Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
gehörte, und Messer kamen ins Spiel. Der Kampf endete, als einer, mit den Händen seine freigelegten Gedärme festhaltend, in die Dunkelheit taumelte. Der andere setzte sich am Lagerfeuer nieder, hielt sich mit einem siegesbewussten Grinsen seine durchschnittene Kehle, während das Blut schwärzlich seinen Arm herunterrann, in glänzenden dicken Tropfen herabfiel und auf den Feuersteinen zischte, von dem widerwärtig süßliche Dämpfe aufstiegen. Einige Minuten später entfuhr ihm ein gurgelndes Seufzen, und er kippte nach vorne und war tot. Einer der Compañeros entfernte die Stiefel des Mannes und ließ seine eigenen abgetragenen dort neben ihm stehen, ein weiterer nahm sich seine Pistole und sein Messer, aber niemand machte Anstalten, ihn zu begraben. Kurze Zeit später hörten sie in der Nacht Kojoten rufen und näher kommen. Dann ertönte das hohe Heulen eines Wolfs und die Kojoten verstummten. Am Morgen stiegen sie auf und trieben ihre Pferde in südöstliche Richtung. Eine Viertelmeile weiter draußen in der ausgedörrten Ebene fanden sie den anderen ebenfalls tot, sein Unterleib ausgeweidet. Auf einem flankierenden Grat über ihnen erspähten sie einen einsamen bleichen Wolf, der mit aufgerichteten Ohren und dunkelrotem Maul auf die Vorbeiziehenden hinabblickte, doch kein Mann unter ihnen dachte auch nur daran, auf diesen oder sonst irgendeinen Wolf zu schießen.
Sie ritten hinauf in die blutroten Carmens und folgten verschlungenen Pfaden durch Wacholderwälder und an Agaven vorbei, deren Stängel doppelt so hoch waren wie ihre Pferde. Mittlerweile bildete sich Schorf auf seiner Schädeldecke, und der Schmerz nahm von Tag zu Tag ab. Fredo Ruiz, einer der wenigen hünenhaften Mexikaner, überreichte ihm ein breites schwarzes Kopftuch und zeigte ihm, wie man es sich wie ein Piratentuch um die Stirn band, um seinen Schädel vor neugierigen Blicken zu schützen, wenn er den Hut abnahm.
Während der nächsten Wochen ritten sie durch das Gebirgsland mit steilen Pässen und tiefen Schluchten, ritten entlang schmaler Bergpfade, die auf die Enden der Erde hinausblickten. Sie sahen unter sich die ausgebreiteten Flügel von Habichten auf der Jagd, die langsame Kreise zogen. Sie kampierten auf Tafelfelsen, und die Flammen ihrer Feuer spielten trunken im Wind. Hin und wieder konnten sie in der Tiefe der Wüstennächte die winzigen flackernden Lichter anderer Feuer sehen, doch ob von Wanderern oder Wilden oder von Wesen einer anderen Welt, das wagte niemand zu sagen.
Sie stiegen im Gänsemarsch durch eine Reihe tiefer Schluchten und felsiger Serpentinen hinab, die mit Pinyonkiefern, Akazien und Bergzypressen überwuchert waren. Die Luft war feucht und blau vom Nebel. Gelegentlich ertönte vom beschatteten hohen Felsen das Kreischen eines Pumas, bei dem ihnen die Nackenhaare zu Berge standen und die Pferde scheuten. Während er durch dieses ungastliche Land von Fels, Sand und Dornen ritt, spürte Edward, dass er einer Abrechnung entgegenzog, der er nicht ausweichen konnte, ganz gleich welchen Weg er nahm.
Schließlich kamen sie auf die Bajada hinunter. Am Mittag flimmerte der Horizont, und eisige Winde fegten durch ihre Nachtlager. Ihre Feuer wirbelten und schlugen aus und schickten wütende Funken in die dunkle Leere. Sie ritten lange Tage durch dorniges Buschwerk von Sotol, Ocotillo und Lechugilla, und kamen in dämmrigem Zwielicht, in dem Glühwürmchen blinkten, am Heiligabend 1846 im Dorf Naciamento an. Hier erfuhren sie, dass in den vergangenen Monaten mehr als eintausend Yankee-Soldaten unter dem Befehl eines gewissen General Wool vom Presidio am Rio Bravo heruntermarschiert waren und den Fluss nur vierzig Meilen weiter beim Dorf Sabinas überquert hatten. Ihr Staub war im Osten wochenlang sichtbar gewesen. Diese Gringo-Truppen befanden sich jetzt bei Monclova fünfundsiebzig Meilen südlich und warteten auf Befehle von Taylor in Monterrey. Die Compañeros lauschten den Neuigkeiten, taten sich an Cabrito gütlich und betranken sich mit Mescal. Mehrere fochten untereinander, aber keiner tötete den anderen, und die Streithähne wirkten danach trotz ihres zerschlagenen Aussehens umso erfrischter. Doch die Gemüter blieben den ganzen Abend lang erhitzt, und die Luft blieb mit Gewalt erfüllt. Dominguez saß zusammen mit Pedro, Spooner und Edward an einem Tisch an der hinteren Wand der kleinen Cantina, und seine Gesichtszüge sackten vom Trinken herab. Er beobachtete seine Männer mit einem Seufzen und sagte, sie
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