Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition)

Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition)

Titel: Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
Vom Netzwerk:
zusammengepresst, aber seine Augen sprühen, sie lachen fast. Auf merkwürdige Weise scheinen sie das einzig Lebendige in seinem Gesicht zu sein. Sie sind faszinierend fremd und gleichzeitig vertraut.
    »Was machst du denn?«, frage ich.
    »Ich lächle«, antwortet er. »Nur mit den Augen. Weißt du noch?«
    Selbst im Traum erinnere ich mich daran. Etwas in seinem Gesicht ruft eine frühe Erinnerung in mir wach: Wie J. B. alle Neuntklässlerinnen für den Cotillion in einer Reihe aufstellte. Er flirtete und versuchte, uns dazu zu bringen, einen verführerischen Augenaufschlag zu üben, während wir unsere Münder höflich geschlossen hielten. Als er die Reihe entlangging, kicherten die anderen Mädchen, aber ich schwitzte in meinem hochgeschlossenen Kleid. Justin blieb vor mir stehen, und dann war er es, der erstarrte. »Du kommst mir bekannt vor. Haben wir uns schon einmal irgendwo getroffen?«
    »Das musst du immer noch lernen«, fährt J. B. fort, den Blick weiterhin auf mich gerichtet. Seine grünen Augen leuchten intensiv, während sich seine Haut grün verfärbt und seine Lippen blau werden.
    »Du kannst nicht hier sein«, sage ich schließlich und ziehe den weißen Vorhang vor dem Kutschfenster beiseite, um nach draußen zu sehen. Ich bekomme Platzangst in der Kutsche. »Du musst gehen. Mike wird jeden Augenblick auftauchen.«
    J. B. schüttelt den Kopf. Auf einmal wirkt er sehr müde. Und dann spüre ich erneut einen Luftzug – diesmal ist er eiskalt –, als Justin wegsieht. Ich schaudere und bekomme eine Gänsehaut.
    »Wie ich schon sagte«, flüstert er fast, »es hat eine kleine Planänderung gegeben.«
    Dann lehnt er sich in seinem Sitz zurück und schließt langsam die Augen.
    »Natalie Carolina Hargrove!«
    Schlagartig riss ich die Augen auf, als meine Mutter am nächsten Morgen aus der Küche zu mir hinaufrief. Ich schüttelte den Kopf, um den Traum zu verscheuchen, nein, ihn völlig zu verdrängen. Doch immer noch hatte ich Gänsehaut am ganzen Körper. Ich zog mir die Decke über den Kopf und vergrub mich wieder in den Kissen, als meine Mutter schrie:
    »Die Dukes sind hier! Komm runter und frühstücke mit deiner zukünftigen Familie!«
    Meine zukünftige Familie ? Nur über meine Leiche. Das ging zu weit, selbst für meine Mom. Vielleicht bestand sie ja darauf, diese unsägliche Verlobung durchzuziehen, aber ich würde niemals Richard Duke oder seine schweineähnliche Tochter Darla als Familie betrachten.
    »Ich hab keinen Hunger!«, schrie ich zurück. Es reichte, dass man mich mit den Dukes zur Kirche schleifen und den Blicken von ganz Palmetto aussetzen würde. Mehr Zeit konnte ich auf keinen Fall mit ihnen verbringen, ohne durchzudrehen. Ich wusste, dass mich ein Frühstück mit der neuesten Investition meiner Mutter in den geistigen Bankrott treiben würde, und ich musste heute voll da sein, wenn wir zur Kirche kamen.
    »Das finde ich nicht gut«, antwortete meine Mutter. Sie hatte meine Tür einen Spalt geöffnet und steckte ihren rotblonden Kopf herein.
    »Kannst du dir nicht ein bisschen Mühe geben? Für mich?« Sie zog einen übertriebenen Schmollmund, was durch den zu dick aufgetragenen blasslila Lippenstift noch grotesker wirkte.
    »Hast du nicht gesagt, wir würden zur Kirche gehen?«, fragte ich, während ich sie kritisch betrachtete. Ihr gesträhnter Pony war zentimeterhoch auftoupiert, wie es in ihren Kreisen von Gin-Trinkerinnen so beliebt war. Ihre blauen Augen waren von silbernem Lidschatten umrahmt, der sie zu unergründlichen – wenn auch etwas billigen – Katzenaugen machte. Das rot-weiß gepunktete Kleid saß so eng, dass sie nur auf ganz besondere Art und Weise Luft holen konnte (kurz und stoßweise, so wie zu Zeiten des Korsetts), von der sie meinte, dass sie niemandem auffiel.
    Sie sah großartig aus – gemessen an Trailerpark-Niveau. Aber meine arme, liebe, hierher verpflanzte Mutter war noch meilenweit davon entfernt, auch nur annähernd für die Kirchenbänke von Palmetto angemessen zu sein.
    »Natürlich gehen wir in die Kirche, Liebes«, antwortete Mom, der das – wenig überraschend – nicht aufzufallen schien. »Gleich nachdem du dich und deinen Kater zu einem gesunden Frühstück mit den Dukes nach unten geschleppt hast.«
    Ich stöhnte auf. Da ich das Bett noch nicht verlassen hatte, wusste ich nicht, inwiefern mein Kater meine Bewegungsfähigkeit einschränken würde – und ich wollte nicht, dass meine Mutter mitbekam, wie ich aus dem Bett fiel. Nachdem

Weitere Kostenlose Bücher