Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
Vom Netzwerk:
zweiten Mal sah. Er saß gerade mit vier anderen Männern der Kompanie bei einem Pokerspiel am Lagerfeuer, darunter auch ein großer Bursche mit kupferfarbenem Haar, den sie Jack nannten und der die größten Blätter gewann. John lag um einen Dollar vorn, als die Borginnis mit einer weiteren Lieferung Wäsche erschien und wieder blieb, um bei einer Pfeife mit einigen Männern zu plaudern. Er beobachtete sie so eingehend, dass er die Aufforderung nach Karten überhörte. Der Bursche namens Jack war der Dealer, beugte sich verärgert vor und klopfte mit seinen Knöcheln John leicht auf den Kopf und sagte laut: »Aufgewacht, mein Junge! In den Titten da drüben findest du keine Karten!«
    Die Borginnis sah zu ihnen herüber und lachte, und John verspürte einen Rausch wilder Beschämung. Unvermittelt versetzte er dem Dealer mit der Ferse einen Tritt in die Brust, der ihn rückwärts taumeln ließ. Beide sprangen auf, zogen die Hemden aus und gingen in Angriffsstellung. Sofort bildete sich ein lockerer und lärmender Kreis von Zuschauern um sie. Einige von ihnen schwenkten brennende Holzscheite, um den Kampf besser zu beleuchten. Wetten wurden ausgerufen und angenommen, und als die ersten Hiebe fielen, kamen weitere Soldaten von benachbarten Lagern herbeigeeilt.
    Jack der Dealer war muskulös, schnell und geschmeidig wie ein Turner und hatte große Fäuste. In seiner Wut schlug John wild um sich, verfehlte aber mit seinen Schwingern immer wieder seinen Gegner, sah dann plötzlich Sterne und ging zu Boden. Die umstehende Menge wirbelte wie ein feuerbeleuchtetes Karussell um ihn herum, und er hörte Beifall und Ermahnungen und schmeckte Blut. Er raffte sich benommen auf, und sein Kontrahent stürmte mit hochgezogenen Schultern und pumpenden Fäusten wieder auf ihn zu, rammte ihm klatschende Hiebe gegen Arme, Schultern und Stirn, trieb ihn zurück in die Menge, die sich, nach Blut brüllend, vor ihnen teilte, sich um sie schloss und ihnen folgte.
    Sein Gegner war ein geschmeidiger und erfahrener Faustkämpfer und hielt die Hände jetzt tiefer, so zuversichtlich war er. Er führte kurze Geraden auf Johns Augen aus, landete Haken gegen seine Rippen, kreuzte zu seinem Kopf. Die Schläge entzündeten Funken in Johns Kopf, und er trippelte zurück und konterte ungeschickt, während er versuchte, wieder klare Sicht zu bekommen. Einige in der Menge ermahnten ihn mit Rufen wie »Hau rein, Frischling! Hau rein, verflucht!«, doch die meisten Zurufe galten Jack dem Dealer, und jemand grölte: »Spiel nicht mit dem Jungen, Jack! Schlag ihn nieder und fertig!« Die Menge lachte, und Jack grinste breit und landete eine schnelle Links-Rechts-Kombination an Johns Kopf.
    Jetzt ertönte die Stimme der Borginnis laut und deutlich – »Handsome Jack, Schätzchen! Der Sieger wird von mir verwöhnt, versprochen!« –, und die Menge johlte begeistert. Handsome Jacks Blick flog kurz seitwärts in Richtung ihrer Stimme, und in dem Moment hieb John ihm die Rechte mit voller Wucht gegen den Hals und die Linke gegen den Kiefer, sodass es ihm den Atem verschlug. Sie gingen aufeinander los, droschen mit beiden Fäusten aufeinander ein, dass ihnen das Blut von Mund und Braue spritzte, und die Menge tobte und brüllte und gierte nach Mord.
    Doch jetzt kam ein Wachtrupp mit aufgepflanzten Bajonetten herbeigerannt, um die Menge zu zerstreuen. Der befehlshabende Offizier war ein Captain Johns, der mit der flachen Seite seines Säbels nach den Kämpfenden schlug, um sie zu trennen, wobei er Handsome Jack eine klaffende Schädelwunde beibrachte und Johns Wange bis zum Knochen aufschlitzte. Schließlich ließen sie voneinander ab und gingen auf ihn los. Captain Johns wich erbleichend zurück und befahl: »Stehen bleiben, Riley, verflucht noch mal!« Doch Jack Riley, dem das Blut aus den Haaren strömte, stürmte auf ihn zu, und John sah Mordlust in seinen Augen. Der Captain schlug mit seinem Säbel nach Riley und schnitt ihm in die abwehrende Hand, dann griff er tastend nach der Pistole an seinem Gürtel, doch John warf sich auf ihn, packte seinen Arm und riss ihm die Pistole weg, während Riley ihm den Säbel entwand. Der entwaffnete Captain taumelte rückwärts und stürzte zu Boden. Riley trat mit erhobenem Säbel auf ihn zu, um ihn zu durchbohren, doch in dem Augenblick eilten drei Wachen mit aufgesteckten Bajonetten zwischen ihn und den am Boden liegenden Offizier. Der Sergeant-at-Arms befahl ihnen, die Waffen fallen zu lassen, oder sie würden

Weitere Kostenlose Bücher