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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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»Aber wie findest du die große alte Sarah? Ist sie nicht ein Goldstück?«
    »Die kriegt es schon hin, einem Mann den Geist zu stärken, wenn er zu leiden hat«, sagte John.
    »Geist? Verflucht, Mann, das war nicht mein Geist, den sie gestärkt hat!«
    Sie schnaubten und versuchten ihr Lachen zu unterdrücken. Der Wächter hörte sie und eilte zurück und sagte, sie sollten den Mund halten. Sie beugten sich mit ihren Löffeln über ihre Schalen, aber jedes Mal wenn sich ihre Blicke trafen, musste einer von beiden loslachen und versprühte einen Mundvoll Bohnen.

IV

EDWARD
    1 Zwei Stunden nachdem John durch die Vorhangtür im hinteren Teil des Spielzimmers im Hole World Hotel verschwunden war, saß Edward immer noch am Pokertisch. Er hatte 122 Dollar gewonnen, das meiste davon in Gold- und Silbermünzen, einiges in der Notenwährung verschiedener Staaten und von zweifelhaftem Wert außer für jene, die sich bereit erklärten, damit geschäftliche Transaktionen vorzunehmen. Er hatte auch eine silberne Taschenuhr mit Kette gewonnen, einen Schneidezahn mit Goldkrone und ein gut geschliffenes Bowiemesser, das ein glückloser Spieler an Stelle einer Erhöhung von fünf Dollar eingesetzt hatte, nachdem ihm das Geld ausgegangen war.
    Und er hatte ein Päckchen mit fünf Daguerreotypien bekommen. Ein wettergegerbter Graubart mit zehrendem Husten hatte das Päckchen als Gegenwert eingesetzt, um mit Edwards Erhöhung von einem Dollar mitzugehen. Im Pot waren über zwanzig Dollar, und Edward und der Graubart waren als Einzige noch übrig, doch der Alte hatte kein Geld mehr und wollte unbedingt mitgehen.
    »Was ist das?« fragte Edward, als der Graubart das Päckchen in den Topf warf. Der Alte sagte ihm, er solle es öffnen und selbst nachsehen. Edward löste die Schleife und schlug das Papier auf, und sein Atem stockte beim Anblick der obersten Photographie, auf der, fettig und sehr verschmiert, eine vollkommen nackte junge Frau abgebildet war, die auf der Seite mit dem Rücken zur Kamera lag und sich lächelnd umblickte. Edward betrachtete lange ihr volles rundes Hinterteil.
    Der Graubart lachte und hatte einen Hustenanfall und brachte dann hervor: »Keine Zeichnungen, mein Junge. Alles echt, bei Gott.«
    Edward hatte noch nie zuvor eine Photographie gesehen. Es war umwerfend, wie lebensecht das Mädchen wirkte. Er räusperte sich und schluckte laut und betrachtete nacheinander die übrigen Photographien. Er sah dieselbe lächelnde Frau mit gespreizten Beinen auf dem Rücken liegen, die Knie erhoben, eine Hand zwischen den Beinen auf ihrem großen haarigen Geflecht und die andere über einer Brust. Sah eine weitere völlig nackte Frau von schönerem Gesicht und helleren Haaren auf der linken Seite liegend, das rechte Bein hoch in die Luft gereckt, so graziös wie eine Turnerin, um ihre Vulva der untrüglichen Erinnerung der Kamera in voller Sicht zu entblößen. Sah eine Seitenansicht derselben Frau, kniend und in die Kamera grinsend, während sie den erigierten Phallus eines stehenden Mannes umfasst, der nur von den Schultern abwärts sichtbar war. Und dieselbe Frau, die vielleicht vor demselben Mann kniet, mit geschlossenen Augen und beiden Händen um seine Erektion und ihrem Mund über seiner Eichel.
    »He! Das sind diese französischen Bildkarten!« sagte der Mann zu Edwards Rechten, der sich über seinen Stuhl beugte, um einen Blick darauf zu werfen.
    Der Graubart lehnte sich über den Tisch und riss Edward die Photographien aus der Hand. »Anschauen hab ich gesagt, nicht auswendig lernen!« Er hustete harsch und versprühte rosafarbenen Speichel über die Tischplatte. »Die sind noch viel mehr wert als einen mickrigen Dollar. Eher zwanzig Dollar. Aber ich hab nicht vor, dir den Pot zu überlassen, wenn ich erhöhe und dich wieder erhöhen lasse. Ich sag jetzt, diese Bilder da sind ein’ Dollar wert, und den will ich hier und jetzt sehen.«
    Die anderen Männer am Tisch verlangten lautstark, die Bilder zu sehen, doch der Graubart sagte ihnen, sie sollten zur Hölle fahren, während er die Photographien behutsam wieder in das Päckchen zurücksteckte.
    Edward wollte die Bilder unbedingt, täuschte aber nur laues Interesse vor. Er schürzte die Lippen, zuckte gleichgültig die Achseln und sagte, in Ordnung, er würde sie als einen Dollar gelten lassen. Der Graubart grinste, warf das Päckchen in den Pot, ging mit und legte eine Zehn zu den beiden Zehnen, die er zuvor gezeigt hatte. Doch Edward zeigte drei Buben, und der

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