Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Ein weiterer eifrig geführter Ausfall wurde von einer weiteren beiläufigen Parade abgewehrt.
Der Offizier täuschte an, worauf DeQuince nur laut lachte, und die Miene des Soldaten verkrampfte sich vor Wut. Er führte einen Stoß nach vorne, der DeQuinces Herz durchbohren sollte, doch der Meister trat leichtfüßig zur Seite, und seine blitzschnelle, glänzende Klinge verflocht sich mit dem Säbel des Offiziers, riss ihn ihm aus der Hand und ließ ihn in hohem Bogen durch die Luft wirbeln. Die Zuschauer klatschten, als der Säbel auf dem Boden vor Edwards Füßen landete.
Als der Offizier herüberstapfte, um seine Waffe wiederzuholen, beugte sich Edward herab, mit der Absicht, sie ihm zu geben, doch bevor seine Finger das Heft berührten, stieß der Soldat ihn grob beiseite und fauchte: »Weg da, verdammtes Flussgesindel« und bückte sich selbst nach dem Säbel.
Edward reagierte ohne zu überlegen und rammte ihm mit einem Rückhandschlag die Faustkante seitlich gegen den Schädel. Der Offizier taumelte und fiel auf alle viere. Edward versetzte ihm einen Tritt in den Bauch, der ihn auf die Seite schleuderte, dann trat er ihn gegen den Kopf, sodass er aufs Gesicht herumwirbelte. Der Offizier blieb reglos liegen und atmete feucht gegen das Kopfsteinpflaster.
Die Menge starrte Edward stumm mit offenem Mund an. Sofort verfluchte er seine eigene Dummheit, als er ihnen da gegenüberstand.
Das ist eine ganze Meute, und du hast nichts zum Schießen, du verdammter Idiot!
Seine einzigen Waffen waren seine Messer – das Stiefelmesser, das Schnappmesser in seiner Tasche und das große Bowie flach an seinem Bauch.
Jetzt sagte der andere Offizier: »Du schmieriger Dreckskerl« und griff nach seiner Pistole, doch DeQuince klatschte mit seiner Säbelklinge gegen die Steinschlosspistole des Mannes, die noch in seinem Gürtel steckte, um ihn zurückzuhalten. Der Offizier starrte den Maître d’Armes an. DeQuince schüttelte den Kopf und trat dann mit träger Miene und entspannt lächelnd auf Edward zu, der Säbel baumelte an seiner Seite.
Der Soldat am Boden lag auf seiner Pistole, und Edward spürte, würde er versuchen, sie sich zu holen, würde der Maître d’Armes ihm augenblicklich den Säbel durch den Leib rammen. DeQuince verkleinerte den Abstand auf bequeme Säbelstoßlänge und hielt inne, mit abwesendem Lächeln, sein Blick ebenso frei von böser Absicht wie von Wärme, ein gelangweilter Blick, gleichgültig, ob er sich auf Regen, Blut oder prickelnden Wein richtete. Edward hatte einen solchen Blick noch nie gesehen.
DeQuince sprach ihn leise auf Französisch an. Edward zuckte die Achseln. Der Waffenmeister lächelte und hielt den Kopf schief und sah ihn mit schmalen Augen an, als wollte er ihn schärfer in den Blick bekommen. Dann sprach er wieder, lauter jetzt, und die Zuschauer lachten alle.
»Hat kein’ Grund gehabt, mich so zu behandeln«, sagte Edward. Er wusste nicht, ob der Maître d’Armes Englisch verstand. Das Bowie in seinem Gürtel fühlte sich fern von seiner Hand an.
DeQuince sagte wieder etwas auf Französisch, und der steigende Tonfall seiner Worte deutete an, dass er eine Frage stellte. Edward zuckte die Achseln und sagte: »Scheiße, ich sprech kein Franzmännisch.« Der Waffenmeister setzte eine gespielt ernste Miene auf und zuckte in übertriebener Nachahmung die Achseln, und wieder lachten die Zuschauer. Edwards Ohren glühten vor Zorn. Er wendete den Kopf und spuckte, und im selben Moment blitzte DeQuinces Säbel auf und schnippte den obersten Knopf seines Hemdes weg. Die Menge lachte noch lauter. Edward wich einen Schritt zurück, und ohne sich scheinbar überhaupt zu bewegen, hielt DeQuince den Abstand zwischen ihnen. Die Säbelspitze ruhte leicht auf Edwards Brust, knapp unter dem zweiten Knopf.
Edward hob die Hand, um den Säbel wegzuschieben, und in einer Bewegung, schneller als das Auge zu folgen vermochte, schlug DeQuince ihm mit dem flachen Teil der Klinge auf die Hand und entfernte mit einem Rückhand-Schnipser den zweiten Knopf. Nun drückte die Säbelspitze den Stoff unter dem dritten ein. Wieder trat Edward einen Schritt zurück, und DeQuince bewegte sich so mühelos wie ein Schatten mit ihm mit. Die Menge applaudierte.
»Du Hurensohn«, sagte Edward durch seine Zähne. Mit einer kaum merklichen Seitendrehung des Kopfes machte DeQuince eine weitere Bemerkung zu seinem Publikum und stachelte die Menge wieder zum Lachen an. Er schnippte den dritten Knopf weg, und die
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