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Das Böse kommt auf leisen Sohlen

Das Böse kommt auf leisen Sohlen

Titel: Das Böse kommt auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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Augenblick Dunkelheit jeden Raum ausfüllen und die Lichter für immer auslöschen. 
    Will dachte: Auf dem Rückweg in die Stadt, da hab ich meine Karten fortgeworfen. Aber, sieh mal... 
    Jim hält die seinen immer noch in der Hand. Will zitterte. 
    Was dachte Jim, was wollte er, was hatte er nur vor, jetzt, wo Tote lebten, nur durch das Feuer weißglühender elektrischer Stühle lebten? Liebte er den Zirkus immer noch so sehr? Will lauschte. Er forschte. Ein schwaches Echo – ja, es kam und ging in Jims Augen; denn Jim war immer noch Jim, selbst jetzt, wo er hier stand und das fahle Licht der Gerechtigkeit ihm auf die Backenknochen fiel. 
    "Der Polizeichef", sagte Will. "Der wird uns anhören..." 
    "Ja", sagte Jim gedehnt. "Der wacht gerade lange genug auf, um nach einem Schmetterlingsnetz zu schicken. Hölle, Will, zur Hölle damit! Nicht einmal ich glaub das, was in den letzten vierundzwanzig Stunden passiert ist!" 
    "Aber wir müssen es doch wenigstens versuchen, jemanden suchen, der höher ist – jetzt, wo wir wissen, was auf dem Spiel steht." 
    "Okay, was steht denn auf dem Spiel? Was ist denn Böses an dem Zirkus? Weil eine Frau sich vor dem Spiegellabyrinth erschreckt hat? Selber schuld, wird die 
    Polizei sagen. Ein Haus beraubt? Okay, wo ist denn der Einbrecher? Versteckt er sich in der Haut eines alten Mannes? Wer glaubt uns das schon? Wer glaubt uns denn, daß ein alter Mann ein zwölfjähriger Junge war? 
    Ein Blitzableiterverkäufer ist verschwunden? Klar, er hat seine Tasche zurückgelassen. Aber er kann doch die Stadt nicht verlassen haben..." 
    "Der Zwerg in dem Zelt..." 
    "Den hab ich gesehen, und du hast ihn gesehen, und er sieht dem Blitzableiterverkäufer ein bißchen ähnlich, klar – aber kannst du denn beweisen, daß er einmal größer war? Nein! Genausowenig wie du beweisen kannst, daß Cooger einmal klein war. Damit sind wir genauso weit wie zuvor, wir stehen auf der Straße, haben keinen Beweis außer dem, was wir gesehen haben, sind nur zwei Kinder, und das Wort der Zirkusleute steht gegen das unsere. Außerdem hat die Polizei dort ne Menge Spaß gehabt. Herr im Himmel, ist das ein Durcheinander! 
    Wenn's nur irgendeine Möglichkeit gäbe, sich jetzt noch bei Mr. Cooger zu entschuldigen..." 
    "Entschuldigen?" schrie Will. "Bei einem menschenfressenden Krokodil? Herrjemine! Du willst immer noch nicht einsehen, daß man sich mit diesen Ulmers und Goffs auf nichts einlassen kann." 
    "Ulmers? Goffs?" Jim sah ihn nachdenklich an. Ulmers und Goffs, das waren die Namen, die sie selbst den Geschöpfen gegeben hatten, die durch ihre Jungenträume wankten und drehten und schwebten. In Wills bösen Träumen stöhnten die Ulmers, sie hatten keine Gesichter. In Jims bösen Träumen kamen die Goffs vor, sie wucherten wie riesige Giftpilze, die sich von Ratten nährten, die sich wiederum von Spinnen nährten und die, weil sie groß genug waren, von Katzen. 
    "Ulmers! Goffs!" sagte Will. "Muß dir denn erst ein Zehntonnenpanzerschrank auf den Kopf fallen? Denk doch, was bereits mit den zwei Menschen passiert ist, mit Mr. Elektriko und diesem schrecklichen verrückten Zwerg! In dieser vertrackten Maschine kann mit Menschen alles mögliche passieren. Wir wissen's, weil wir's gesehen haben. Vielleicht haben sie den Blitzableiterverkäufer absichtlich so zusammengequetscht, vielleicht ist auch etwas schiefgegangen. Tatsache ist, daß sie ihn durch die Mangel gezogen haben, daß er unter ein Dampfkarussell gekommen ist. Verrückt! Er erkennt uns ja nicht einmal mehr! Reicht das denn noch nicht, daß dir angst und bange wird? Vielleicht ist sogar Mr. Crosetti..." 
    "Mr. Crosetti macht Urlaub." 
    "Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Da ist sein Laden. Da hängt das Schild WEGEN KRANKHEIT GESCHLOSSEN. Was für eine Krankheit ist das denn, Jim? Hat er auf der Festwiese zu viel süßes Zeug gegessen? Ist er seekrank geworden, weil er auf jedem Ding fahren wollte?" 
    "Hör auf, Will." 
    "Nichts da, ich hör nicht auf. Klar, die Sache mit dem Karussell klingt toll. Glaubst du vielleicht, ich will immer dreizehn bleiben? Ich nicht! Aber zum Teufel, Jim, denk doch mal vernünftig: Du willst doch nicht wirklich zwanzig sein!" 
    "Worüber haben wir denn sonst den ganzen Sommer geredet?" 
    "Geredet schon. Aber stürz dich kopfüber in die Teufelsmaschine und laß dir die Knochen langziehen, Jim, dann weißt du nachher nicht mehr,

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