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Das Böse kommt auf leisen Sohlen

Das Böse kommt auf leisen Sohlen

Titel: Das Böse kommt auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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gegeben! Ihm, Mr. Cooger! Du willst dich doch nicht etwa mit ihm treffen?" 
    "Na schön, es ist Mr. Cooger. Junge, diese Augen! Wenn ich mich heute abend mit ihm treffe, dann geht alles in einem Aufwaschen. Will, was ist denn los mit dir?" 
    "Mit mir?" Sie standen am Gartenzaun, wisperten heftig miteinander und warfen ab und zu einen scheuen Blick zum Fenster hinauf, wo gelegentlich ein Schatten vorbeihuschte. Will hielt inne. Die Musik begann wieder in seinem Kopf zu orgeln. Verdutzt blinzelte er. 
    "Jim – die Melodie, die die Orgel spielte, als Mr. Cooger immer jünger wurde..." 
    "Ja?" 
    "Das war der Trauermarsch – rückwärts abgespielt!" 
    "Welcher Trauermarsch?" 
    "Welcher! Jim, Chopin hat doch nur den geschrieben. Den Trauermarsch!" 
    "Aber warum lief er rückwärts ab?" 
    "Mr. Cooger marschierte doch weg vom Grab, nicht drauf zu. Er wurde doch kleiner, jünger, statt älter..." 
    "Will, du bist toll!" 
    "Klar, aber..." Will wurde starr. "Er ist da. Am Fenster. Wink ihm zu. Wiedersehen! Und nun geh weiter und pfeif etwas. Nicht Chopin, um Himmels willen..." 
    Jim winkte, Will winkte. Beide pfiffen "O Susanna". 
    Der Schatten am Fenster machte eine Handbewegung. 
    Da rannten die beiden Jungen die Straße entlang. 

Zwanzigstes Kapitel 

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    In zwei Häusern wartete das Essen.
    Eine Stimme schrie Jim an, zwei Stimmen schrien Will  an. 
    Beide wurden hungrig nach oben geschickt. 
    Um sieben Uhr fing es an, um drei Minuten nach  sieben war es vorbei. 
    Türen schlugen. Schlösser klickten. 
    Uhren tickten. 
    Will lehnte an der Tür. Das Telefon stand unerreichbar  draußen. Und selbst wenn er anrief, würde Miss Foley  sich nicht melden. Inzwischen hatte sie die Stadt schon  verlassen... Mein Gott! Außerdem – was sollte er sagen?  Miss Foley, dieser Neffe ist nicht Ihr Neffe? Dieser Junge ist kein Junge? Würde sie nicht lachen? Natürlich  würde sie lachen. Denn der Neffe war ihr Neffe, und der  Junge war ein Junge, jedenfalls schien es so. 
    Er wandte sich zum Fenster. Drüben, auf der anderen  Straßenseite, stand Jim mitten in seinem Zimmer und  kämpfte mit denselben Sorgen. Jeder trug den Kampf mit  sich allein aus. Es war noch zu früh, das Fenster zu  öffnen und einander zuzuflüstern. Unten paßten die  Eltern auf, spitzten die Ohren, als hätten sie winzige  Antennen drin. 
    In beiden Zimmern warfen sich die Jungen auf ihre  Betten, suchten in den Tiefen der Matratzen nach  Schokoladenstücken, die sie da in fetten Zeiten versteckt  hatten, und aßen bedrückt. 
    Uhren tickten. 
    Neun. Halb zehn. Zehn. 
    Ein leises Rütteln an der Tür. Dad machte auf. 
    Dad, dachte Will. Komm herein. Wir müssen  miteinander reden! 
    Aber Dad schwieg draußen auf dem Flur. Nur seine  Verwirrung, sein stets erstauntes, immer ein wenig  bestürztes Gesicht war durch die Tür zu spüren. 
    Er kommt nicht herein, dachte Will. Herumlaufen,  drumherumreden, den Dingen davonlaufen – ja. Aber  herkommen, hinsetzen, zuhören? Wann hatte er das je  getan? Wann würde er es einmal tun? 
    "Will..." 
    Will zuckte zusammen. 
    "Will", sagte Dad. "Will, sei vorsichtig." 
    "Vorsichtig?" schrie Mutter im Flur. "Mehr willst du  ihm nicht sagen?" 
    "Was denn sonst noch?" Dad ging die Treppe hinunter.  "Er springt, ich krieche. Wie kann man zwei solche Menschen zusammenbringen? Er ist zu jung, ich bin zu  alt. Gott, manchmal wünsche ich mir, wir hätten nie..." 
    Die Tür schlug zu. Dad ging auf dem Bürgersteig  davon. 
    Will hätte am liebsten das Fenster aufgestoßen und ihm  nachgerufen. Dad war plötzlich so einsam und verloren  in der Nacht. Es geht nicht um mich, Dad, mach dir  meinetwegen keine Sorgen, Dad, dachte er, aber du sollst  zu Hause bleiben! Draußen ist's nicht sicher. Geh nicht  weg! 
    Aber er schwieg. Und als er schließlich ganz leise das  Fenster öffnete, war die Straße leer. Er wußte, es war nur  eine Frage der Zeit, bis auf der anderen Seite der Stadt  das Licht im Fenster der Bibliothek anging. Wenn die  Flüsse über die Ufer traten, wenn Feuer vom Himmel  fiel, welch ein schöner, sicherer Platz war dann doch die  Bibliothek mit ihren vielen Sälen, ihren vielen Büchern.  Mit ein bißchen Glück findet einen keiner. Wie sollten  sie auch, wenn man weit fort war, in Tanganjika im Jahre  1898, in Kairo im Jahre 1812, in Florenz im Jahre 1491? 
    "Vorsichtig..." 
    Was meinte Dad damit? Roch er das

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