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Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition)

Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition)

Titel: Das böse Spiel der Natalie Hargrove (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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hatte, als die Schüler auf das Stichwort »abschließend« hin nach ihren Taschen griffen.
    »Deshalb möchte ich euch daran erinnern, dass heute in der Mittagspause trotzdem die Ernährungsmesse stattfindet.«
    Während sich der Saal langsam leerte, rief er noch lauter und unter Hammerschlägen: »Und vergesst nicht, eure Stimmen für die Wahl des Prinzen und der Prinzessin von Palmetto abzugeben. Wir betrauern den Verlust von Justin Balmer, aber wir als Schule werden weitermachen.«
    Diesen letzten Satz rief er in einen mittlerweile fast leeren Saal hinein. Wahrscheinlich war es am besten so – auch wenn in meinem Kopf die Palmetto-Wahl und der Tod von J. B. auf seltsame Art miteinander verbunden waren, wollte ich doch nicht, dass der Rest der Schule das ebenso sah.
    Draußen im vollen Gang lief ich los, um endlich Mike zu finden.
    »Gott sei Dank!«, rief ich und warf mich in seine Arme. »Was hast du von Tracy gehört?«, fragte ich atemlos.
    Wow. Das war eigentlich nicht das Erste, was ich sagen wollte.
    »Ich meine … wie geht es dir?«
    Mike sah mich seltsam an. »Hast du meine Nachrichten nicht bekommen?«, fragte er. »Wir müssen reden.«
    Mist. Ich schloss die Augen. Seit ich gestern die zweite SMS von meinem Vater erhalten hatte, hatte ich alle Nachrichten unbesehen gelöscht.
    »Es tut mir leid«, sagte ich und presste mein Gesicht an seine Brust. »Mein Telefon … es spinnt zurzeit. Ich habe nicht …«
    Ich hörte auf zu stammeln, als mir Mike die Hand auf die Schulter legte.
    »Nat«, sagte er.
    Plötzlich bemerkte ich, dass er zitterte.
    Mike konnte im Fitnessstudio mehr stemmen als sonst irgendjemand an der Schule. Als Juniorspieler hatte er drei staatliche Footballrekorde gebrochen. In all unseren Jahren hatte ich ihn bei keinem Horrorfilm auch nur zusammenzucken sehen. Ich hätte bei meinem Leben geschworen, dass Mike King nicht einmal wusste, wie man zitterte. Doch jetzt spürte ich, wie die Brust unter seinem dunkelblauen Pulli bebte, und ich legte den Kopf daran, als könnte ich so seine Panik absorbieren.
    Schließlich sah ich auf und versuchte, in seine braunen Augen zu lächeln, dann nahm ich seine großen, starken Hände in meine und drückte sie an mein Herz.
    »Baby«, sagte ich, »sieh mich an. Halt mich fest. Hör mir zu. Wir wissen nicht mal, ob das, was passiert ist, unsere Schuld ist.«
    Mike schluckte schwer und schüttelte den Kopf. Ich nahm sein Kinn zwischen zwei Finger und flüsterte: »Wir müssen uns zusammenreißen, zumindest so lange, bis wir mehr wissen. Ich weiß, dass es im Moment alles ein bisschen viel ist. Wenn wir die Palmetto-Wahl gewonnen haben, müssen wir uns auf die Krönungsrede konzentrieren. Man muss der Schülerschaft danken und …«
    »Krönungsrede? Machst du Witze? Diese Rede ist die geringste unserer Sorgen«, zischte Mike durch die Zähne hindurch. »Nat, ich hab eine Scheißangst!«
    »Die Krönungsrede ist nicht die geringste unserer Sorgen«, sagte ich so ruhig ich konnte. »Verstehst du denn nicht? Es ist wichtiger als je zuvor, dass wir den Anschein aufrechterhalten, dass alles in Ordnung ist.«
    Mike sah sich im Gang um. »Wir sollten hier nicht so reden.«
    Ich sah, wie er die Tür zur Kammer des Hausmeisters betrachtete und schnell nickte, wie er es immer tat, wenn er eine spontane Entscheidung getroffen hatte. Er zog mich am Arm mit sich, riss die Tür auf und schob mich hinein.
    Aber … sonst gingen wir immer nach draußen unter die Tribüne oder zu unserem Geheimversteck am Wasserfall über der Bucht, um zu reden. Wir versteckten uns nicht in muffigen Hausmeisterkabuffs mit rot blinkenden Notausgangschildern und leeren Müllkübeln. Das hier fühlte sich absolut falsch an.
    »Was ist passiert, als ich im Auto gewesen bin?«, fragte Mike, als er die Tür zuzog.
    »Nichts ist …«
    »Nat!«, unterbrach er mich.
    »Vielleicht hab ich ihn ein ganz klein wenig an den Baum gebunden …«
    Mike wandte sich von mir ab und presste die Stirn an die Wand.
    »Hast du ihm irgendetwas gegeben? Irgendwelche Drogen?«
    »Natürlich nicht!«, antwortete ich empört. »Wofür hältst du mich denn?«
    Ich begann, Verteidigungshaltung einzunehmen.
    »Ich hab ihm sogar ein paar Pillen abgenommen. Wahrscheinlich kann er mir dafür dankbar sein, dass er wenigstens clean war, als ihn die Cops gefunden haben.«
    Mike fuhr herum. »Was sind das für Pillen?«
    »Ich weiß nicht«, meinte ich achselzuckend. »Sie waren in seiner Tasche. Ich hab sie in deinen

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