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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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Pfund schweren Eisenkragen, der mit drei Stacheln versehen war, jeder einen Fuß lang. »Nach den ersten paar Stunden fühlt es sich an, als wär dein Halsknochen gebrochen«, sagte ein Soldat mit einem »T«-Brandmal unter einem Auge. »Und versuch mal, mit so ’nem Ding um den Hals zu schlafen.«
    Weitverbreitet war auch das Bocken und Knebeln. Der Übeltäter musste sich auf den Boden setzen, die Fersen ans Gesäß gezogen, dann band man ihm die Hände um die Knie zusammen, schob ihm einen dicken Stock zwischen Kniekehlen und Unterarme und stopfte ihm den Mund mit einem Knebel. Einer von ihnen erzählte, wie er einmal mit drei Freunden bei eisigem Wetter einen ganzen Tag und eine ganze Nacht lang an ein und derselben langen Stange gebockt und geknebelt worden war. Ihr Vergehen sei es gewesen, nach einem Abendausgang erst am nächsten Morgen betrunken im Lager zu erscheinen. »Als die uns endlich losgemacht hab’n, konnten wir kaum aufstehen. Hab gedacht, mein Rücken bleibt krumm bis ans Ende meiner Tage. Hab gedacht, mir hängen die Hände jetzt für immer bis an die Knie. Und vom kalten Boden hab ich ’ne Hämorride so groß wie dein Daumen. Ungelogen.«
    »Na bitte, Frischling«, sagte ein Soldat zu Jimmy Zane, »eine
Strafe
kann man das ja wohl nich nennen, was du da von Kaufmann gekriegt hast. Der wollte dich nur warnen, weiter nix.«
    14 Schon vor Tagesanbruch hatte sich die Armee im aufsteigenden Staub Hunderter Wagen und Zugtiere und Tausender marschierender Füße in Bewegung gesetzt. Die Kapellen plärrten
Hail Columbia
und
Yankee Doodle
und
The Star-Spangled Banner
. Zwischen dem Gepolter von Hufen, dem Gerumpel von Wagenrädern und dem Geratter von Kriegsausrüstung und Geschirrringen stimmten die Infanterie-Sergeants ihre Marschgesänge an, ließen die mexikanischen Maultiertreiber ihre Peitschen knallen und trieben ihre Gespanne auf gotteslästerlichem Spanisch an. Sie folgten dem Nueces in westliche Richtung, fort von den Küstensumpf-gebieten und hinaus zum festeren Boden der Prärie, und dort vollzogen sie ihre Wende Richtung Süden. Noch in fünfzehn Meilen Entfernung spürten mexikanische Schafhirten die Erde unter ihren Füßen beben und erspähten den Staub, der von der Tötungsmaschine der Yankees aufgewirbelt wurde, und bekreuzigten sich eilig.
    Die ersten paar Tage waren klar und mild, die Abende angenehm. John sah sein erstes Gürteltier, und Lucas packte es am Schwanz und hob es hoch, und sie staunten, dass es weiches Fell auf dem Bauch hatte, obwohl sein Rücken gepanzert war. Sie übergaben es am Abend einem mexikanischen Maultiertreiber, der es für sie ausnahm, an einem Spieß briet und mit einer Chilisauce begoss, wofür er etwas von dem Fleisch für sich behalten durfte. John und Lucas waren sich einig, dass es ein bisschen wie Schwein schmeckte, doch mehr Würze hatte. Auch die Armee ernährte sich von den wilden Rindern, die durch das Buschwerk streiften, und obwohl man ihr Fleisch als zäh und sehnig empfand, war es doch Rindfleisch, und die Männer waren dankbar dafür. Nachts erstreckten sich die Reihen von Lagerfeuern meilenweit unter einem schwarzseidigen Himmel, der mit Sternen besprenkelt war. Die Melodien der Regimentskapellen trugen durch die Lager. Die Neger des Generals sorgten mit Banjos, Trommel-Bones und Tanzen und Gesang für Unterhaltung. Besonders beliebt war
The Rose of Alabama
.
    John und Lucas erfuhren jetzt, dass Frauen mit dem Verpflegungszug reisten. Lagerfrauen wurden sie genannt. Sie betätigten sich als Köchinnen, Wäscherinnen und Krankenpflegerinnen und machten sich zusätzlich noch auf vielfältige andere Arten nützlich. Alle hatten Ehemänner in der Truppe, weil nur Soldatenfrauen gestattet war, die Entourage zu begleiten. Sergeant Willeford zufolge waren die meisten von ihnen ergebene Ehefrauen, die bereit waren, für die Army zu arbeiten, um in der Nähe ihrer Ehemänner zu sein. Aber einige waren unverhohlen Huren, so gewinnsüchtig wie die geschäftstüchtigen Soldaten, die sie aus reinem Geschäftsinteresse geheiratet hatten. Wenn diese Soldaten abends ihre Ehefrauen im Verpflegungszug besuchten, nahmen sie einige Kameraden mit, die bereit waren, je zwei Dollar für zehn Minuten allein mit der entgegenkommenden Gattin zu bezahlen. »Beliebteste Verpflegung im Lager, habt ihr das nicht gewusst?« sagte Willeford. Ihm zufolge hatten Old Zack und seine Offiziere schon von Anfang an in Corpus Christi von diesem blühenden Unternehmen gewusst und

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