Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Kundschafter standen auf und drehten sich um, gerade als die Compañeros auf Dominguez’ Zeichen hin ihre Pistolen zogen und das Feuer eröffneten. Die beiden wurden ins Wasser geschleudert, und den Dritten trafen die Kugeln noch kniend, und auch er fiel in den flachen Fluss. Das Haar der Soldaten fächelte in der Strömung, und Blut stieg in rosaroten Wirbeln von ihren Wunden auf und wurde stromabwärts getragen. Sie zogen die Leichen aus dem Wasser und durchsuchten ihre Taschen. Spooner beanspruchte ein Paar Kavalleriestiefel für sich und verkündete, sie passten wie angegossen. Sie fingen die Pferde der Soldaten ein, und einige Compañeros beanspruchten die Sattel und banden sie schnell um ihre Pferde anstelle der alten kaputten. Die Armeetiere fügten sie der Caballada der Gesellschaft zu.
Dominguez stand am Flussufer und sang leise, während er Pulverreste von seinem Colt schnippte und die Kammern nachlud. Er sah, wie Edward ihm dabei zuschaute, und lächelte. Edward wies auf die toten mexikanischen Soldaten und sagte: »Ich dachte, du und die da, ihr seid auf derselben Seite.«
Der Jefe lächelte unsicher, seine Stirn verwirrt in Falten gelegt. »Selbe Seite?« sagte er. Er sah hinunter auf die toten Soldaten und schien über Edwards Frage nachzudenken, dann spuckte er in ihre Richtung, sah ihn wieder an und sagte: »Ich und
die? Noooo
. Nix selbe Seite. Somos enemigos!« Er lachte und drehte sich um zu den Compañeros, die er mit einer ausholenden Handbewegung einbezog. »
Meine Seite
, Eduardito.
Ich
meine Seite,
die
meine Seite. Du tambien!
Du
meine Seite.«
Er grinste Edward an wie ein Wolfsbruder.
21 Am folgenden Nachmittag kamen sie zur Camargo-Straße und verbrachten ein paar Tage mit Kundschaften. Einige Tage später griffen sie einen schlecht bewachten amerikanischen Lastenzug an und töteten ein halbes Dutzend Soldaten, bevor der Rest den Maultiertreibern hinterherflüchtete. Die Compañeros erbeuteten eine Wagenladung Hall-Perkussionsgewehre, zwei Kisten mit Colt-Five-Shooters und Maultiere, die mit Pulver und Munition beladen waren. Sie bewaffneten sich neu und verkauften die restlichen Waffen und Maultiere an eine Ranchero-Bande, die in den Magdalena-Bergen ihr Unwesen trieb.
Sie blieben die nächsten drei Monate in der Region. Wenn US-Züge zu gut bewacht waren, überfiel die Bande Transporte der mexikanischen Armee oder zivile Transporte, obwohl diese in ihrer Ausbeute nie so lukrativ waren wie die Yankee-Züge. Sie rekrutierten neue Mitglieder und zählten irgendwann beinahe fünfzig Mann, doch wurden ihre Reihen in den Gefechten mit den Amerikanern immer wieder gelichtet. Danach wuchs ihre Zahl dann wieder langsam an.
Während dieser Zeit lernte Edward, passabel Spanisch zu sprechen, obwohl er zu verschlossen war, um die Sprache so weit zu üben, als dass er seinen elenden Akzent hätte loswerden können. Für gewöhnlich hielt er sich abseits. Während der Ruhepausen, die die Gesellschaft zwischen den Raubzügen einlegte, gewöhnte er sich an, in höheres Gelände zu reiten, zu Felsenrändern, die meilenweit nach Westen reichten, in die wilderen Lagen der Sierras. Er band sein Pferd an und starrte zum Horizont, während der Himmel sich rot verfärbte wie ein gezackter Riss im sterbenden Licht der Sonne. Hätte man ihn gefragt, welche Gedanken ihm durch den Kopf gingen, während er auf dieses uralte Blutland hinausstarrte, wäre seine einzige Antwort ein Heulen gewesen.
An einem kühlen Nachmittag im Januar ritten sie nach Saltillo, um der Erhängung eines Compañeros namens Carlito Espinosa beizuwohnen. Er war während ihres Überfalls auf einen mexikanischen Lastenzug zwischen Victoria und Saltillo vom Pferd geschossen und gefangen genommen worden. Der örtliche Kommandeur wollte mit ihm ein Exempel statuieren für alle anderen Bandidos in der Region, und so verkündete er das Datum seiner Hinrichtung und lud die Bevölkerung ein, sich das Ereignis anzusehen. Die Bande betrat die Stadt in verstreuten Gruppen von dreien oder vieren, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Sie hatten nicht die Absicht, Carlito zu retten, so groß war die Überzahl der Garnisonssoldaten. Die Straßen waren überfüllt mit Soldaten zu Pferd und zu Fuß und alle von grimmiger Erscheinung. Die Bande wollte nur Zeuge der Hinrichtung ihres Compañero sein. Sie schlossen sich der wachsenden Menge auf der zentralen Plaza an. Ein großer Alamo-Baum stand in der Mitte des Platzes, die Rinde seines Hauptastes war
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