Das Boese in uns
die Beine übereinander - ein Zeichen an Stacy. Sie tat, was ich ihr gesagt hatte: Sie blickte Jasper direkt in die Augen und fuhr sich mit der Zunge langsam, obszön und nass über die Lippen. Dann drehte sie sich um und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort.
Und Jasper schrie auf. Es war ein Schrei voll verzweifelter Wut, wie ein Raubtier ihn ausstoßen mag, wenn die sicher geglaubte Beute ihm aus den Fängen schlüpft. Es war nur ein einziger Schrei, ein Kreischen, ein hohes, schrilles Geräusch, als hätte jemand ihm die Eier mit einer Zange zerquetscht.
Ich beugte mich über den Verhörtisch und sah ihn an.
»Es muss sich ja verdammt geil angefühlt haben«, sagte ich mit dunkler, rauchiger Stimme, »den Frauen in die Augen zu sehen, wenn sich die Angst darin spiegelte ... das Wissen, dass sie sterben müssen.«
Ich erinnere mich an seinen Blick, aus dem Entsetzen, Faszination und Hoffnung sprachen. Beinahe konnte ich seine Gedanken hören: Kann es sein, dass sie mich wirklich versteht? Ist das möglich?
Ja. Es war möglich, wenngleich nicht auf die Art und Weise, wie er dachte. Ich fühlte es, ich verstand es, doch letzten Endes war mein Verstehen rein synthetisch; einzig Jaspers Liebe war echt.
Er plapperte und schwafelte, schwitzte und zitterte. Er erzählte mir alle seine Geheimnisse. Er war so glücklich, dass er sich mitteilen konnte, so dankbar, endlich ein Publikum gefunden zu haben. Ich lauschte und nickte und tat so, als fühlte ich mit ihm.
Mir kam der Gedanke, dass Jasper wahrscheinlich genau das Gleiche getan hatte, um die Frauen zu ködern. Machte ihn das zu meinem Opfer? Unsere Ziele unterschieden sich nicht allzu sehr. Jasper wollte die Frauen vernichten, und ich wollte Jasper vernichten. Der Unterschied zwischen uns war nur der, dass Jasper es verdient hatte.
Keiner dieser Gedanken hatte sich in meinem Gesicht gespiegelt. Ich hatte Jasper mit ungeteilter Aufmerksamkeit zugehört. Einmal hatte ich sogar seine Hand gehalten, als er weinte. Armer Jasper, hatte ich geflüstert. Armer, armer Jasper.
Als ich an jenem Abend nach Hause kam, legte ich mich in die Badewanne, bis das Wasser kalt wurde.
AD Jones bittet mich, erneut in dieses Öl zu springen, hineinzutauchen und so zu fühlen wie der Mann, der Lisa umgebracht hat.
»Ich habe noch nicht genügend Informationen«, sage ich. »Keine emotionale Komponente. Die Tat als solche ist dreist und sehr riskant. Das hat eine Bedeutung für unseren Mann. Es ist entweder eine Botschaft, oder es steigert den Nervenkitzel. Oder beides.«
»Was für eine Botschaft?«
Der Gedanke ist wie aus dem Nichts in meinem Kopf. »>Ich bin vollkommen<. Oder: >Der Grund für mein Tun ist die Vollkommenheit.<«
AD Jones runzelt die Stirn. »Ich verstehe nicht.«
»Es ist wie ein Mord in einem abgeschlossenen Raum. Er hat während des Fluges getötet, in zehntausend Metern Höhe, eingeschlossen in der Kabine und umgeben von Zeugen. Ich vermute, er hat Lisa bereits zu Beginn des Fluges getötet, sodass er die ganze Zeit neben ihrer Leiche sitzen und den Nervenkitzel genießen konnte. Es muss eine unwiderstehliche Verlockung für ihn gewesen sein. Würde es jemand bemerken? Falls ja, gab es keinen Ausweg. Keine Fluchtmöglichkeit. Nur jemand, der perfekt ist, kann so etwas zustande bringen, kann den Mut aufbringen, kann seine Angst besiegen. Er fühlte sich sicher - entweder aufgrund seiner Fähigkeiten oder weil das, was er getan hat, richtig war.« »Was noch?«
»Er ist gerissen, diszipliniert und zu langfristigem, akribischem Planen imstande. Er ist älter, aber noch kein alter Mann. Mitte bis Ende vierzig, schätze ich.«
»Wieso?«
»Ein Jüngerer wäre nicht so selbstsicher und routiniert.« Ich seufze. »Wir werden die anderen Passagiere befragen, aber ich kann jetzt schon garantieren, dass sämtliche Personenbeschreibungen ungenau sein werden.«
»Sie meinen, er hat eine Verkleidung benutzt?«
»Ja. Aber er wird sich nur geringfügig verändert haben, durch eine andere Haarfarbe beispielsweise, oder gefärbte Kontaktlinsen. Der Unterschied wird wohl eher in der Persönlichkeit liegen. Er wird ein charakteristisches Verhalten einstudiert haben, das in den Erinnerungen der Zeugen hervorsticht ... etwas, das ihre Aufmerksamkeit gefesselt und jegliche andere Beobachtung überdeckt hat.«
»Was macht Sie da so sicher?«
»Alles andere wäre nicht perfekt. Nur Perfektion reicht aus, nur Vollkommenheit.«
Johnston hat sich inzwischen daran
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