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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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riesigen Sattelknauf, trieb sein Pferd mit den Fersen einige Schritte vorwärts und reichte sie ihm. Sie war voll und schwer. Edward öffnete sie, hob sie an seinen Mund, zögerte und setzte sie sachte an seine Lippen. Der Schmerz sprang ihm in die Augen, und er drückte sie zu. Er trank und würgte und erbrach das Wasser beinahe. Er bezwang den Würgereiz und nahm dann kleinere, vorsichtige Schlucke. Er hielt inne, um zu atmen, und nippte dann wieder.
    »Basta«, sagte der Mexikaner und griff hinunter nach der Feldflasche, doch Edward presste sie sich an die Brust und tat schnell einen Schritt zurück, wobei er beinahe gestürzt wäre. Der Mexikaner lächelte jetzt nicht mehr, und seine Augen wurden schmal. Er machte eine ungeduldige Handbewegung mit der ausgestreckten Hand. »Dámelo, muchacho.« Edward nahm noch einen letzten Schluck und reichte die Feldflasche hoch, und der Mexikaner stöpselte sie zu und hängte sie wieder an seinen Sattelknauf.
    »Wir sehen dich desde ayer«, sagte der Mexikaner. »Desde – wie sagt man? – gestern. Meine Freunde, sie sagen, du erreichst nicht la montaña, aber ich sage, du erreichst. Wir sagen, äh, una apuesta.« Er unterbrach sich, drehte sich zu den anderen beiden um und sagte: »Una apuesta?«
    Edward sah, dass einer der anderen beiden ein Weißer war, in einem grauen Staubmantel und mit einem Paar Pistolen an seinem Gurt. Dieser sagte: »Eine Wette.«
    Der Mexikaner drehte sich zu Edward zurück und sagte: »Wir sagen eine Wette. Und du hast mich gelassen gewinnen.« Er ließ wieder sein breites weißes Grinsen sehen.
    »Ich bin noch nicht …«, setzte Edward an, seine Stimme ein Krächzen, seine aufgeplatzten Lippen voller Bluttropfen. Er wankte und fing sich. »Ich bin noch nicht da.«
    Der Mexikaner lachte. »Pues, ich denke, dass du bist nah genug. Ich denke so, ja.«
    Edward fand das komisch und wollte lachen, doch seine Beine gaben nach und er fiel vorwärts. Dabei fiel ihm der Hut vom Kopf, und er hörte ein scharf ausgestoßenes »Gottverdammt noch mal!«.
    Und ein leises »Ay Chihuahua!«.
    16 Sie legten ihn in den Schatten eines Felsvorsprungs, gaben ihm noch mehr Wasser und etwas zu essen und behandelten seine Wunden abgesehen von seiner rohen Schädeldecke, für die sie nichts tun konnten.
    »Dein Schädel eitert, und du hast ein gemeines Fieber. Schätze, entweder du stirbst dran oder nicht. Aber Teufel, ich kannte einen Burschen, der von Kiowas bis auf die Knochen skalpiert wurde und noch jahrelang die Geschichte erzählen konnte, bis er sich an ’nem Keks von seiner Frau zu Tode verschluckte.«
    Das hatte Jack Spooner gesagt, bis jetzt der einzige Weiße in dieser Bande von achtzehn. »Selbst wenn du nicht stirbst, wirst du kein’ Barbier mehr brauchen oder den Damen den Kopf verdrehen, so viel ist sicher.« Er besah sich Edwards verstümmelte Wange, dann den verbleibenden Teil seines Ohrs. »Muss schon sagen, mein Junge, dir fehlen mehr Teile am Kopf als so ungefähr jedem lebendigen Burschen, den ich gesehen hab.« Er wandte sich ab und spuckte aus, blickte hinaus aufs offene Land und sah dann wieder Edward an. »Wir reiten morgen weiter, also kriegen wir nicht mit, ob du lebst oder stirbst, es sei denn, du reitest mit uns. Manuel sagt, du kannst, wenn du willst.«
    »Wer ist Manuel?« fragte Edward.
    »Der Jefe«, sagte Spooner. Er wies zu dem Mexikaner, der Edward draußen auf der Playa das Wasser gegeben hatte. Er saß im Schatten eines anderen Felsens mit ein paar Männern, gestikulierte und lachte mit ihnen über die Geschichte, die er erzählte.
    »Ich hab keine Ausrüstung«, sagte Edward. Seine Schädeldecke fühlte sich an, als würden glühende Kohlen draufgedrückt.
    »Wir rüsten dich aus. Du kannst dem Jefe das später bezahlen. Wenn du stirbst, schätz ich nicht, dass du ihm noch was schuldest.«
    Sie rasteten den Tag und die ganze Nacht dort in den Ausläufern der Sierra Ponce knapp südlich des del Norte. Die Ebene lag knochenweiß unter einem blassen Halbmond, und das Carmen-Gebirge erhob sich abweisend und violett im Osten. Kometen zeichneten leuchtend rotgelbe Streifen über die schwarze Leere und verschwanden im selben Augenblick, da sie erschienen.
    Die Bande war vor Tagesanbruch auf den Beinen und machte sich bereit loszureiten. Edward hatte rote Augen und war geschwächt vom Fieber. Der Jefe ging zu ihm, sein Pferd hinter sich herführend, grinste und fragte, ob er sicher sei, dass er mit ihnen kommen wolle. »Vielleicht du

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