Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
sterben. John ließ die Pistole fallen, doch Riley schien sich einen Moment lang den Befehl durch den Kopf gehen zu lassen, bevor er die Klinge über seinem Knie zerbrach und die Teile verächtlich beiseiteschleuderte.
Die Nacht verbrachten sie gebockt und geknebelt an derselben Stange auf einem Flachwagen, der mitten im Lager aufgestellt wurde, sodass sie beim Weckruf vor versammelter Mannschaft zu sehen waren. Gegenwärtig schlief das Lager bis auf die Wachen, die ihre Runden machten, und die große, schemenhafte Gestalt, die sich jetzt dem Wagen näherte und von einem Wachmann angehalten wurde, der aus der Dunkelheit hervortrat. Die Gestalt beugte sich zum Wachmann vor, und die Umrisse ihrer Gesichter schienen kurz zu verschmelzen, und John hörte ein unverständliches Flüstern, und der Wachmann zischte: »Na gut, verflucht! Aber nur kurz. Und unten bleiben!« Er verschwand im Dunkel, und die andere Gestalt erklomm den Flachwagen, und als sie sich vor sie hockte, sahen sie, dass es The Great Western war. Sie konnten ihre Augen im Schatten ihrer Hutkrempe nicht sehen, doch ihr Grinsen war breit und weiß im Licht des Viertelmondes.
»Dich kenn ich ja als Teufelsbraten, Handsome Jack Riley«, flüsterte sie und legte ihre Hand an sein Gesicht, »und ich hab dich wegen deiner kühnen Art geliebt. Aber sag mal« – und sie wandte sich zu John – »wer ist denn dieser andere furchtlose Bursche hier?« Er zuckte zusammen, als ihre Finger die Wunde an seiner Wange berührten, aus der noch Blut durch die Nähte sickerte, die der Lagerarzt genäht hatte. Sie betupfte die Bluttropfen mit dem Saum ihres Rockes, küsste den Schnitt und sagte: »Diese Narbe da wirst du bis zum Grabe tragen« und küsste ihn dann sanft auf die Oberlippe gleich über dem Knebel. Sie betupfte Rileys blutenden Schädel, küsste auch ihn und streichelte sein Gesicht mit einer Hand und Johns mit der anderen. »Ihr beide habt keine Angst, weder vorm heiligen Petrus noch vorm Leibhaftigen, stimmt’s? Was für ein Bild! Seht euch nur eure
Augen
an!«
Ihr Atem hatte sich beschleunigt, und jetzt verließen ihre Finger die Gesichter der beiden Männer, und John spürte ihre Hand zwischen seinen Beinen und war sofort erregt. Sie grinste ihn und dann Riley breit an. »Ihr Schlingel! Ihr fahrt noch mit ’nem Steifen in der Hose in die Hölle!« Sie nestelte an seinen Hosenknöpfen und befreite seine Erektion, tat das Gleiche bei Riley, und dann hatte sie beide in ihren Händen und grinste von einem zum andern. Sie hatte John noch kein Dutzend Mal gerieben, da stöhnte er in seinen Knebel hinein und entlud sich heiß über ihre Hand. Mit einem mädchenhaften Kichern beugte sie sich zu ihm und küsste ihn auf die Oberlippe, und dann, einen Moment später, stöhnte Riley in seiner Entladung und sie küsste auch ihn. Sie trocknete sich die Hände an ihrem Kleid und knöpfte ihre Hosen zu. Dann berührte sie wieder sanft ihre Gesichter und flüsterte »ihr zwei!« Und fort war sie.
Eine Minute lang saßen sie unbewegt da. John dachte schon, er habe sich das Ganze vielleicht nur eingebildet. Dass er noch benommen war von Rileys Schlägen oder von der tiefen Schnittwunde in seinem Gesicht. Jetzt machte Riley ein schnaubendes Geräusch, und John drehte sich um und sah, wie Handsome Jack ihn mit leuchtenden, feuchten Augen anstarrte, und einen Moment lang dachte er, Riley würde an seinem Knebel ersticken, oder vielleicht weinen. Doch dann wusste er, dass es keines von beiden war. Handsome Jack Riley lachte. Lachte in seinen Knebel. John versuchte zu sagen: »Du bist ein verrückter Hurensohn«, aber es kam heraus als »Uui-ai-üü-huuaaoo«, und Riley schnaubte noch lauter, und die Tränen rannen ihm das Gesicht herunter. Und dann schnaubte auch John vor Lachen und spürte, wie sich seine Augen heiß füllten, und hatte Mühe wegen des Schleims, der seine Nase überflutete, um den Knebel herumzuatmen, und so lachten sie in ihre Knebel und weinten, bis ihnen der Bauch schmerzte und die Augen brannten und sie dachten, sie würden an ihrem eigenen Lachen ersticken.
15 Am späten Vormittag des folgenden Tages waren sie bereits vor Gericht gestellt und verurteilt worden, zum Einzug ihres Soldes – drei Monate für John, fünf für Riley – und zum Tragen einer dreißig Pfund schweren Kugel samt Kette für die nächsten fünfundzwanzig Tage. Überdies wurde ihnen verboten, in den verbleibenden sechs Tagen des Marsches mit irgendjemandem zu sprechen, und um zu
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