf. Dominguez sagte, sie hätten ausgesehen wie Teufel auf dem Heimweg in die Hölle. Die Compañeros warteten den Rest jenes Tages und die Nacht hindurch ab, um sicherzugehen, dass die Komantschen wirklich verschwunden waren, und machten sich bei Tagesanbruch bereit zum Aufbruch. Doch im roten Licht des Sonnenaufgangs erspähten sie dann Edwards ferne Gestalt, die ihnen entgegenschlurfte, wie die Inkarnation ihres eigenen Wahnsinns, sich in diese Einöde zu wagen, um ihrem Glück nachzujagen.
    »Du hast viele Glück«, sagte Dominguez zu Edward, als sie nebeneinander ritten. Auf Edwards anderer Seite ritt Pedro Arria, ein Mann mit einem Habichtgesicht, der mit Dominguez seit dessen frühesten Banditentagen zusammen und der stellvertretende Befehlshaber der Gesellschaft war. »Alle deine Freunde, sie sind getotet, aber du nicht. Nur du nicht sterben. Que buena suerte, hijito. Sehr glücklich, du.«
    »Ja«, entgegnete Edward. »Ich fühl mich auch wie ein verdammter Glückspilz.«
    Dominguez lachte.
    17 Seine nächsten Tage waren verschwommen von fiebrigem Schmerz, sein Schlaf heimgesucht von Visionen der Hölle, in denen er dann aber seine jüngste Vergangenheit erkannte. Im Dorf Boquillas ruhten sie sich für eine Nacht aus. Pulque linderte sein Leiden bis zum Morgen und verschlimmerte es dann mit einem Kater, doch endlich sank sein Fieber, und einige der Compañeros bezahlten widerwillig ihre Wetten und argumentierten, hoffend, doch ohne große Überzeugung, dass es dem Gringo ja vielleicht doch noch schlechter gehen und er sterben könnte. Den Dörflern jagte Edward aus dem ganzen Haufen am meisten Angst ein wegen seines verunstalteten Kopfes. Die Wunde reichte bis ins Gesicht, wo sich der Wangenknochen blass abzeichnete unter der straffen nachwachsenden Haut. Nur die Saat des Teufels, raunten sie einander zu, könnte solche grauenhaften Verletzungen überleben. Es gab wenig, was die Bande den eingeschüchterten Bewohnern als Tribut abknöpfen konnte außer getrocknetem Fleisch und sauberer Kleidung. Dann ritten sie weiter. An jenem Abend gerieten zwei von ihnen in Streit darüber, wem ein bestimmtes Hemd

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