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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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dort.«
    »Ja, vielleicht. Wo genau ist denn dieses Haus?«
    »Nicht weit von hier. Etwa zehn oder fünfzehn Minuten. Gleich nach dem Restaurant Riverside Inn fährt man rechts und dann über eine kleine, schmale einspurige Brücke. Ein Stück dahinter führt ein Kiesweg nach links.«
    »Könnten Sie es mir zeigen?«
    »Ja, wenn Sie warten, bis ich Li Hes Sachen gepackt und sie auf den Weg geschickt habe. Ich möchte, dass Yang Wei sie noch heute Nacht in ein anderes sicheres Haus bringt. Es dauert nicht lange.«
    »Okay, aber beeilen Sie sich.«
    Khur-Vay und Li He gingen ins Haus. Ein paar Minuten später kehrte Khur-Vay, noch immer die perfekte Gastgeberin, mit einem neuen Krug Limonade und einem Teller mit Pfirsich-Teigtaschen zurück. Nachdem sie mein Glas gefüllt hatte, verschwand sie wieder im Haus. Ich trank die Limonade und wünschte, sie würde auf die Tube drücken. Außerdem fragte ich mich, wo Black war, und überlegte, welche Erkenntnisse mir der Schlüssel in meiner Hand wohl eröffnen würde. Hoffentlich Beweise, die für einen Haftbefehl wegen vorsätzlichen Mordes in mehreren Fällen genügten. Ich griff zum Telefon, um Black anzurufen, hielt aber inne, als Yang Wei plötzlich zwischen den Bäumen erschien.
    Er trug eine schwarze Baumwolltunika und eine Hose im chinesischen Stil. Vermutlich wollte er wie ein Ninja-Krieger ausssehen, wenn er hier in der Dunkelheit herumschlich. Er setzte sich zu mir an den Tisch. Offenbar hatte er beschlossen, mich doch nicht unsympathisch zu finden. Allerdings saß er nur verstockt schweigend da. Ich auch. Im verstockten Schweigen macht mir niemand etwas vor.
    »Ich glaube, dass jemand in der Klinik meine Schwester umgebracht hat. Ihr Name war Lotus«, sagte er plötzlich und, wie ich fand, ziemlich unerwartet.
    »Ach ja?«
    »Das ist mein voller Ernst. Ich habe das schon immer angenommen.«
    »Wer?«
    »Ich kann es nicht beweisen, doch damals wurde er Tee genannt. Er war Patient dort, aber ich habe keine Ahnung, was aus ihm geworden ist. Jedenfalls hat sie sich kurz nach seiner Ankunft in der Badewanne die Pulsadern aufgeschnitten. Alles war voller Blut.« Er regte keine Miene, als er diese Worte aussprach, doch ich erkannte den Schmerz in seinen Augen, bevor er den Blick abwandte.
    Die grausige Szene, die er beschrieben hatte, rief ein Trauma aus meiner eigenen Vergangenheit in mir wach, ein Bild, das ich rasch beiseitezuschieben versuchte. Alles passte zusammen. Inzwischen war ich ganz nah an der Wahrheit, bekam sie aber noch immer nicht zu fassen.
    »Wie sah dieser Tee denn aus?«
    »Kräftig gebaut, sportlich, braunes Haar, breites Lächeln, immer freundllich. Ich weiß, dass er etwas mit Lotus’ Tod zu tun hat. Ich weiß es hier drin.« Feierlich sah er mir wieder tief in die Augen und legte die Hand aufs Herz.
    Die Beschreibung klang verdächtig nach Collins, richtig? Und, bei Gott, wenn er es war, würde ich es beweisen. Allerdings hätte sie, wenn auch nicht so gut, aber immerhin, auch auf Happy Pete und Young gepasst. Ich musste noch einen Blick in die Klinikakten werfen. Den meisten lagen Fotos der Patienten bei. Vielleicht konnte Yang Wei diesen Tee ja für mich identifizieren. Inzwischen war ich zu allen Schandtaten bereit. Falls Yang Weis Vermutung, was den Tod seiner Schwester anging, richtig war, trieb jemand in der Oak Haven Clinic Jugendliche gezielt in den Selbstmord, und das womöglich schon seit Jahren. Inzwischen war die Spur so heiß, dass es mir die Füße versengte.

Vierundzwanzig
    »Schau, Claire, da ist das Riverside Inn. Mikey sagte, es sei in den Zwanzigern eine illegale Kneipe gewesen.«
    Inzwischen sprachen wir uns beim Vornamen an. Khur-Vay zeigte nach links, wo ein lang gestrecktes weißes Gebäude, das wie ein ehemaliges Motel aussah, ein Stück unterhalb des Straßenniveaus stand. Aus allen Fenstern strömte Licht, und auf dem asphaltierten Parkplatz drängten sich die Autos. Offenbar war das Essen hier gut.
    »Hier gibt es das beste Brathuhn des Universums«, verkündete Khur-Vay wie auf Stichwort.
    »Muss ja echt lecker sein«, erwiderte ich. Doch wenn ich ehrlich bin, habe ich noch keines vom Mars oder vom Jupiter gekostet, weshalb die Probe aufs Exempel noch ansteht.
    »Fahr einfach der Straße nach und über die Brücke.« Inzwischen war Khur-Vay ziemlich gesprächig, vermutlich aus Nervosität, aber ich machte ihr keinen Vorwurf daraus. Schließlich hatten wir uns mit gefährlichen Leuten angelegt, die in den Köpfen ihrer

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