Das Boese in uns
sie.«
Kapitel 40
Kirby erscheint im Blickfeld der Kamera, nackt und an einen Stuhl gefesselt. Michael Murphy steht neben ihr. Er ist wütend.
»Ich habe Ihnen gesagt, dass wir uns gewaltlos ergeben würden! Ich habe nicht erwartet, dass Sie unser Tun akzeptieren, aber ich hätte gedacht, dass Sie wenigstens das Gesetz achten.«
»Herrgott noch mal, halt endlich die Fresse«, sagt Kirby und verdreht die Augen.
»Kirby, diese dumme Nuss!« Brady schüttelt den Kopf. »Sie lernt einfach nicht, das Maul zu halten.« Ich habe Brady zurückgerufen, sobald wir wussten, was dieser Videoclip zu bedeuten hatte.
Michael Murphy tritt vor Kirby hin. Wir sehen nur seinen Rücken und seine Beine.
»Du bist nicht in der Position, mir in Gottes Namen zu drohen!«, sagt er.
»Leck mich, du Spinner«, entgegnet Kirby. »Und dein Gott kann mich ebenfalls mal, aber richtig.«
Ich rechne damit, dass er sie ohrfeigt, doch er holt aus und schlägt ihr mit der geballten Faust ins Gesicht. Das Geräusch kommt satt durch den Computerlautsprecher, und Kirby kippt mitsamt dem Stuhl hintenüber.
»Mistkerl«, flüstere ich.
Die Kamera war während der gesamten Szene stationär. Jetzt bewegt sie sich, wobei sie ein klein wenig wackelt. Frances muss sie vom Stativ genommen haben. Sie zoomt auf Kirbys Gesicht. Kirby liegt auf einem Holzboden, der Kopf eingerahmt von langen blonden Strähnen. Ihre Augen sind glasig, ihre Lippen aufgeplatzt. Blut strömt über ihr Kinn und die linke Wange. Sie schüttelt benommen den Kopf und lacht.
»Du Weichei kannst nicht mal richtig zuschlagen.«
»Oh, Kirby!«, ruft Callie aus. »Du dumme Pute! Halt die Klappe!«
Sie denkt nicht mal daran. Kirby ist und bleibt Kirby.
Michael packt sie bei den Haaren und zerrt erbarmungslos daran, bis sie mit ihrem Stuhl wieder in einer sitzenden Position angelangt ist. Kirby dreht den Kopf nach rechts und spuckt das Blut aus, das sich in ihrem Mund gesammelt hat. Dann wendet sie sich der Kamera zu, und wir alle sehen ihre kalten, erbarmungslosen Killeraugen.
»Ich werde dich töten«, sagt sie. »Dich und deine Schwester. Ich will, dass du das weißt. Und niemand hat mich hergeschickt. Eine der Frauen, die ihr umgebracht habt, war eine alte Freundin von mir.« Sie grinst. Ihre Zähne sind rot von ihrem eigenen Blut. »Ich dachte, ich erwidere den Gefallen.«
»Mord ist eine Sünde«, tadelt Michael sie. »Wir haben im Namen Gottes getötet. Wenn du uns aus Rache tötest, wirst du zur Hölle fahren.«
Tatsächlich?, denke ich. Was ist mit Ambrose, dem Mann, den du um seiner Identität willen ermordet hast? Geschah das auch im Namen Gottes?
Es ist eine sinnlose Frage. Murphys Antwort wäre ohne jeden Zweifel: »Selbstverständlich.«
Kirby zuckt die Schultern. »Dann sehen wir uns dort wieder.« Ein weiteres Grinsen aus geplatzten Lippen und roten Zähnen. »Du wirst schon sehen.«
»Du bist wirklich aus eigenen Stücken hierhergekommen?«, fragt Michael.
»Ich arbeite immer allein, Arschloch. Ich hab noch nie in einem Team gearbeitet.«
»Pech für dich«, sagt er, »dass du die zweite Überwachungskamera übersehen hast. Wir haben auf dich gewartet, als du durch die Tür gekommen bist.«
»Tja, was soll ich sagen? Nobody is perfect. Ihr hättet mich sofort erledigen sollen. Taser sind etwas für Pussys.«
»Immerhin haben wir dich sauber von den Beinen geholt«, sagt Frances.
Kirby grinst. »Von den Beinen, Dummerchen, ist nicht tot. Kein geschickter Schachzug von euch.« »Wie heißt du?«, fragt Michael.
»Wo wir auf einer religiösen Veranstaltung sind - warum nennst du mich nicht einfach Eve?« Sie kichert. »Ich hatte schon immer eine Vorliebe für sie, weißt du? Hier, iss den Apfel. Lecker, lecker.«
»Also schön, wie du meinst. Bist du katholisch, Eve?«
Sie verdreht die Augen. »Göttliche Wesen sind was für Schwächlinge. Ich glaube an harte Fäuste, an Schusswaffen, an den Suff, an Selbstbefriedigung, wenn ich keinen Kerl habe, und an einen hübschen harten Schwanz, wenn ich einen habe.« Sie zwinkert. »Verstehst du, was ich meine?«
»Gotteslästerliches Miststück«, flucht er.
»Oh, danke, Arschloch.«
»Warum hörst du nicht auf, mich so zu nennen, Eve? Ich heiße Michael.«
»Arschloch passt aber viel besser zu dir.«
Er seufzt. »Ich sehe schon, es wird ein hartes Stück Arbeit, dich zum Beichten zu bringen.«
»Oh, du willst mich foltern? Ist ja geil.«
»Warum hört dieser Clip nicht auf?«, frage ich.
»Das ist kein
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