Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
Vom Netzwerk:
durch die Fersen, und gemeinsam schleppten sie die Tiere an diesen Stöcken zu großen, mit kochendem Wasser gefüllten Wannen. Diese standen auf Feuern, die in Erdlöchern brannten, sodass die Ränder der Wannen etwa mit dem Boden abschlossen. Sie schoben die Schweine in die Wannen und verbrühten sie, bis sich die Haut von den Borsten freikratzen ließ. Dann hängten sie die Kadaver an einen Baum und nahmen sie aus. Sie wuschen jeden Kadaver gut aus und kratzten das Fett ab, zerlegten ihn und hängten die Schinken und Speckseiten ins Räucherhaus. Die Mutter und die ältere Tochter buken das meiste Fett zu krossen Krusten, die man mit Maismehlbrot vermischen würde, und machten aus dem Rest Schmalz oder verkochten ihn zu Seife.
    Am Ende des Tages war die Kleidung der Männer steif von ihrem blutigen Werk, und in der kühlen Luft hing der durchdringende Geruch von Schweineblut. Sie wuschen sich am Bach, und Benson gab Edward saubere Sachen im Austausch gegen seine blutigen. Hose und Hemd passten recht gut, nur an den Knöcheln und den Handgelenken waren sie eine Spur zu kurz. Sie stärkten sich mit Schweinerippchen und gebackenem Yams und Mais und dem Pfirsichkuchen, den das Mädchen Sharon gebacken hatte. Jedes Mal wenn sich Edward und das Mädchen ansahen, errötete sie und er spürte Hitze im Gesicht. Ihre grünen Augen leuchteten verschmitzt. Der Mutter entging der Blickwechsel zwischen den beiden nicht, und sie setzte eine finstere Miene auf, die das Mädchen mit festem Mund und trotzigem Blick erwiderte. Der Farmer schien von all dem augenfälligen Nebengeschehen nicht das Geringste mitzubekommen. Edward mied geschickt die vorwurfsvollen Blicke der Mutter, indem er den Kopf über Kaffee und Kuchen senkte. Er bewunderte die Kühnheit des Mädchens und versuchte sich vorzustellen, wie sie ohne ihre Kleider aussah.
    Die Temperatur war mit der Sonne gesunken, und in der Nacht gab es beinahe Frost. Welch bot Edward an, seine Frau könne für ihn eine Pritsche auf dem Boden neben dem Kamin auslegen, doch Edward lehnte ab und erklärte, dass er lange vor dem ersten Licht fortreiten werde und die Familie nicht mit seinem Aufbruch stören wolle. Der Farmer tadelte ihn milde, und die Frau packte ein Bündel Verpflegung für ihn. Welch begleitete ihn mit einer Lampe in der Hand hinaus zur Scheune und stand dabei, während Edward sich neben dem Verschlag mit seinem Pferd ein bequemes Lager aus Stroh machte.
    »Wenn du den Sabine nach Texas überquert hast«, riet er Edward, »hältst du dich an den nordwestlichen Weg. Der bringt dich direkt auf einen Pfad zur Straße nach Nacogdoches.«
    Edward dankte ihm für seine Gastfreundschaft, und der Farmer dankte ihm für seine Hilfe. Sie wünschten einander eine gute Nacht, und Welch ließ die Lampe bei ihm und ging wieder zurück zum Haus.
    In seinem Traum sah er sich im Schlaf in einer riesigen felsigen Einöde unter einem sonnenlosen, blutroten Himmel zittern. Neben ihm lagen die Gebeine eines Pferdes, und im Schlaf hörte er den kalten Wind durch den bleichen Rippenkasten pfeifen. Und dann kam das Pfeifen von Daddyjack, der hinter einer niedrigen sandigen Anhöhe auftauchte und mit flatternden, zerfetzten Kleidern auf ihn zuschlurfte, die klaffende Augenhöhle schwarz umrandet mit Blut. Edward wachte jetzt in seinem Traum auf und beobachtete, wie sein ausgemergelter Vater näher kam, und zitterte ebenso sehr vor Angst wie vor Kälte. Daddyjack hockte sich neben ihn und zeigte ein gelbliches Grinsen. Er stank unglaublich nach Pferdekot. Sein einzelnes Auge streifte über Edwards Gesicht wie ein wildes Tier, das in einem Käfig auf und ab geht. Dann setzte er sich wieder den Hut auf, ging pfeifend in die Leere davon und verschwand in der nächsten Talsohle.
    Edward war jetzt wirklich wach und hörte den Wind in den Spalten in der Wand pfeifen. Ein leuchtender schmaler Streifen Mondlicht zeigte sich, wo die Scheunentür leicht offen stand, und der untere Teil dieses Streifens war durch eine Gestalt verdunkelt.
    »Bist du wach?« flüsterte das Mädchen Sharon.
    Die Tür öffnete sich weiter, und sie schlüpfte herein und schloss sie hinter sich. In dem schwachen Licht, das ein kleines Fenster auf der anderen Seite hereinließ, konnte er ihre schattenhafte Gestalt ausmachen. Er hörte sie mit den Füßen gegen die Kälte aufstampfen.
    »Ich bring dir eine Decke«, sagte sie leise. »Ist so kalt.«
    Er setzte sich auf und nahm eine Schachtel Zündhölzer aus seiner Jacke, brach

Weitere Kostenlose Bücher