Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition)
Mitglieder des Schülerrats – die sich nie eine Pause gönnten – und versuchten, zwischen dem ganzen Papierkram der Ball-Organisation Platz für ihre Bagels zu schaffen. Am Wasser bildeten Tracy Lampert und ihr Gefolge aus der Elften einen amorphen Haufen, ließen ihre nackten Füße über den Steg baumeln und flochten sich gegenseitig Kirschblüten ins Haar. Und an meinem üblichen Tisch in der hinteren Ecke der Terrasse saßen die Mädchen aus der Zwölften in einer Reihe nebeneinander und sahen aufs Meer hinaus, nachdem sie ihre cholesterinreduzierten Quiches verspeist hatten.
»Gesichtsmassage um fünf, Nat?«, fragte Jenny Inman, als die Mädchen auf dem Weg zum Parkplatz an mir vorbeikamen.
»Ich ruf dich an!«, lächelte ich und versuchte, ihren leichten Anflug von Verständnislosigkeit darüber, dass ich heute nicht an unserem Tisch saß, zu ignorieren.
Die Mädchen wussten, dass Kate eines meiner Lieblingsprojekte war. Heute Morgen hatte ich ihr angeboten, ihr bei der Suche nach einem passenden Mardi-Gras-Kostüm in einem der Secondhand-Läden an der Straße zu helfen. Aber als ich jetzt sah, wie sie hektisch ihren Cappuccino schlürfte, das Ende ihres langen Pferdeschwanzes auf Haarspliss untersuchte und gleichzeitig versuchte, unsere Bedienung um die Rechnung zu bitten, fragte ich mich, ob sie nicht viel mehr Hilfe brauchte als die bei der Wahl ihres Kostüms. So viel unnötiges Multitasking – dabei war Kate normalerweise die Ruhe selbst. Als ich merkte, dass sie immer noch eine Antwort auf ihre Frage erwartete, beschloss ich, ihr nicht zu sagen, dass nervöse Menschen einen merkwürdig beruhigenden Einfluss auf mich hatten.
»Ich bin ruhig«, antwortete ich stattdessen, »weil ich schon ein Kostüm für heute Abend habe. Du bist in Panik«, fuhr ich fort und betrachtete die Menge der Mardi-Gras-verrückten Palmetto-Kids um uns herum, »weil dich das Fieber gerade erst gepackt hat.«
In diesem Augenblick kam ein Rudel Bambis an unserem Tisch vorbei, die über die begrenzte Auswahl an Netzstrümpfen im Kostümladen an der Ecke jammerten.
»Du hast recht.« Kate lachte, sah mich an und warf das bernsteinfarbene Haar über ihre Schulter. »Pfeif auf das Fieber!«
Ich bot ihr einen Kaugummi an und nickte zu dem abziehenden Bambi-Rudel hinüber.
»Ich nehme an, du verweigerst dich dem Kostümzwang der Zehnten dieses Jahr?«, wollte ich wissen. »Ich hab etwas von … Bordell-Chic gehört.«
Kate schnaubte und unterschrieb den Kreditkartenbeleg, den die Bedienung endlich gebracht hatte. Wir standen auf und schoben die Korbstühle an den Tisch.
»Damit ich inmitten der ganzen Bambis untergehe?« Sie schüttelte sich und ließ dabei ihr Haar im Sonnenlicht aufleuchten. »Lieber geh ich in den Kirchenchor.«
Ich grinste bei der Vorstellung, wie Kate zusammen mit einem Haufen Jugendgruppenkinder vor der Kanzel Kirchenlieder schmetterte, und warf ein paar Extra-Dollar auf den Tisch, bevor wir gingen. Auch wenn meine Mutter es niemals mehr zugeben würde, war sie die ersten vierzehn Jahre meines Lebens selbst Bedienung gewesen, daher wusste ich, was es bedeutete, wenn das Trinkgeld zu mickrig ausfiel.
Kate sah sich verschwörerisch um und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern: »Heute Abend werde ich die Sache mit Baxter klarmachen – der mich übrigens immer noch nicht gefragt hat, ob ich mit ihm zum Ball gehe.«
»Also deshalb flippst du so aus!«, neckte ich sie. Baxter Quinn war der berüchtigtste Säufer der Palmetto und der Dealer für die meisten unserer Partys. Er war groß und blond und auf eine Kurt-Cobain-Art sexy. Auch wenn er sich häufig kaum aufrecht halten konnte, konnte er sich über einen Mangel an Mädchen nicht beklagen.
»Und deshalb bist du so ruhig«, gab Kate zurück und zog mich über ein paar Pfützen auf der Promenade – und außer Hörweite der restlichen Palmetto-Kids. »Du hast dir mit Mike schließlich den Hauptgewinn gesichert. Ich wette, du kannst dich nicht mal mehr daran erinnern, wie es ist, wegen einem Kerl Stress zu haben.«
Für einen kurzen Moment verlangsamten sich meine Schritte. Mich wegen eines ganz bestimmten Kerls zu stressen, war genau das, was ich nicht wollte – seit ich am Abend zuvor diese beunruhigende SMS von meinem Dad bekommen hatte. Unnötig zu sagen, dass die Tatsache, dass er »wieder ein freier Mann« war, nicht ganz so großartig war, wie er behauptete.
Ich spürte, wie ich den Kaugummi zwischen meinen Kiefern beinahe zermalmte. Immer
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