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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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hinein, während am Himmel über ihm weiße Blitze aufleuchteten, Donnerschläge krachten und der Regen herabprasselte.
    2 Zwei Tage westlich von Dixie City schlug ein harter Nordwind zu. Die Bäume und Büsche schüttelten sich im eisigen Wind und bedeckten sich dann mit Raureif. Das Land wurde diesig und blau vor Kälte. Atem wölkte sich blass vor Pferd und Reiter. Edwards dünne Jacke und Regenjacke boten wenig Schutz. Seine Ohren klirrten vor Kälte, seine Finger waren steif, die Füße schmerzten bis ins Mark. Er legte die Zügel locker um den Sattelknauf und schlang die Arme fest um sich und ließ das Pferd dem Weg folgen.
    Er schlug an jenem Abend das Lager früh auf und machte zwei große Feuer, und obwohl er seit dem Morgen, als er zum Frühstück ein Kaninchen erlegt hatte, nichts gegessen hatte, war sein Appetit von der Kälte gedämpft. Er ließ das eine Feuer ausgehen, breitete eine Schicht Erde über den glühenden Boden und machte dort sein Lager. Er stockte das andere Feuer auf, und in der Wärme, die über ihn schwappte, wickelte er sich in seine Decke und schlief ein. Zwei Stunden später erwachte er in gefrorener Finsternis, alle Muskeln erstarrt in der eisigen Nacht. Er blies auf die Glut, fütterte sie mit Kleinholz, fachte die Flammen an und kauerte sich so dicht an sie heran, dass er, bevor er es sich versah, in Flammen stand.
    Er sprang schreiend auf und schlug mit beiden Händen gegen seine qualmende Jacke, wodurch er sein Pferd derart erschreckte, dass es sich von seiner Leine fortriss und in der Dunkelheit Reißaus nahm. Schließlich fiel ihm ein, die Jacke auszuziehen und sie auf den Boden zu schlagen, um das Feuer zu löschen. Eine große verkohlte Stelle auf der linken Seite war in Flecken von der Größe eines Silberdollars durchgebrannt. Sein Hemd hatte auch Feuer gefangen und er hatte Brandblasen auf der Brust. Er kratzte mit der Handkante etwas Raureif von einem Weidenast und drückte ihn zuckend und Verwünschungen murmelnd auf die Verbrennung.
    Er zog die Jacke wieder an, knöpfte sie bis zum Hals zu und schlug den Kragen hoch, dann zog er die Regenjacke an und wickelte sich ein Tuch um den Kopf, sodass es die Ohren bedeckte. Schließlich zog er sich den Hut tief ins Gesicht, nahm sein Gewehr und machte sich auf die Suche nach seinem Pferd. Nach einer Stunde gab er es auf, in den eisigen Nachtwind hineinzurufen. Er hatte sämtliches Gefühl in Fingern und Nase verloren. Er ging zum Feuer zurück und brachte es wieder in Gang und hielt vorsichtig Abstand von den windgepeitschten Flammen und sprühenden Funken. Nachdem er sich Hände und Füße etwas gewärmt hatte, wickelte er sich wieder in die Decke und schlief unruhig in den wenigen noch verbleibenden Nachtstunden. Als er kurz vor der Morgendämmerung erwachte, hatte der Wind nachgelassen und das Pferd stand bei der Glut des Lagerfeuers, den Kopf zur restlichen Wärme gesenkt.
    Am nächsten Tag war die Sonne trüb und lau, die Luft kalt und scharf, doch es blieb relativ ruhig. Er kam an Feldern vorbei, wo Schwarze einzeln oder in kleinen Gruppen in gebückter Haltung die zerstreuten Überreste in Baumwollfeldern auflasen, die schon längst beinahe kahl gepflückt waren. Er erspähte kein Wild, ernährte sich von grünen Tomaten, die er neben einer verlassenen dachlosen Hütte wachsen sah, und von einer kleinen Schildkröte, die er von einem Baumstamm am Bach schoss. Die Hauptstraße verlief in nordwestliche Richtung durch die Kieferngebiete, kam zum Süden hin an riesigen Sümpfen vorbei und schlängelte sich um große und kleine mit hohem Schilf gesäumte Gewässer. Eines späten Vormittags kam eine kleine Farm in Sicht, wo eine Familie gerade damit beschäftigt war, Schweine zu schlachten. Er lenkte sein Pferd zur Farm und rief den Leuten einen Gruß zu und wurde eingeladen, heranzukommen und sich auszuruhen und mit ihnen zu essen.
    Sie aßen an einem grob gezimmerten Tisch in der Nähe einer lodernden Feuerstelle und taten sich an gebratenem Speck und Gekröse, gerösteten Maiskolben und riesigen Scheiben Kartoffelpastete gütlich. Das Familienoberhaupt war ein breitschultriger Mann mit müden Augen namens Ansel Welch, der vier Söhne mit seiner ersten Frau gezeugt hatte, bevor sie an Gehirnfieber starb. Drei dieser Jungs waren inzwischen erwachsen und weggezogen und hatten ihre eigenen Familien gegründet, nur der siebzehnjährige Benson war noch bei ihm. Seine zweite Frau war einundzwanzig Jahre jünger als er. Sie war

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