Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
zurück.
Dominguez wies Pedro Arria an, aus dem Weg zu gehen, und hob die Pistole, die er bereits gespannt in der Hand hielt. Er beugte sich im Sattel vor, zielte sorgfältig und schoss dem Verwundeten durchs Auge.
Sie durchsuchten die Taschen und Börsen der Toten, und einige konnten nicht widerstehen, die Frau zu begrabschen, während sie vorgaben, sie ein weiteres Mal zu durchsuchen, falls den Vorgängern etwas entgangen war. Einige von ihnen wären imstande gewesen, sie zu schänden, bevor sie kalt war, wären nicht so viele ihrer Gefährten zugegen gewesen. Ein junger Compañero namens Gustavo, der einmal in einem Seminar studiert hatte, stand über den Leichen und bemerkte laut, dass es interessant sei zu sehen, wie die Beendigung dieser menschlichen Leben bald solch reiche Nahrung für die Ameisen und Fliegen und Geier bot. »De verdad de nada se desperdicia en este mundo«, sagte er. »Todo lo que ocurre tiene algún resultado bueno.« Seine Kameraden lächelten mit onkelhafter Nachsicht über seine Banalitäten, obwohl einige vor ihm auf der Hut waren, weil ihn der Gewissenskonflikt zwischen seiner anhaltenden Verehrung von Gottes geheimnisvollem Walten und seiner Bereitschaft, jedes Seiner Geschöpfe zu töten, in den Wahnsinn getrieben hatte.
Sie nahmen die Waffen der Wachen an sich, befreiten das Kutschengespann von den Zugriemen und banden die Pferde an ein paar Führungsleinen. Als sie ihre Waffen nachluden, bot Dominguez Edward fünfzig Silberdollar für den Colt. Edward sagte, er wolle ihn nicht verkaufen – und überreichte ihn dann dem Jefe als Geschenk. Dominguez dankte ihm überschwänglich und schenkte ihm im Tausch drei prachtvolle Caplock-Pistolen und ein .50-Millimeter-Hawken mit einem abgesägten Lauf, der mit zwei Dollar in Silber-Dimes geladen war.
19 Sie folgten dem Rio Sabinas bis zu seinem Zusammenfluss mit dem Salado und hielten sich an den südöstlichen Kurs des Salado. Eines sonnigen Nachmittags, an dem hoch aufgetürmte weiße Wolken am blauen Himmel standen, trafen sie in dem Dorf Anahuac ein. Schwärme von Stärlingen krakeelten in den Bäumen, räudige Hunde schlichen an den Gebäudemauern entlang, und kreischende Kinder trabten neben den Pferden der Gesellschaft her. Die Laredo-Straße befand sich weitere fünfundzwanzig Meilen flussabwärts, doch die Einheimischen sagten ihnen, die wichtigste amerikanische Nachschublinie nach Monterrey sei die Camargo-Straße, fünfzig Meilen jenseits der Laredo-Straße. Ein großes amerikanisches Lager bei Camargo am Südufer des Rio Bravo war der wichtigste Umschlagplatz für den Yankee-Nachschub an General Taylor. Die Dörfler hatten gehört, dass die Gringos sich bereit machten, von Monterrey nach Saltillo zu ziehen, um sich eine Schlacht mit Santa Anna zu liefern, und angeblich sei die Straße von Camargo voll mit Wagenverkehr, der Yankee-Nachschub beförderte.
Dominguez dankte ihnen für die Auskunft und sagte seinen Compañeros dann, sie sollten sich aus dem Dorf alles nehmen, was sie an Proviant benötigten. Einige Compañeros zwangen die Dörfler, frische Sarapes, Hemden oder Somberos gegen ihre eigenen zerrissenen einzutauschen, andere gingen von Hütte zu Hütte und beraubten jede ihres mageren Vorrats an Lebensmitteln. Aus der einzigen Cantina des Dorfes nahmen sie sämtliche Krüge mit Mescal mit. Einige bezahlten ein paar Centavos für das, was sie nahmen, ein oder zwei schrieben lächerlich hingekritzelte Schuldscheine aus, doch die gröberen von ihnen spuckten in die Handflächen, die sich ihnen um Bezahlung bittend entgegenstreckten. Die Dorfältesten protestierten, und Dominguez entschuldigte sich höflich, doch sagte er ihnen, seine erste Pflicht als Jefe gelte dem Wohl seiner Männer. Die wenigen Bürger, die so unvorsichtig waren, sich der Räuberei zu widersetzen, wurden zu Boden geschlagen. Ein Hund, der aus kaum mehr als Haut und Knochen bestand, kläffte sie unaufhörlich von der Ecke eines Hauses an, bis Pedro Arria ihn erschoss, und die Stille, die darauf folgte, war größer als die des zum Schweigen gebrachten Hundes und folgte ihnen, als sie fortritten.
20 Auf der Laredo-Straße herrschte nur wenig Betrieb. Nur Holzfäller und Gruppen mexikanischer Armeekundschafter kamen vorbei. Die Bande bewegte sich fort vom Fluss und ritt nach Süden zur Camargo-Straße. Zwei Tage später trafen sie am Rio Alamo auf ein Trio mexikanischer Kavallerie-Kundschafter, die ihre Feldflaschen am Ufer auffüllten. Zwei der
Weitere Kostenlose Bücher