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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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warum machst du dir die Mühe und gehst raus?« sagte ein Mann mit groben Geschwüren im Gesicht, der seit über einer Stunde mitgespielt und stetig verloren hatte. »Hast uns doch sowieso den ganzen Abend lang angepisst.«
    Edward lachte und steckte das scheidenlose Bowie in seinen Gürtel, freute sich darüber, wie ausgewogen die riesige Waffe war, und über ihr beruhigendes Heft. Er steckte das Papiergeld in seine Hemdtasche und sammelte die Münzen und den Goldzahn und die Taschenuhr ein, stopfte alles in seine Geldtasche und nahm dann seinen Bierkrug mit zur Theke, wo er den Barmann anwies, ihn zu füllen.
    Keeler grinste schief. »Läuft gut bei uns, wie?«
    Edward warf ihm einen Blick zu und lächelte. »Ja, läuft richtig gut bei
uns
.« Er sah sich um, gab Keeler die Geldbörse und sagte: »Pass gut drauf auf, ich muss mal raus, die Blumen gießen. Wo is Johnny?«
    »Hab nix mehr von ihm gesehen oder gehört, seit er raufgegangen ist, um die Fohlen auszuprobieren. Wünschte, der hier wär auch noch da oben, damit ich mir nich ständig anhören muss, wie er dies und das getan hat mit irgendei’m tripperigen Rotschopf. Hat mir die Ohren lahmgelegt mit sei’m Bockmist.«
    Allenbeck quittierte Keelers Bemerkung mit einer obszönen Handbewegung. »Is kein Bockmist, und sie war nich tripperig. Du bist einfach zu alt, um öfter als einmal die Woche die Muschi zu bedienen, Opa.«
    Keeler schob sein Gesicht dicht vor Allenbecks und musterte eindringlich seine Züge. »Weißt du was, ich könnte tatsächlich dein Opa sein. Ich glaub, ich hab deine Oma richtig gut gekannt.«
    »Du Bastard von einer Gossengeburt«, sagte Allenbeck. »Jeder auf dem Fluss kennt deine
Mama

    Die Freunde warfen sich regelmäßig solche Beleidigungen an den Kopf und waren immer noch damit zugange, als Edward zur Vordertür hinausging. Im Süden flackerten Blitze, und vom Golf her ertönte tiefes Donnergrollen. Schwere Wolken drängten sich am Himmel. Im trüben Licht der Straßenlaterne rumpelten nacheinander zwei Ochsenkarren vorbei, die mit Zypressenbrettern beladen waren. Von der anderen Seite der Wagen erklangen Stimmen und ein Stakkato von metallischem Klirren, doch Edwards volle Blase duldete keinen weiteren Aufschub, und er eilte, im Gehen schon die Hose aufknöpfend, um die Ecke des Gebäudes. Der Abtritt befand sich in der Gasse, doch nur ein Mann in äußerster Not hätte sein Geschäft in dem dunklen und giftigen Gestank des verrotteten und rattenverseuchten Verschlages verrichtet. Die Pisser erleichterten sich einfach an der Gebäudeseite, so wie Edward es jetzt tat und darauf achtete, wie er seine Füße in den glatten uringetränkten Schlamm setzte.
    Als er aus der Gasse trat, bemerkte er eine kleine Menschenmenge, die zusah, wie zwei von DeQuinces Offiziersschülern auf der Straße die Säbel kreuzten, hin und her scharrten, einen Ausfall machten und parierten, während der Meister von seinem Flakon nippend dabeistand und sie beobachtete. Abrupt bellte er: »Non!«, und die Fechter traten voneinander zurück und wandten ihm ihre ganze Aufmerksamkeit zu.
    DeQuince reichte das Flakon einem rot beschalten Schüler und bedeutete einem der Offiziere, zu ihm zu kommen. Er nahm den Säbel des Soldaten und besprach mit ihm leise irgendeine technische Frage. Dann trat er hinaus und stellte sich dem anderen Offizier gegenüber und sagte: »En Garde.«
    Der Offizier grüßte mit seiner Klinge und nahm die Stellung zur Gefechtsbereitschaft ein. Die Gardehaltung des Maître d’Armes war träge, der Säbel hing locker in seiner erhobenen Rechten, seine Linke beinahe mädchenhaft in die Hüfte gestützt. Er wirkte gelangweilt. Mit einem leichten Lächeln richtete er eine Frage an den Offizier, der kurz nickte und mit vollkommen ernster Miene seine Finger fester um das Heft schloss. Derart angriffsbereit begann der Offizier DeQuince langsam zu umkreisen. Mit lässigem Lächeln folgte der Meister seiner Bewegung so geschmeidig, als würde nicht er, sondern der Boden sich unter ihm drehen. Dann gähnte er breit, und die Zuschauer lachten. Selbst in der schwachen Beleuchtung der Straßenlaterne sah Edward, wie der Offizier errötete und zornig die Lippen zusammenzog. Der Offizier machte einen Ausfall, und DeQuince parierte mit einer beinahe unmerklichen Drehung des Handgelenks und ohne Haltung oder Miene zu verändern. Er sagte etwas auf Französisch und erntete Gelächter von den anderen Schülern, und der Offizier errötete noch tiefer.

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