Das Boese in uns
tritt hinter Kirby und packt ihren Kopf an beiden Seiten, bis sie sich nicht mehr bewegen kann. Michael bringt die Picana vor Kirbys Mund in Position.
»Du kannst den Mund entweder freiwillig öffnen, oder ich ramme dir den Stab so lange gegen die Zähne, bis sie nicht mehr im Weg sind.«
Kirby lächelt nicht mehr und antwortet auch nicht. Stattdessen öffnet sie gehorsam den Mund.
»Letzte Chance«, sagt Michael. »Möchtest du deine Sünden beichten?«
Kirby streckt die Zunge heraus und macht »Aaah«, als würde ein Arzt ihren Hals kontrollieren.
Michael zögert nicht länger. Er schiebt die Picana zwischen ihre Zähne und tief in ihren Schlund. Ich kann es daran erkennen, dass ihr Gesicht rot anläuft, wobei sie zu würgen anfängt. Frances nimmt die Hände von Kirbys Kopf. Es ist eine flüssige Bewegung. Sie und ihr Bruder haben das schon häufiger getan.
In diesem Moment drückt er auf den Knopf im Griff der Picana.
Das Resultat zeigt sich augenblicklich, und es ist scheußlich und abstoßend. Kirbys Körper wird starr, als der Strom ihre Muskulatur verkrampfen lässt. Ihre Augen quellen aus den Höhlen, und ihre Zähne schnappen mit solcher Wucht auf den Stab in ihrem Mund, dass ich überrascht bin, dass sie nicht zersplittern. Urin rinnt an ihren Beinen herab. Ihr Bauch zuckt; mir wird bewusst, dass ihr Darm sich wahrscheinlich gegen ihren Willen entleert.
Es dauert nur eine Sekunde, doch es kommt mir wie eine Stunde vor.
Michael lässt den Knopf los. Kirby reißt den Mund weit auf, und Michael zerrt die Picana aus ihrem Hals. Mit dem Stab kommt Erbrochenes, gefolgt von weiteren konvulsivischen Zuckungen. Krämpfe lassen ihren Körper erbeben, während Muskeln und Gehirn verzweifelt überlegen, wie sie auf das soeben Erlebte reagieren sollen. Sie kippt mitsamt dem Stuhl seitwärts und landet krachend auf den Dielen, wo sie weiter zuckt. Ihre Augenlider flattern. Nach einer Weile lassen die Krämpfe nach, und wir hören ihren Atem vom Fußboden widerhallen. Es sind tiefe, abgehackte Atemzüge.
Michael steht abwartend da und beobachtet sie. Dann tritt er hinter sie, greift nach unten und stellt sie mitsamt dem Stuhl wieder hin. Ich kann nicht fassen, wie sehr Kirby sich in diesen letzten Sekunden verändert hat. Ihr Gesicht ist triefnass vor Schweiß, ihr Kinn und ihre Brust sind bedeckt von Erbrochenem, und ihre Augen blicken wirr.
Michael beugt sich vor. Er schiebt Kirby eine schweißverklebte Locke aus der Stirn.
»Nun, mein Kind? Bist du jetzt bereit zu beichten? Hab keine Angst, Gott wird dir alle Sünden vergeben, die du aufrichtig bereust.«
Kirby öffnet den Mund, um zu sprechen, bringt aber keinen Laut hervor. Sie schließt ihn wieder, schluckt, kämpft sichtlich um Haltung. Dann hebt sie den Kopf und schenkt Michael das zuckersüßeste Lächeln, das ich bei dieser eiskalten Killerin je gesehen habe.
»Komm, Süßer, steck ihn mir wieder rein.«
»Mein Gott!«, sage ich. »Wie lange noch, Alan?«
»Zehn Minuten.«
Zehn Minuten? Was wir soeben gesehen haben, hat sich innerhalb von zwei Minuten abgespielt!
»Ich weiß nicht, ob sie so lange durchhält.«
»Sie wird durchhalten«, sagt James.
Ist das eine Hoffnung oder ein Gebet?, frage ich mich.
»Wenn du darauf bestehst«, sagt Michael in der Liveübertragung. »Aber glaub mir, am Ende bleibt es sich gleich. Wir alle zerbrechen unter dem Willen Gottes. Gott ist Liebe.«
Frances packt erneut Kirbys Kopf, und Michael bringt die Picana vor ihren Mund.
»Fahr schneller, Alan!«, dränge ich meinen Freund. »Bitte!«
Kapitel 42
»Die Vorhänge sind zugezogen«, erklärt Brady. »Wie ist ihr Zustand? Kann sie die Blendgranaten ertragen?«
Kirby hat die Picana noch drei weitere Male in den Hals bekommen. Sie ist nicht zerbrochen, doch ihr freches Mundwerk ist verstummt - das sicherste Zeichen, dass sie leidet. Ihr Kopf hängt nach vorn. Einzig ihre Augen blicken immer noch trotzig.
»Sie kann.«
Das Haus liegt in Reseda. Es ist ein älteres Gebäude im Ranchhaus-Stil aus den 1960cm, das seither nicht großartig renoviert wurde. Die blau-weißen Holzumrandungen sind gesprungen, und die Farbe blättert ab. Der Rasen ist vertrocknet. Die Fenster sind schmutzig, die Vorhänge sehen alt und schäbig aus. Die Murphys machen sich nichts aus diesem Haus; es ist für sie bloß ein Ort, an dem sie zwischen den Morden ihr Lager aufschlagen.
Brady zeigt mit dem Finger auf die Panoramafenster, die zum Wohnzimmer führen.
»Es wird nicht
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