Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
willst hier bleiben hasta los Comanches kommen otra vez. Vielleicht du willst töten sie alle, weil sie getötet haben deine Freunde.«
Das löste einen Lacher bei den zwei oder drei Mexikanern aus, die Englisch verstanden, und sie erzählten den übrigen, was der Jefe gesagt hatte. Alle lachten, klopften sich gegenseitig auf die Schultern, wiesen auf Edward und rieben sich die Köpfe und lachten noch mehr. Spooner grinste. Edward war, als wäre die Welt etwas schief unter seinen Füßen und als könnte er sein Gleichgewicht nicht ganz finden. Alles kam ihm im roten Licht der aufsteigenden Sonne scharfrandig und sengend heiß vor. Jeder der Männer um ihn herum schien in einem andersfarbigen Dunst gebadet. Er war völlig wirr.
Er grinste durch seinen Schmerz hindurch, um gute Miene zu bösem Spiel zu machen. Er sagte, er nehme nur Rache für Beleidigungen, und obwohl die Wilden seine Gefährten getötet und seinen Skalp genommen hatten, seien sie wenigstens so klug gewesen, ihn nicht zu beleidigen. Er grinste wie ein Verrückter, als Spooner für die Compañeros übersetzte, die vor Lachen heulten, auf ihn zeigten und wie Betrunkene taumelten, und manche machten obszöne Gesten zur Comancheria im Norden. Sie nickten einander zu und waren sich einig, dass Eduardo muy chistoso y muy simpático sei, diese dunkelhäutigen, heißäugigen Männer, entstanden aus der gewalttätigen Mischung von heidnischem Indianerblut und den Trägern des spanischen Kreuzes. Ihre Zähne blitzten weiß unter dicken schwarzen Schnauzbärten, und jeder von ihnen trug Narben an Gesicht und Händen. Sie waren immer laut, beim Reden und Lachen, beim Fluchen und beim Singen ihrer melancholischen Lieder. Sie trugen die unterschiedlichsten Waffen – Schusswaffen, Messer und Macheten, einige hatten Lanzen, andere Kavalleriesäbel, alle konnten mit dem Lasso umgehen, um einen Mann von seinem Ross zu holen und ihn hinter ihren galoppierenden Pferden blutig zu schleifen. Einige hatten Skalps an ihren Sattelknäufen aufgefädelt, doch selbst in seinem Fieber bemerkte Edward, dass vieles von dem Haar von Grau durchsetzt war und von ungeübten Händen genommen worden war.
Dominguez, der Jefe, war ein Poblano, aus der Stadt Puebla, die weit im Süden, etwa fünfundsechzig Meilen hinter der Hauptstadt, lag und deren Schönheit, wie er sagte, sich in keiner anderen Sprache als der des Herzens angemessen beschreiben lasse. Im Alter von fünfzehn war er zu dem Schluss gekommen, dass es für jemand so gut Aussehenden, Starken und Klugen wie er selbst ungerecht sei, so arm zu sein, während so viele dicke, schwache und dumme Männer so reich waren. Also machte er sich daran, die Waage der Gerechtigkeit ins Lot zu bringen, und arbeitete sich rasch hoch. Hatte er anfangs Betrunkenen in nächtlichen Straßen aufgelauert, raubte er bald einsame Reisende auf den Bergstraßen aus und überfiel Postkutschen entlang der großen Landstraßen. Schon nach seinen ersten sechs Monaten im Räubergeschäft wurde eine Prämie auf seinen Kopf ausgesetzt, weil er den Wachmann einer Postkutsche getötet hatte, der sich geweigert hatte, die Geldschatulle hinunterzuwerfen, und stattdessen nach seinem Gewehr gegriffen hatte. Andere Morde folgten. Mit zweiundzwanzig tötete er einen berühmten Banditenführer namens Manolo Gomez in einem Messerkampf in einer Cantina an der Hauptplaza von Orizaba, schleifte dann den Leichnam nach draußen, zerlegte ihn mit einer Machete und verteilte die blutigen Stücke an die Köter der Plaza. Bei Sonnenuntergang hatten die Balladenschreiber der Stadt bereits ein Lied über den Kampf verfasst und würden es über Generationen hinweg singen. Danach hatte sich Dominguez’ Ruf als furchterregender Mörder schnell verbreitet.
Er gründete seine eigene Bande, und mit der Zeit wurde sie die berüchtigtste von unzähligen Räuberbanden, die im gebirgigen Land zwischen Mexiko-Stadt und dem Golf umherstreiften, ein Gebiet, das schon seit Langem für das Räuberunwesen berüchtigt war. Das Bandenwesen grassierte derart, dass kein Reisender oder Zug von Lastmaultieren oder Güterwagen mehr vor Überfällen an den beiden wichtigsten Landstraßen zwischen der Hauptstadt und Veracruz sicher war. Die Regierung stellte immer mehr Lanzenreiter dafür ab, die Züge wohlhabender Kaufleute zu eskortieren und die Hauptstraßen zu patrouillieren. Bald wurden die wertvollsten Züge regelmäßig von gesamten Regimentern geschützt und waren so gut wie unangreifbar.
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