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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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Gott existiert?«
    »Solange du wahrhaftig bereust, kann die Beichte nur etwas Gutes sein, meine Tochter.«
    »Smoky, Vater. Nennen Sie mich Smoky.«
    »Smoky. Gibt es Sünden, die du mir beichten möchtest?«
    Es gibt viele Sünden, Vater, sehr viele Sünden. Sünden des Stolzes, Sünden des Neids, Sünden der Lust. Ich habe Menschen ermordet. In Selbstverteidigung, aber einem Teil von mir hat es gefallen, diese Menschen zu töten. Ich bin unendlich froh darüber, dass ich den Mann getötet habe, der mir Matt und Alexa genommen hat. Es verschafft mir Genugtuung bis in alle Ewigkeit.
    Sünden?
    Ich habe gegen meine Familie gesündigt, gegen meine Freunde, gegen die, die mich geliebt und die mir vertraut haben. Ich habe gelogen. Ich trinke abends. Ich habe in meinem ganzen Leben nur mit zwei Männern geschlafen, doch ich habe es voller Hingabe getan. Manchmal aus Liebe, aber oft nur aus Geilheit. Ist es eine Sünde, sich daran zu erfreuen, einen Schwanz im Mund zu haben? Matt und Tommy »Fick mich, jaaa, fick mich, o Gott, fick mich« ins Ohr geflüstert zu haben? Hat Gott Verständnis dafür, dass ich ihn dort hineingezogen und zu einem Teil dieses verschwitzten Augenblicks gemacht habe?
    Ich habe auf das Leid anderer geschaut, auf das Unrecht, das ihnen widerfahren ist, auf ihre verstümmelten Leichen, und ich habe gelernt, wie man sich abwendet. Wie man die Bilder und die Gefühle aussperrt, nach Hause geht und Spaghetti isst und sich vor den Fernseher setzt, als hätte der Schmerz dieser Menschen niemals existiert, oder als spielte er keine Rolle. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, Verbrecher zu jagen. Ich bekomme mein Geld, weil andere Menschen sterben.
    Sind das Sünden?
    Ich verlagere mein Gewicht auf der Kniebank. All diese Dinge, die in meinem Kopf sind, mögen Sünden sein oder auch nicht, doch das Monster in meinem Innern wird durch etwas ganz anderes geweckt.
    Sieh mich an, sagt dieses Etwas, doch die Stimme klingt sanft diesmal, freundlich.
    Es ist meine eigene Stimme.
    Ich spüre Tränen über meine Wangen laufen. Ich werde mit Vater Yates darüber reden, wird mir klar. Ich wollte von Anfang an mit ihm darüber reden; ich wusste es bereits in dem Augenblick, als ich diese Kirche betreten habe. Das ist der Grund, aus dem die Schweißausbrüche und die Übelkeit wieder vergangen sind.
    »Ich habe etwas Schreckliches getan, Vater«, flüstere ich. »Ich glaube, das ist der Grund, weshalb ich mir keine richtige Freude, kein Glücklichsein mehr erlauben kann ... weshalb ich nicht mehr zulassen kann, jemanden wirklich zu lieben. Weil ich es nicht verdient habe.«
    Es laut auszusprechen bringt die Qualen erst richtig hervor. Das Monster versucht, als ein Heulen aus meiner Kehle zu kriechen, doch ich kämpfe es nieder, dränge es zurück in mein Inneres. Es ist zu still hier drin, als dass ich mir Schreie erlauben könnte. Alan würde mich hören. Ich balle die Hände zu einer einzigen Faust und presse sie mir vor den Mund. Ich beiße darauf, bis meine Zähne die Haut durchdringen. Ich schmecke mein eigenes Blut und bebe vor Schmerz.
    Vater Yates hat schweigend abgewartet. Jetzt spricht er wieder. Seine Stimme ist freundlich. Beruhigend. Er erinnert mich für einen Augenblick an meinen richtigen Vater. Nicht an Gott, sondern an Dad, der stets die Kreaturen unter meinem Bett in Schach gehalten hat.
    »Kleide es in Worte, meine Tochter«, sagt Vater Yates. »Sprich es einfach aus. Ich werde dir zuhören, ohne dich zu verurteilen. Was du hier drinnen sagst, wird niemals durch mich oder jemand anderen nach draußen getragen. Welche Bürde du auch trägst, es ist an der Zeit, sie abzuwerfen.«
    Ich nicke. Tränen strömen mir übers Gesicht. Ich weiß, dass Vater Yates mein Nicken nicht sehen kann, doch meine Kehle ist wie zugeschnürt, und ich kann nicht reden. Er scheint es zu spüren.
    »Lass dir Zeit, meine Tochter.«
    Ich schniefe. Er wartet. Die Sekunden verrinnen, und schließlich löst sich die unsichtbare Hand, die meine Kehle zugedrückt hat, und ich kann wieder sprechen.
    »Nach dem Überfall in meinem Haus war ich eine Zeit lang im Krankenhaus. Sands hatte mir das Gesicht bis auf den Knochen zerschnitten. Er hatte mir mit einer Zigarre Brandwunden zugefügt. Nichts davon war lebensbedrohlich, aber ich hatte schlimme Schmerzen, und die Ärzte waren besorgt wegen möglicher Infektionen, weil die Wunden so tief waren.
    Ich wollte sterben, Vater. Ich war entschlossen zu sterben. Ich hatte absolut und

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